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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Deckenlampen ein und geht in den Raum zur Rechten, in dem sich unter der Decke ein kleines Fenster zur Straße befindet.
    »Entschuldigen Sie, dass ich gelogen habe«, sagt Flora und wühlt in ihrer Tasche. »Bei dem Schlüsselanhänger habe ich nichts gefühlt, aber ich …«
    »Darf ich mir einfach nur die Zeichnung ansehen?«
    »Ich habe Miranda gesehen«, sagt sie und gibt ihm das Blatt. »Ich glaube nicht an Geister, aber … sie war da.«
    Joona faltet das Papier auseinander und betrachtet die kindliche Zeichnung. Sie scheint ein Mädchen zu zeigen, das auf dem Rücken liegt. Sie hält sich das Gesicht zu, und ihre Haare sind offen. Es gibt weder ein Bett noch andere Möbel auf der Zeichnung. Er hat sich richtig erinnert. Neben dem Kopf des Mädchens sieht man ein dunkles Herz. Es ist genau dort platziert, woMirandas Blut ausgetreten war und von Betttuch und Matratze aufgesogen wurde.
    »Warum haben Sie dieses Herz dort gezeichnet?«
    Er sieht Flora an, die den Blick senkt und rot anläuft.
    »Ich weiß es nicht, ich erinnere mich nicht einmal, dass ich das getan habe … ich hatte nur Angst und zitterte am ganzen Körper.«
    »Haben Sie den Geist noch einmal gesehen?«
    Sie nickt und wird krebsrot.
    Joona versucht, die Zusammenhänge zu verstehen. Kann Flora das alles erraten haben? Als sie den Stein geraten hatte, muss sie begriffen haben, dass ihr ein Volltreffer gelungen war.
    Es war nicht weiter schwer, die Reaktionen zu deuten.
    Und wenn der Stein stimmte, war es eigentlich nur logisch anzunehmen, dass jemand Miranda den Kopf eingeschlagen hatte und es Blut im Bett geben musste.
    Aber sie hatte kein Blut gezeichnet, sondern ein Herz, denkt er. Und das passt einfach nicht, wenn sie mich bloß täuschen will.
    So kann es nicht gewesen sein.
    Sie muss irgendetwas gesehen haben.
    Die Zeichnung wirkt so, als hätte sie Miranda nur sehr verschwommen oder kurz in dem Bett gesehen und hinterher gezeichnet, woran sie sich erinnerte, ohne nachzudenken.
    Das Bild von Miranda mit dem Blutfleck am Kopf blitzte auf.
    Sie setzte sich und zeichnete, was sie gesehen hatte. Sie entsann sich des liegenden Körpers und der Hände vor dem Gesicht und dass es am Kopf des Mädchens etwas Dunkles gegeben hatte.
    Ein dunkler Fleck.
    Als sie die Zeichnung anfertigte, interpretierte sie diesen Fleck als ein Herz. Sie hat nie über einen Zusammenhang oder eine logische Erklärung nachgedacht.
    Joona weiß, dass Flora sich weit entfernt vom Haus Birgitta aufhielt, als die Morde geschahen, und es keine Verbindung zwischen ihr und den Beteiligten oder dem Geschehen gibt.
    Er sieht sich noch einmal die Zeichnung an und erprobt einen neuen Gedanken: Vielleicht hat Flora etwas von jemandem erfahren, der tatsächlich dort war.
    Vielleicht hat ihr ein Zeuge der Morde erzählt, was sie zeichnen soll.
    Ein kindlicher Zeuge, der das Blut als ein Herz deutete.
    Wenn es sich so verhalten sollte, dann ist dieses Gerede über Geister nur Floras Art, die Identität dieses Zeugen zu schützen.
    »Ich möchte, dass Sie versuchen, Kontakt zu dem Geist aufzunehmen«, sagt Joona.
    »Nein, das kann ich nicht …«
    »Wie läuft es ab?«
    »Es tut mir leid, aber ich kann das nicht tun«, sagt sie gefasst.
    »Sie müssen den Geist fragen, ob sie oder er gesehen hat, was geschehen ist.«
    »Ich will nicht«, sagt sie leise. »Ich kann nicht mehr.«
    »Wir bezahlen Sie«, sagt er.
    »Ich will kein Geld, ich will nur, dass Sie sich anhören, was ich gesehen habe.«
    »Das tue ich«, versichert Joona ihr.
    »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr so genau, aber ich glaube eigentlich nicht, dass ich verrückt bin.«
    »Ich glaube auch nicht, dass Sie verrückt sind«, erwidert er ernst.
    Sie sieht ihn an und wischt sich Tränen von den Wangen. Dann starrt sie vor sich hin und schluckt hart.
    »Ich versuche es«, sagt sie leise, »aber ich glaube wirklich nicht an …«
    »Machen Sie trotzdem einen Versuch.«
    »Sie müssen da drüben warten«, sagt sie und zeigt auf das kleine Nebenzimmer. »Miranda kommt nur, wenn ich allein bin.«
    »Ich verstehe«, sagt Joona, steht auf und geht hinaus.

143
    FLORA SITZT VOLLKOMMEN REGUNGSLOS DA und sieht den Kommissar die Tür hinter sich schließen. Der Stuhl vor der Küchenzeile knarrt, als er sich setzt, danach wird es still. Sie hört keinen Laut, weder von Autos noch Hundegebell und nichts aus dem Zimmer, in dem der Kommissar wartet.
    Erst in diesem Moment spürt sie, wie müde sie ist.
    Flora weiß nicht, was

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