Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
nimmt und anfängt, sich mit langsamen Bewegungen zu schminken, ist ihr Gesicht vor Aufregung rot gefleckt.
Er hatte sie nach Hårte begleitet, wo Elin Vickys Schlüsselanhänger gefunden hatte.
Auf der Rückfahrt hatte Daniel versucht, sich zu erinnern, ob Vicky jemals über Dennis gesprochen hatte. Es frustrierte und beschämte ihn, sich nicht erinnern zu können.
Wenn sie an Daniel Grim denkt, kribbelt es in ihrem Bauch. Als würde sie aus großer Höhe fallen – und es genießen.
Es war schon spät, als sie vor seinem Haus in Sundsvall hielt. Ein Kiesweg führte in einen alten Garten. Dunkle Laubbäume schwankten im Wind vor einem kleinen, dunkelroten Haus mit weißer Veranda.
Hätte er sie gefragt, ob sie noch mit hineinkommen wolle, hätte sie es wahrscheinlich getan und dann sicherlich mit ihm geschlafen. Aber er fragte nicht, er war zurückhaltend und freundlich, und als sie sich für seine Hilfe bedankte, erwiderte er nur, diese Reise sei für ihn besser gewesen als jede Therapie.
Sie fühlte sich furchtbar einsam, als sie ihn durch das niedrige Gartentor treten und zum Haus hinaufgehen sah. Sie blieb noch einen Moment im Auto sitzen und fuhr anschließend nach Sundsvall zurück, wo sie sich ein Zimmer im First Hotel nahm.
In der Tasche neben der Obstschale im Salon surrt ihr Handy, sie geht sofort hinüber und meldet sich. Es ist Joona Linna.
»Sind Sie noch in Sundsvall?«, fragt der Kriminalkommissar.
»Ich wollte gerade aus dem Hotel auschecken«, antwortet Elin und spürt Angst in sich aufsteigen. »Was ist passiert?«
»Nichts, machen Sie sich keine Sorgen«, sagt er schnell. »Ich bräuchte nur noch einmal Ihre Hilfe, wenn Sie Zeit haben.«
»Worum geht es?«
»Wenn es Ihnen keine Umstände bereitet, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn sie Daniel Grim nach etwas fragen könnten.«
»Das kann ich gerne tun«, erwidert sie gedämpft, kann sich aber ein breites Lächeln nicht verkneifen.
»Fragen Sie ihn, ob Vicky jemals von einem Tobias gesprochen hat.«
»Dennis und Tobias«, sagt sie nachdenklich.
»Nur Tobias … Das ist im Moment die einzige Spur von Vicky, die wir haben.«
110
ES IST VIERTEL VOR NEUN , als Elin Frank an den Einfamilienhäusern vorbei durch den luftigen Sonnenschein in der Bruksgatan fährt. Sie parkt vor einer üppig wuchernden Hecke, steigt aus dem Wagen und tritt durch das niedrige Gartentor.
Das Haus ist gepflegt, das schwarze Satteldach sieht neu aus, und die Holzschnitzereien an der Veranda leuchten weiß. Bis zur Nacht von Freitag auf Samstag lebten hier Daniel und Elisabeth Grim. Elin fröstelt, als sie an der Haustür klingelt. Sie wartet eine ganze Weile und hört den Wind durch das Laub der großen Birken streichen. Auf einem Nachbargrundstück verstummt ein Motorrasenmäher. Sie klingelt noch einmal, wartet ein wenig und geht anschließend um das Haus herum.
Vom Rasen fliegen Singvögel auf. Vor ein paar hohen Fliedersträuchern steht eine dunkelblaue Hollywoodschaukel, auf der Daniel Grim liegt und schläft. Sein Gesicht ist leichenblass, und er liegt zusammengekauert, als würde er im Schlaf frieren.
Elin geht zu ihm, und er schreckt aus dem Schlaf auf, setzt sich auf und sieht sie mit fragenden Augen an.
»Es ist eigentlich zu kalt, um hier draußen zu schlafen«, sagt Elin sanft und setzt sich.
»Ich konnte einfach nicht ins Haus gehen«, erklärt er und rückt ein wenig, um ihr Platz zu machen.
»Die Polizei hat mich heute Morgen angerufen«, erzählt sie.
»Was wollten sie?«
»Hat Vicky jemals über einen gewissen Tobias gesprochen?«
Daniel runzelt die Stirn, und Elin will gerade um Entschuldigung dafür bitten, dass sie ihn unter Druck setzt, als er die Hand hebt.
»Warten Sie«, sagt er schnell, »das war doch der Typ mit der Dachgeschosswohnung in Stockholm, sie hat mal eine Zeitlang bei ihm gewohnt …«
Auf Daniels müdes Gesicht legt sich plötzlich ein großes, warmes Lächeln:
»Wollmar Yxkullsgatan 9.«
Elin stammelt erstaunt etwas Unverständliches und holt ihr Handy aus der Handtasche. Daniel schüttelt den Kopf.
»Wie zum Teufel konnte ich das wissen? Ich vergesse doch sonst alles. Ich erinnere mich nicht einmal mehr an alle Vornamen meiner Eltern.«
Elin steht von der Hollywoodschaukel auf, geht ein paar Schritte im Sonnenschein, ruft Joona an und erzählt ihm, was sie herausgefunden hat. Sie hört, dass der Kommissar bereits losrennt, während sie noch spricht, und bevor sie das Gespräch beendet haben,
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