Flammenherz (German Edition)
Inverarish, einem winzigen Dorf mit kleinen, schlichten Steingebäuden und strohbedeckten Dächern. Die Luft schmeckte salzig und vom Meer her wehte eine leichte Brise.
Seamus schnappte sich den ersten Bewohner, der ihm über den Weg lief. Der kleine, verknitterte, alte Mann sah ihn mit großen Augen an und lauschte Seamus Worten. Ich verstand nicht, was er zu ihm sagte, denn sie unterhielten sich auf Gälisch, aber der Alte nickte eifrig und deutete auf ein einzelnes Haus am Ende der Straße. Freudig erregt kam Seamus zurück und erklärte, dass die Mathesons nicht weit von hier gewohnt hatten.
»Ich habe den Alten gefragt, ob er eine Frau namens Jarla kennt und er konnte mir tatsächlich weiterhelfen.«
Mein Herz begann plötzlich zu rasen und ich spürte, wie mir das Blut in den Ohren rauschte. Waren wir wirklich kurz davor, die Jarla zu finden, nach der wir suchten?
Ich konnte kaum glauben, dass diesmal alles so reibungslos verlaufen sollte, aber ich verbannte den Gedanken ganz schnell in eine der hintersten Ecken meines Kopfes. Schließlich wollte ich das Unheil nicht heraufbeschwören. Seamus deutete auf das kleine Haus am Ende der Straße.
»Dort wohnt sie, ihr vollständiger Name ist Jarla Forsyth. Sie war vor vielen Jahren Haushälterin bei den Mathesons, bis der Hausherr starb und seine Frau spurlos verschwunden ist.«
Wir tauschten alle drei einen hoffnungsvollen Blick, denn es musste sich um die Jarla handeln, über die Imogen geschrieben hatte. Der Tod von Enoch Matheson und das plötzliche Verschwinden seiner Frau bestätigten Imogens Geschichte. Das konnte einfach kein Zufall sein.
Aufgeregt gingen wir die Straße entlang, bis wir vor dem kleinen, verwitterten Haus standen. Wir sahen uns an und schließlich fasste Seamus sich ein Herz, trat vor und klopfte gegen die Holztür. Es dauerte einen Moment, dann öffnete eine alte, weißhaarige Frau und sah uns neugierig an. Ihre Haut war faltig und hatte einen leicht gelben Farbton. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen.
»Ja?«, fragte sie mit zittriger Stimme. Ich trat einen Schritt nach vorne. Sie musterte mich argwöhnisch.
»Mein Name ist Janet Sinclair«, stellte ich mich höflich vor. »Waren Sie mit Imogen Matheson befreundet?« Ihre Lippen zogen sich zu einer geraden, schmalen Linie zusammen und sie funkelte mich feindselig an.
»Ich kenne niemanden mit diesem Namen«, zischte Jarla und wollte mir die Tür vor der Nase zuschlagen.
»Aber Imogen kannte Euch sehr gut«, widersprach ich ihr und wartete angespannt, wie sie auf meine Worte reagieren würde. Die Alte erstarrte und blieb einen Augenblick lang unschlüssig stehen, dann musterte sie mich erneut.
»Ich brauche Eure Hilfe«, sagte ich fast flehend.
»Wobei?«, fragte sie knapp.
»Ich habe dieselbe Reise hinter mir, die auch Imogen vor vielen Jahren hierher geführt hat und nun muss ich noch einmal in die Vergangenheit.« Mehr brauchte ich nicht zu sagen, denn ihre Augen weiteten sich. Sie öffnete die Tür und winkte uns aufgeregt herein. Dabei sah sie sich zu allen Seiten um, als habe sie Angst, jemand würde uns beobachten.
Das Innere des Häuschens bestand nur aus einem winzigen Raum, der sehr karg möbliert war. Es roch unangenehm nach verdorbenen Lebensmitteln. Auf dem Tisch standen schimmlige Essensreste und dicker Staub bedeckte den Boden. Jarla setzte sich auf das schmale Bett an der Wand und sah uns mürrisch an. Ich nahm auf dem einzigen Stuhl Platz. Sarin und Seamus quetschten sich nebeneinander auf eine alte Truhe an der Wand, dann sahen wir alle drei abwartend zu Jarla.
Sie schürzte die Lippen und musterte mich mit einem so durchdringenden Blick, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ich räusperte mich laut und beschloss das Schweigen zu brechen.
»Wie ich schon sagte, ich brauche Eure Hilfe«, wiederholte ich. Sie hob die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen.
»Ihr behauptet also, eine Reise unternommen zu haben. Wenn dem wirklich so ist, dann könnt Ihr mir ja sagen, was dazu notwendig war.«
Ihre Augen funkelten mich herausfordernd an, anscheinend wollte sie sich erst davon überzeugen, dass ich wirklich die Wahrheit sprach. Ich sah zu Seamus und er nickte mir aufmunternd zu.
»Ein Steinkreis, ein Spruch und ein Druidenring«, antwortete ich schnell. Die Alte biss sich auf die Unterlippe, so als würden diese Worte schmerzhafte Erinnerungen in ihr hervorrufen.
»Kennt Ihr Imogen?«, fragte sie nun neugierig und um einiges freundlicher. Ich
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