Flammenherz (German Edition)
Richtung.
Auch Kalech war unter ihnen, und als er Sarin erkannte, lief er freudestrahlend auf ihn zu, zerrte ihn vom Pferd und riss ihn in eine heftige Umarmung.
Der schmächtige Junge schnappte nach Luft und befreite sich nur mühsam aus der Umklammerung seines Bruders. Kalech schob ihn ein Stück von sich und betrachtete seinen Bruder.
»Wo warst du, verdammt noch mal?«, wollte er wissen. Sarin bewegte die Lippen, doch kein Wort verließ seine Kehle. Er wusste irgendwie nicht, wo er anfangen sollte und so verließen nur wirre Wortfetzen seinen Mund. Caleb stieg von seinem Pferd und ging auf Kalech zu.
»Ich werde Euch alles erklären, doch bitte sagt mir zuvor, wo Janet ist«, bat er sichtlich aufgeregt und sah sich dabei suchend um.
»Janet hat sich gestern Nacht mit einem meiner Männer auf den Weg nach Rathasair gemacht«, erklärte Kalech mit einem fast entschuldigenden Blick. Als Caleb begriff, was er da eben gehört hatte, wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht. Er hatte so fest daran geglaubt, Janet jetzt wiederzusehen, dass die Nachricht über ihre Abreise ein Schock für ihn war.
»Wir müssen sofort weiter, um sie zu finden«, rief er mit entschlossener Stimme. Kalech legte ihm eine Hand auf den Oberarm.
»Setzt euch erst ein wenig ans Feuer, trinkt etwas und berichtet. Ihr werdet kein Problem haben sie einzuholen, sie sind nicht sehr schnell unterwegs«, beteuerte er.
Caleb dachte einen Moment lang angestrengt nach und auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Falten. Dann nickte er widerwillig und sie nahmen alle am Lagerfeuer Platz.
Sarin erzählte, was er erlebt hatte und Caleb füllte die Lücken in seinen eigenen Ausführungen. Als der Junge mit gesenktem Kopf von Kalechs Pferd berichtete, lächelte sein Bruder und deutete zu der kleinen eingezäunten Koppel hinter der Lichtung.
»Daniel hat ihn gefunden und zurückgebracht«, sagte er knapp. Dann verriet er, welchen Weg Janet und Daniel nehmen wollten, um nach Rathasair zu gelangen. Er erzählte auch von den Rotröcken, die an Loch Broom gesichtet worden waren und Calebs Miene verfinsterte sich.
Sein Gesichtsausdruck verriet Wut über die englischen Soldaten, aber mehr noch spiegelte sich Besorgnis in seinen Zügen. Er hatte Angst, Janet könnte den Soldaten in die Hände fallen und er wusste nur zu genau, was diese ihr dann antun würden. Nach diesen Neuigkeiten hatte Caleb es nun noch eiliger, aufzubrechen und nachdem ihre Pferde versorgt waren, machten sie sich wieder auf den Weg.
»Ich komme mit«, erklärte Sarin mit fester Stimme und sah seinen Bruder herausfordernd an. Er hatte geglaubt, dass Kalech es ihm verbieten würde, doch der nickte und deutete auf sein Pferd.
»Nimm Tonka. Er ist mittlerweile ausgeruht und lange Ritte gewohnt.« Sarin starrte seinen Bruder fassungslos an, denn mit dieser Reaktion hatte er beim besten Willen nicht gerechnet, doch dann grinste er. Endlich behandelte Kalech ihn wie einen Mann und dafür war er ihm überaus dankbar.
Als ich erwachte, hielt ich meine Augen geschlossen und genoss die Wärme, die mich umgab. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich mich befand und einen Augenblick lang dachte ich sogar, ich sei in der Pension "Shin Cottage". Aber ich war nicht wieder in meiner Zeit, denn plötzlich fiel mir wieder alles ein und ich seufzte laut.
Ich streckte mich ein wenig und spürte plötzlich einen Arm, der um mich gelegt war. Ich hörte ein gleichmäßiges, lautes Atmen.
Wie zur Salzsäule erstarrt, lag ich da und bewegte mich keinen Millimeter. Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah auf die schwielige Hand, die auf meiner Hüfte lag. Ich sog scharf die Luft ein, als mir klar wurde, dass diese raue Männerhand Daniel gehörte.
Langsam und ganz vorsichtig versuchte ich mich aus dem Bett zu schlängeln. Genau in diesem Augenblick wachte Daniel auf und sah mich mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck an.
Wahrscheinlich war auch er sich im ersten Moment nicht bewusst, wo er war, doch als sein Blick auf den Arm fiel, den er um mich geschlungen hatte, fuhr er erschrocken zusammen und zog ihn hastig zurück.
»Verzeihung«, stammelte er kaum hörbar und die Röte stieg ihm ins Gesicht. Seine Verlegenheit nahm mir die meine und ich lächelte ihn sanft an.
»Da gibt es nichts zu verzeihen. Es war seit Langem die wärmste Nacht, die ich verbringen durfte und dafür danke ich Dir«, sagte ich leichthin und beschloss die förmlichen Anreden jetzt endgültig zu vergessen,
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