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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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Hoffnung auf ein doch noch genießbares Essen, denn ich war wirklich hungrig und Entsetzen über ein eventuell gleichwertiges Gericht wie die Vorspeise.
    Selbstverständlich traf Letzteres ein und ich war kurz davor, meinem Gegenüber die Wahrheit über seine sogenannten Kochkünste mitzuteilen, doch ich riss mich zusammen, schließlich wollte ich nicht undankbar sein.
    Ich stocherte in dem Kail herum und schob es von einem Tellerrand zum anderen. Um zu erkennen, dass es sich um Grünkohl handelte, brauchte ich keine Hilfe, denn normalerweise aß ich Grünkohl sehr gerne, aber was mir da aufgetischt wurde, spottete jeder Beschreibung.
    Es sah aus wie ein Haufen Gras und es schmeckte auch so. Ich sah mir die restlichen Mönche an, die genauso begeistert drein schauten wie ich und lustlos auf ihren Tellern herumstocherten. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass sie alle recht schlank waren. Wenn mein fülliges Gegenüber immer für die Mahlzeiten zuständig war, konnte ich dies aber durchaus nachvollziehen. Er war der Einzige, der wohlgenährt oder besser gesagt dick war und das war anscheinend darauf zurückzuführen, dass er seinen eigenen Fraß mochte.
    Suchend sah ich mich in dem großen Saal um und inspizierte den steinernen Fußboden. Gab es denn hier keinen Hund, dem ich dieses Zeug unauffällig vor die Füße werfen konnte?
    Ich schickte ein weiteres Stoßgebet zum Himmel, " BITTE HERR, LASS ES KEINEN NACHTISCH GEBEN ", doch Gott hörte mich an diesem Abend nicht und ich blickte wieder in das stolze Gesicht des dicken Mönches, als ein weiterer Teller vor mir stand.
    Optisch sah es gar nicht so übel aus, jedenfalls besser als seine Vorgänger. Diesmal benötigte ich wieder die Hilfe von Seamus, der mir erklärte, dass der dampfende, tennisballgroße Klumpen vor mir, ein Dumpling war, ein mit Rosinen gefüllter Knödel.
    Das hoffte ich zumindest, denn die kleinen dunklen Kugeln sahen Reh-Kötteln zum Verwechseln ähnlich.
    Zu meiner Überraschung schmeckte der Dumpling gar nicht so schlecht, wie ich befürchtet hatte, er war nur etwas zu fest geraten und sprang deshalb bei den ersten beiden Versuchen ihn zu teilen, von meinem Teller.
    Mit einer gemurmelten Entschuldigung packte ich ihn und platzierte ihn wieder in der Tellermitte. Nach einigen Anstrengungen gelang es mir dann, ihn zu zerkleinern und ich aß alles auf, ganz zur Zufriedenheit des Küchenchefs.
    Später auf meinem Nachtlager, verfluchte ich den Knödel und den Koch, denn ich fühlte mich, als hätte ich einen Stein im Magen. Mein Bauch machte Geräusche, wie ein verstopfter Abfluss. Irgendwann war ich aber so müde, dass ich es einfach ignorierte und erschöpft einschlief.
     
    Seamus weckte mich kurz nach Sonnenaufgang und teilte mir mit, dass er einen Fischer gefunden hatte, der uns mit seinem Boot auf die Insel bringen würde. Ich wusch mich ein wenig und zog mir mein letztes Kleid über, das Einzige, das noch nicht gänzlich verdreckt war oder unangenehm roch.
    Als ich an der Klosterküche vorbeikam, aus der mir der dicke Mönch freundlich zuwinkte, beschloss ich auf ein Frühstück zu verzichten, setzte mich draußen auf die Klippe und beobachtete, wie die Wellen sich unter mir an den Felsen brachen.
    Kurz danach tauchte das Fischerboot auf, mit dem wir übersetzen wollten und Sarin und Seamus, die gerade ihr Frühstück beendet hatten, kamen lächelnd auf mich zu gelaufen. Sie schwärmten absichtlich und sehr ausgiebig über die köstlichen Rühreier, den gebratenen Speck und die gerösteten Kartoffeln und ich war kurz davor, sie über die Klippe zu stoßen.
    Ich musste nicht lange auf meine Rache warten. Ich bekam sie gleich, nachdem wir abgelegt hatten und das ganz ohne mein Zutun. Sarin hing, mit dem Kopf voran, über der Reling und fütterte die Fische mit seinem so hochgelobten Frühstück. Seamus sah nicht viel besser aus, doch im Gegensatz zu Sarin hatte sein Gesicht nur eine leicht grünliche Farbe. Er übergab sich aber nicht.
    Das Schiff umfuhr den unteren Teil der Insel und legte auf der westlichen Seite vor Inverarish an. Die Überfahrt dauerte nicht sehr lange und meine Begleiter schienen erleichtert zu sein, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Schadenfroh grinsend teilte ich ihnen mit, dass sie irgendwann wieder auf das Festland mussten und Sarin stöhnte laut auf und spielte mit dem Gedanken, für immer auf der Insel zu bleiben.
    Wir machten uns auf den Weg und kurze Zeit später erreichten wir die Häuser von

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