Flammenherz (German Edition)
und runzelte kurz die Stirn, »er wurde mir gestohlen«, fügte sie ergänzend hinzu, »habe ich mich entschlossen, Imogen zu besuchen.« Ich schluckte und sah sie mit großen Augen an.
»Ihr seid auch in der Zeit gereist?«, fragte ich erstaunt. Jarla nickte und ihr Blick wanderte auf das Buch in ihren Händen.
»Ja, auch ich konnte der Versuchung nicht widerstehen. Drei Jahre, nachdem Imogen wieder zurück in die Zukunft gereist ist, habe ich mich entschlossen, ihr zu folgen. Nach ihrem plötzlichen Verschwinden verdächtigte man mich, etwas damit zu tun zu haben und mein Leben war nur noch ein einziger Albtraum. Ich hatte nichts mehr zu verlieren und doch habe ich es lange nicht gewagt, zu gehen. Meine ganze Hoffnung beruhte darauf, dass die Gerüchte irgendwann verstummen würden, aber das taten sie nicht. Ich wurde als Hexe beschimpft und gemieden und führte ein sehr einsames Leben. Drei lange Jahre habe ich dies alles über mich ergehen lassen, doch dann kam ich zu dem Entschluss, dass ich es nicht mehr ertragen konnte und bin mit dem Ring und Imogens Aufzeichnungen nach North Fearns gegangen.« Sie sah immer noch auf das kleine Buch, das sie nun zwischen ihren Fingern hin und her schob.
»Ich habe das Ritual durchgeführt und landete im Jahr 1986. Dort war es nicht weiter schwer, Imogen ausfindig zu machen, denn sie hatte mir genau beschrieben, wie ich sie finden konnte. Wir waren damals außer uns vor Freude, dass wir wieder zusammen waren und sie zeigte mir stolz ihre Welt. Leider war Imogen nicht mehr die Frau, die ich gekannt hatte, denn ihre Lebensfreude war gewichen. Der Tod von Enoch hatte sie gebrochen und einen Monat später hatte sie einen schweren Unfall. Kurz darauf starb sie.« Jarla sah zu mir auf und ich konnte erkennen, dass ihre Augen feucht waren. Ich dachte kurz daran aufzustehen und sie in den Arm zu nehmen, doch ich bewegte mich nicht, aus Angst sie zu verschrecken.
»Imogen hatte vor ihrem Tod damit begonnen, die Zeichen des Ringes weiter zu erforschen und einige interessante Erkenntnisse gewonnen. Sie hatte herausgefunden, dass eine Beeinflussung der Zeit möglich war, doch sie war sich nicht sicher, wie man diese genau berechnen konnte. Nach ihrem Tod habe ich die Nachforschungen weitergeführt und eines Tages fiel mir durch Zufall ein altes, keltisches Buch in die Hände, in dem alles, bis ins kleinste Detail, beschrieben war. Ich hatte nichts zu verlieren und begab mich ein Jahr nach Imogens Tod in den Steinkreis. Ich wollte nur so weit zurückreisen, um sie zu retten, um den Unfall zu verhindern und es gelang mir tatsächlich. Ich führte das Ritual durch und kam genau einen Tag vor ihrem Tod im Jahr 1986 an.«
Mir stockte der Atem und mein Herz schlug wie wild in meiner Brust, als ich begriff, was sie da sagte. Es gab also doch eine Möglichkeit die Zeit zu beeinflussen, in die man reisen wollte. Im nächsten Augenblick erinnerte ich mich wieder daran, dass wir nicht mehr im Besitz eines Druidenringes waren und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
»Was ist dann geschehen?«, flüsterte ich. Jarla holte tief Luft und seufzte.
»Als ich Imogen warnen wollte und ihr mitteilte, dass sie sterben würde, wollte sie nichts davon hören. Sie lächelte mich nur an und sagte mir, dass sie keine Angst vor dem Tod habe. Es kam mir sogar so vor, als wünschte sie sich, aus dem Leben zu scheiden, um wieder mit ihrem geliebten Mann Enoch vereint zu sein. Ich akzeptierte ihre Entscheidung, auch wenn es mir unendlich schwerfiel und so starb sie zum zweiten Mal.«
Ich konnte kaum atmen, als ich Jarlas Worten lauschte. Imogen hatte sich den Tod gewünscht und ich konnte sie nur zu gut verstehen. Wenn ihre Liebe zu Enoch nur halb so stark gewesen war, wie meine zu Caleb, dann wusste ich, warum sie es vorgezogen hatte zu sterben. Ich spürte Jarlas Blick auf mir ruhen, so als ob sie versuchte meine Gedanken zu erforschen.
»Wie ging es weiter«, fragte nun Sarin, der ungeduldig neben Seamus auf der Truhe hin und her rutschte. Jarla lächelte und fuhr mit ihrer Geschichte fort.
»Nun, kurze Zeit später reiste ich wieder in die Vergangenheit zurück. Die Gerüchte um meine Person hatten sich im Sand verlaufen und so konnte ich mein früheres, unbeschwertes Leben weiterführen.«
»Der Ring, ... was ist mit dem Ring geschehen?«, wollte Seamus nun wissen.
»Den Ring habe ich immer bei mir getragen«, erklärte sie und deutete auf ihre Hand. »Eines Tages waren wir auf dem Festland, um
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