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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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beschwerlich, da es an einigen Stellen so steil war, dass wir absitzen mussten und unsere Pferde an den Zügeln hinter uns herführten.
    Dies war aber lange noch nicht das Schlimmste. Als wir die Hälfte des Berges bezwungen hatten, stapften wir plötzlich durch zehn Zentimeter tiefen Schnee.
    Meine Füße waren fast taub und die Kälte kroch hartnäckig unter mein Kleid.
    »Ein Königreich für ein paar Moon-Boots«, seufzte ich laut.
    »Für was?«, fragte Seamus nach, der mit diesem Wort natürlich nichts anfangen konnte.
    »Das sind dicke, gefütterte und imprägnierte Stiefel aus meiner Zeit«, gab ich zur Antwort.
    »Imprä... was?« Ich verdrehte die Augen und schnaubte.
    »Wasserabweisend«, erklärte ich, und noch bevor Seamus eine weitere Frage stellen konnte, hob ich die Hand. »Wenn das alles hier vorbei ist, werde ich mir alle Zeit der Welt nehmen und dir erklären, was es in meinem Jahrhundert gibt. Jetzt aber sollten wir zusehen, dass wir vorankommen.« Er nuschelte etwas Unverständliches, nickte jedoch zustimmend.
    Als wir den Gipfel des Beinn Eighe erreicht hatten, bot sich uns eine faszinierende Aussicht über die Highlands, doch für solche Unterbrechungen hatten wir keine Zeit und so machten wir uns daran, die Westseite des Berges hinabzusteigen.
    Seamus hatte mir mitgeteilt, dass es etwa noch zehn Meilen bis zur Küste waren, wenn wir den Beinn Eighe hinter uns gelassen hatten und diese Nachricht beflügelte mich förmlich.
    Am späten Nachmittag war der Abstieg bewältigt und ich schenkte meinen Begleitern ein strahlendes Lächeln. Hatte ich noch auf dem Gipfel des Berges gefroren, so lief mir jetzt der Schweiß den Rücken hinunter.
    Wie ich erfuhr, gab es an der Küste ein Kloster, in dem wir übernachten konnten. Zwar hätte ich lieber keine weitere Rast eingelegt, doch ich hatte die Nacht zuvor kein Auge zugemacht und lange würde mein Körper diese Strapazen sicher nicht mehr über sich ergehen lassen. Da ich nicht vor Erschöpfung zusammenbrechen wollte, willigte ich ein und folgte Seamus, der den Weg kannte.
    Wir trieben unsere Pferde an, um Chomaraich, noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen und gönnten uns selbst nur ab und zu einen Schluck Wasser.
    Als wir im Hof des Klosters angekommen waren, ging gerade die Sonne unter. Wie ein roter Feuerball verschwand sie am Horizont, so als würde sie ganz langsam ins Meer eintauchen. Ich stieg von meinem Pferd ab und eilte zum Rand der Klippe, auf der das Kloster erbaut war, um zuzusehen, wie die Sonne im Ozean versank.

 
     
     
     
    Die Mönche nahmen uns herzlich auf und gewährten uns ihre uneingeschränkte Gastfreundschaft. So saßen wir zum Abendessen an einem der großen Tische in ihrem Speisesaal und ich starrte auf die vor mir dampfende Pampe. Es sah grauenhaft aus, und nachdem ich einen Löffel probiert hatte, bestätigte sich mein erster Eindruck.
    Der Mönch, der mir gegenüber Platz genommen hatte, war ein recht dicker, schwammig wirkender Mann mit polierter Glatze und einem buschigen Vollbart. Voller Stolz erklärte er mir, dass er selbst das Scotch Broth zubereitet hatte, was auch immer das war.
    Ich sah verwirrt zu Seamus, der mir zuflüsterte, dass es sich um eine Graupensuppe mit Hammelfleisch handelte. Ich mochte weder das eine, noch das andere, aber aus Höflichkeit nahm ich noch einige Löffel und unterdrückte den Würgereflex, den der Geschmack und die Konsistenz dieser widerlichen Brühe in mir hervorriefen.
    Dann machte ich dem kahlköpfigen Mönch ein höfliches Kompliment für seine Kochkunst und kreuzte dabei die Finger unter dem Tisch. Der Mann nahm mein geheucheltes Lob lächelnd entgegen und erklärte mir feierlich, dass dies erst die Vorspeise war und dass noch weitere Gerichte folgen würden.
    »Wie? Noch mehr?«, stieß ich entsetzt hervor. Als er die Augenbrauen runzelte, riss ich mich zusammen und lächelte ihn an. »Ich kann es gar nicht fassen, dass noch mehr Speisen aufgetischt werden«, sagte ich und rieb mir erwartungsvoll die Hände. Sofort verschwand sein argwöhnischer Gesichtsausdruck und er nickte grinsend. Zu Sarin gewandt flüsterte ich stöhnend.
    »Ich kann es echt nicht fassen, dass noch mehr kommt.« Sarin verkniff sich ein Lachen.
    »Ist doch gar nicht so übel«, fügte er hinzu und schob sich einen weiteren Löffel in den Mund. »Irgendwas wird schon dabei sein, das dir schmeckt.«
    Ich stöhnte innerlich auf und spürte, wie Hoffnung und gleichzeitiges Entsetzen in mir aufkeimten.

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