Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
Eliassons Büro und nimmt an dem Tisch Platz, an dem Petter Näslund, Benny Rubin und Magdalena Ronander bereits auf ihn warten.
»Joona, ich halte mich für einen vernünftigen Menschen, aber jetzt reicht es wirklich«, sagt Carlos, während er seine Paradiesfische füttert.
»Die Nationale Eingreiftruppe«, wirft Petter grinsend ein.
Magdalena sitzt stumm und mit gesenktem Blick am Tisch.
»Entschuldige dich«, sagt Carlos.
»Weil ich versuche, das Leben eines kleinen Jungen zu retten?«, fragt Joona.
»Nein, weil du weißt, dass du einen Fehler gemacht hast.«
»Entschuldigung«, sagt Joona.
Petter kichert und hat Schweiß auf der Stirn.
»Ich werde dich suspendieren«, fährt Carlos fort. »Solange die internen Ermittlungen laufen, bist du außer Dienst.«
»Und wer übernimmt den Fall?«, fragt Joona.
»Die Ermittlungen zu den Morden im Haus Birgitta liegen auf Eis und aller Wahrscheinlichkeit nach …«
»Vicky Bennet lebt«, unterbricht Joona ihn.
»Und aller Wahrscheinlichkeit nach«, fährt Carlos unbeirrt fort, »wird die Staatsanwältin bereits morgen Nachmittag den Entschluss fassen, die Ermittlungen endgültig einzustellen.«
»Sie lebt.«
»Jetzt reiß dich mal zusammen«, sagt Benny. »Ich habe mir dieses Überwachungsvideo angesehen und …«
Carlos bringt ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und sagt:
»Nichts deutet darauf hin, dass die Videokamera hinter der Tankstelle tatsächlich Vicky und den Jungen gefilmt hat.«
»Sie hat vorgestern eine Nachricht auf der Mailbox ihrer Mutter hinterlassen«, sagt Joona.
»Vicky hat kein Handy und ihre Mutter ist tot«, widerspricht Magdalena ernst.
»Joona, du arbeitest schlampig«, sagt Petter bedauernd.
Carlos räuspert sich, zögert, atmet dann aber tief durch:
»Das macht mir wirklich keinen Spaß«, erklärt er langsam.
Petter sieht Carlos erwartungsvoll an, Magdalena schaut mit geröteten Wangen auf den Tisch hinunter, und Benny kritzelt auf einem Blatt Papier herum.
»Ich nehme mir einen Monat frei«, sagt Joona.
»Gut«, keucht Carlos schnell. »Das löst …«
»Wenn ich vorher Zutritt zu einer bestimmten Wohnung bekomme.«
»Einer Wohnung?«
Carlos’ Gesicht verfinstert sich, und er setzt sich an seinen Schreibtisch, als hätten ihn alle Kräfte verlassen.
»Sie wurde vor siebzehn Jahren vom tschechischen Botschafter in Schweden gekauft … er überließ sie seiner zwanzigjährigen Tochter.«
»Vergiss es«, sagt Carlos seufzend.
»Aber die Tochter hat diese Wohnung in den letzten zwölf Jahren nicht mehr benutzt.«
»Das spielt keine Rolle … solange der rechtmäßige Besitzer eine Person mit diplomatischer Immunität ist, gilt Paragraph 21 nicht.«
Ohne anzuklopfen betritt Anja Larsson den Raum. Ihre blonden Haare sind zu einem strengen Dutt drapiert, und ihr Lippenstift glitzert. Sie geht zu Carlos, sieht ihn an und zeigt auf seine Wange.
»Dein Gesicht ist schmutzig«, sagt sie.
»Bart?«, erwidert Carlos schwach.
»Was?«
»Hab vielleicht vergessen, mich zu rasieren«, meint Carlos.
»Das sieht nicht gut aus.«
»Nein«, erwidert er mit gesenktem Blick.
»Ich muss mit Joona sprechen«, sagt sie. »Seid ihr fertig?«
»Nein«, antwortet Carlos mit zittriger Stimme. »Wir …«
Anja lehnt sich über den Schreibtisch. Die roten Plastikperlen ihrer Halskette pendeln in der großen Spalte zwischen ihren Brüsten. Carlos unterdrückt den Impuls zu bemerken, dass er verheiratet ist, als sein Blick unwillkürlich an Anjas Ausschnitt hängen bleibt.
»Stehst du kurz vor einem Nervenzusammenbruch?«, erkundigt sich Anja interessiert.
»Ja«, sagt er leise.
Die Kollegen starren ihn nur an, als Joona aufsteht und Anja in den Flur begleitet.
Sie gehen zum Aufzug, und Joona drückt auf den Knopf.
»Was wolltest du, Anja?«, fragt er.
»Jetzt bist du schon wieder so gestresst«, antwortet sie und bietet ihm ein Karamellbonbon in gestreiftem Papier an. »Ich wollte dir nur sagen, dass Flora Hansen mich wieder angerufen hat und …«
»Ich brauche einen Durchsuchungsbefehl.«
Anja schüttelt den Kopf, schält das Papier von einem Bonbon und füttert ihn damit.
»Flora möchte dir das Geld zurückgeben …«
»Sie hat mich angelogen«, unterbricht Joona sie.
»Jetzt will sie nur noch, dass wir ihr zuhören«, erklärt Anja. »Flora Hansen hat davon gesprochen, dass es einen Zeugen gibt … Sie klang wirklich verängstigt und wiederholte immer wieder, dass du ihr glauben musst, sie wolle kein
Weitere Kostenlose Bücher