Flammenherz (German Edition)
schüttelte den Kopf und zog das Notizheft aus meinem Oberteil, dann stand ich auf, ging einige Schritte auf sie zu und legte ihr das kleine Buch in den Schoß.
Während ich mich setzte, hielt sie das Buch in ihren zittrigen Händen und blätterte darin. Ich wagte nicht, etwas zu sagen und wartete geduldig, bis sie sich mir wieder zuwandte.
»Wenn Ihr sie nicht kennt, wie kommt es dann, dass Ihr im Besitz ihrer Aufzeichnungen seid?«, argwöhnte sie und daraufhin erzählte ich ihr meine ganze Geschichte. Mittlerweile musste ich nicht mehr nachdenken und nach den passenden Worten suchen. Alles, was bisher geschehen war, sprudelte nur so aus mir heraus.
Obwohl Seamus meine Erzählungen nun zum dritten Mal hörte, hing er immer noch wie gebannt an meinen Lippen. Ich berichtete von der Schatulle, meiner Wanderung und dem Steinkreis. Ich erzählte von der Hitze des Steines und von Trom Castle. Als ich schließlich an der Stelle angelangt war, wo Caleb ermordet wurde, hielt ich kurz inne, denn meine Stimme versagte. Ich riss mich zusammen und sprach zu Ende, dann fügte ich einen letzten Satz hinzu.
»Ich muss zurück und ihn retten, doch wie Ihr jetzt wisst, ist der Ring gemeinsam mit ihm verbrannt.« Ich deutete auf das schwarze Büchlein in ihren zittrigen Händen.
»Imogen hat geschrieben, dass Ihr im Besitz eines weiteren Ringes seid und ich bitte Euch von ganzem Herzen, mir zu helfen und mir den Ring für meine Reise auszuhändigen.« Dann war es wieder sehr lange still und erst nach einer gefühlten Ewigkeit, brach Jarla das Schweigen.
»Ich habe den Ring nicht mehr«, flüsterte sie kaum hörbar, doch laut genug, damit ich sie verstand.
All die Hoffnung, die ich in diesem Moment gesetzt hatte, wich wie die Luft eines geplatzten Ballons aus meinem Körper.
Ich ließ den Kopf sinken und schloss entmutigt die Augen. Wenn sie nicht mehr im Besitz des Ringes war, gab es keine Möglichkeit Caleb zu retten und unsere ganze Reise war umsonst gewesen.
Jarla stand auf und schlurfte an die gegenüberliegende Wand, wo sie fast zärtlich mit der Hand über die ungleichmäßigen Steine fuhr, als würde sie diese streicheln.
»Wenn ich den Ring noch hätte und ihn Euch geben würde, wie wolltet Ihr das Problem mit der Zeit lösen?«, fragte sie neugierig, während sie weiterhin über jeden einzelnen Stein tastete. Ich runzelte die Stirn und sah sie fragend an.
»Wie ... wie meint Ihr das?«, wollte ich wissen. Jetzt nahm sie die Hand von der Wand und drehte sich zu mir.
»Ihr sagt, Ihr wollt zurück um Euren Mann zu retten, doch wie wollt Ihr das bewerkstelligen? Ich kenne Imogens Aufzeichnungen und ich weiß, dass sie die Zeit nicht beeinflussen konnte«, erklärte sie ruhig.
Ich ließ die Schultern sinken, denn ganz offensichtlich wusste auch Jarla nicht, wie man den Zeitpunkt wählen konnte, in den man zurückreisen wollte. Somit schwand auch noch der letzte Rest Hoffnung in mir.
Selbst wenn ich noch im Besitz des Druidenringes wäre, könnte ich Caleb nicht retten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde ich erneut 351 Jahre in die Vergangenheit zurückreisen und irgendwann im Mittelalter aufschlagen.
Ich legte den Kopf in meine Hände und seufzte laut. Es war alles umsonst und es gab keine Hoffnung, Caleb jemals wieder zu sehen.
Jarla begann erneut mit ihrer Hand über die Steinwand zu fahren und machte dabei ein leicht kratzendes Geräusch. Ich sah kurz auf und stellte fest, dass sie an einem seltsam geformten Stein verweilte und nun mit beiden Händen daran rüttelte. Mühsam zog sie ihn heraus und zurück blieb ein schwarzes Loch in der Wand. Sie fasste in die Öffnung und tastete suchend darin herum, bis sie etwas gefunden zu haben schien. Als sie ihre Hand herauszog, hielt sie ein kleines Stoffbündel fest umschlossen, das staubig und verschmutzt aussah. Während sie auf mich zu kam, entfernte sie den Stoff.
Zum Vorschein kam ein feuerrotes Notizbuch, welches sie mir ohne eine Erklärung überreichte. Ich sah sie verwundert an, dann wanderte mein Blick zu dem Buch. Als ich es mir etwas genauer besah, staunte ich nicht schlecht, es stammte eindeutig aus meiner Zeit, denn der rote Einband war aus Kunststoff.
»Was ist das?« wollte ich wissen. Jarla lächelte wieder und um ihren Mund bildeten sich Unmengen von kleinen Fältchen.
»Ein Geschenk für Euch«, beantwortete sie meine Frage, nahm mir das Buch aus der Hand und blätterte darin herum.
»Bevor mir der Ring abhandengekommen ist ...«, sie sah auf
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