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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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wurde.
    Aber warum ist ihr Körper nicht blutbesudelt? Irgendetwas muss sie geschützt haben. Aber was?

16
    JOONA TRITT INS SONNENLICHT auf dem Hof hinaus und denkt, dass dieses Mädchen fürchterlicher Gewalt ausgesetzt wurde und ihr Körper dennoch rein und weiß geblieben ist wie ein Kieselstein im Meer.
    Gunnarsson hatte erklärt, die gegen sie gerichtete Gewalt sei aggressiv gewesen.
    Joona denkt, dass sie zwar stark, fast schon verzweifelt stark gewesen ist, jedoch nicht aggressiv im Sinne von besinnungslos. Diese Schläge waren zielgerichtet, sie wollten töten, aber davon abgesehen wurde der Körper des Mädchens behutsam behandelt.
    Gunnarsson sitzt auf der Motorhaube seines Mercedes und telefoniert.
    Im Gegensatz zu den meisten anderen Dingen laufen Mordermittlungen nicht Gefahr, im Chaos zu enden, wenn man sie sich selbst überlässt, sondern nehmen ganz von selbst ihren Lauf, so sieht es jedenfalls im Normalfall aus. Aber Joona Linna hat niemals abgewartet, sich nie darauf verlassen, dass sich die Ordnung der Dinge von alleine wieder herstellt.
    Er weiß natürlich, dass der Mörder fast immer eine dem Opfer nahestehende Person ist, die sich kurze Zeit nach der Tat bei der Polizei meldet und gesteht, aber er rechnet nicht damit.
    Jetzt liegt sie auf dem Bett, denkt er. Aber als sie ermordet wurde, saß sie nur im Slip am Tisch.
    Schwer zu glauben, dass dies vollkommen lautlos geschehen ist.
    An einem Ort wie diesem muss es eigentlich einen Zeugen geben.
    Eines der anderen Mädchen muss etwas gesehen oder gehört haben, überlegt Joona, als er auf das kleine Haus zugeht. Irgendjemand hat vermutlich geahnt, was sich anbahnte, hat eine Bedrohung oder einen schwelenden Konflikt gespürt.
    Der Hund knurrt unter dem Baum, beißt auf seiner Laufleine herum und fängt wieder an zu bellen.
    Joona tritt zu den beiden Männern, die sich vor dem kleinen Haus unterhalten. Offensichtlich ist der eine von ihnen der Koordinator der Tatortuntersuchung, ein Mann Anfang fünfzig mit Seitenscheitel, der einen dunkelblauen Polizeipullover trägt. Der zweite ist wahrscheinlich kein Polizist. Er ist unrasiert und hat müde, freundliche Augen.
    »Joona Linna, Beobachter von der Landeskripo«, stellt er sich vor und gibt beiden die Hand.
    »Åke«, sagt der Koordinator.
    »Ich heiße Daniel Grim«, sagt der Mann mit den müden Augen. »Ich arbeite hier als Therapeut … Als ich gehört habe, was passiert ist, bin ich sofort hergekommen.«
    »Hätten Sie kurz Zeit?«, fragt Joona. »Ich würde gerne die Mädchen treffen, und es wäre sicher gut, wenn Sie dabei sind.«
    »Jetzt?«
    »Wenn das für Sie in Ordnung ist?«
    Der Mann blinzelt hinter seiner Brille und sagt bekümmert:
    »Es ist nur so, dass zwei Mädchen die Gelegenheit genutzt haben, in den Wald abzuhauen …«
    »Die hat man gefunden«, erklärt Joona.
    »Ja, ich weiß, aber ich muss mit ihnen reden«, sagt Daniel und lächelt unfreiwillig. »Sie wollen auf den Schultern eines Polizisten reiten, sonst wollen sie nicht zurückkommen.«
    »Gunnarsson meldet sich bestimmt freiwillig«, erwidert Joona und setzt seinen Weg zu dem kleinen roten Häuschen fort.
    Er bereitet sich innerlich darauf vor, die Mädchen bei dieser ersten Begegnung genau zu beobachten, um zu sehen, was zwischen ihnen abläuft, was sich in den Strömungen unter der Oberfläche bewegt.
    Sollte eine von ihnen etwas gesehen haben, zeigen die anderen in der Gruppe es meistens unbewusst, indem sie sich ausrichten wie Kompassnadeln.
    Joona weiß, dass er nicht befugt ist, Vernehmungen durchzuführen, aber er muss einfach erfahren, ob es einen Zeugen gibt, denkt er, als er den Kopf einzieht und durch die niedrige Tür tritt.

17
    DER FUßBODEN KNARRT , als Joona in das Häuschen geht und über die Markierung tritt, bis zu der man normalerweise in Schuhen gehen darf. Drei Mädchen halten sich in dem engen Raum auf. Die jüngste von ihnen kann nicht älter als zwölf sein. Sie hat einen rosigen Teint, und ihre Haare sind kupferrot. Sie sitzt an die Wand gelehnt auf dem Fußboden und sieht fern, murmelt vor sich hin, schlägt mehrmals mit dem Hinterkopf gegen die Wand, schließt kurz die Augen und schaut dann weiter fern.
    Die beiden anderen scheinen sie nicht einmal zu bemerken. Sie liegen auf der braunen Cordcouch und blättern in alten Modemagazinen.
    Eine Psychologin aus dem Regionalkrankenhaus in Sundsvall setzt sich neben dem rothaarigen Mädchen auf den Fußboden.
    »Ich heiße Lisa«, versucht sie

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