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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Boden auf und geht zum Sekretär.

157
    JOONA SITZT MIT DEN GESAMTEN UNTERLAGEN des Haftprüfungsverfahrens vor sich in seinem Büro.
    Das Material wird wahrscheinlich für einen Schuldspruch reichen.
    Das Telefon klingelt, und wenn Joona einen Blick auf das Display geworfen hätte, wäre er wahrscheinlich nicht an den Apparat gegangen.
    »Ich weiß, dass Sie mich für eine Lügnerin halten«, sagt Flora atemlos. »Aber bitte legen Sie nicht einfach auf. Sie müssen mir zuhören, ich bitte Sie, ich tue alles, was Sie wollen, wenn Sie mir zuhören …«
    »Beruhigen Sie sich und erzählen Sie.«
    »Es gibt eine Zeugin für die Morde«, sagt sie. »Eine richtige Zeugin, keinen Geist. Ich spreche von einer richtigen Zeugin, die sich versteckt …«
    Joona hört, dass ihre Stimme vor Hysterie kaum trägt und versucht, sie zu beruhigen.
    »Das ist gut«, sagt er ruhig. »Aber die Ermittlungen …«
    »Ich muss da hinfahren«, unterbricht sie ihn.
    Er weiß nicht, warum er dieser Frau eigentlich zuhört. Vielleicht, weil sie so verzweifelt klingt.
    »Wo genau befindet sich diese Zeugin?«, fragt er.
    »Es ist ein Kirchturm, ein schwarzer Kirchturm an der Delsbo-Kirche.
    »Wer hat Ihnen erzählt, dass …«
    »Bitte, sie ist da, sie hat Angst und versteckt sich dort.«
    »Flora, Sie müssen es der Staatsanwaltschaft überlassen …«
    »Keiner hört mir zu.«
    Joona hört eine Stimme im Hintergrund, die ruft, dass sie von seinem Telefon wegbleiben soll, dann raschelt es.
    »Schluss mit dem Plauderstündchen«, sagt ein Mann und legt auf.
    Joona seufzt und legt das Telefon auf den Tisch. Er begreift einfach nicht, warum Flora ihm immer wieder diese Lügengeschichten auftischt.
    Nach der Entscheidung, Vicky zu verhaften, haben die Ermittlungen keinen Vorrang mehr. Die Staatsanwaltschaft muss nur noch die Beweise für den Prozess zusammenstellen.
    Dieser Fall ist an mir vorbeigelaufen, denkt Joona und fühlt sich seltsam verlassen.
    Es war schon alles vorbei, als ich Zugang zu allen Berichten und Gutachten bekommen habe.
    Joona weiß, dass er die Ermittlungen nie geleitet hat, eigentlich nie an ihnen teilgenommen hat.
    Die Überdosis eines Antidepressivums könnte der Grund für Vickys Gewalttätigkeit und ihren plötzlichen Schlaf gewesen sein.
    Trotzdem will ihm der Gedanke an den Stein nicht aus dem Kopf.
    Åhlén erwähnt in seinem Bericht, dass die Mordwaffe ein Stein ist, aber keiner ist dieser Spur nachgegangen, weil seine Hypothese nicht zum Rest passt.
    Joona erinnert sich, dass er Åhlén und Frippe in Sundsvall verließ, als sie gerade mit der inneren Besichtigung der Leiche beginnen wollten.
    Er beschließt, diesen Fall noch nicht zu den Akten zu legen. Hartnäckig blättert er in den Untersuchungsergebnissen des Kriminaltechnischen Labors und liest anschließend das gerichtsmedizinische Protokoll.
    Er hält bei der äußeren Besichtigung Elisabeth Grims inne und liest die Sätze über ihre verletzten Hände, ehe er weitergeht.
    Langsam wandert das Licht über Joonas Pinnwand mit der Benachrichtigung über die Einleitung interner Ermittlungen gegen ihn und der letzten Postkarte von Disa: ein Bild von einem Schimpansen mit Lippenstift und herzförmigen Brillengläsern.
    Während Joona liest, bewegt sich der Schatten der Topfpflanze im Fenster nach und nach bis zum Bücherregal.
    Es gab keinen fremden Inhalt in Mirandas Bauchhöhle, und die Bauchfellblätter waren glänzend und glatt. Für das Brustfell galt das Gleiche. Die Blätter waren glänzend und glatt. Gleiches galt für den Herzbeutel.
    84.Das Herz ist normal konfiguriert und wiegt 198 Gramm. Der Überzug des Herzens ist glänzend und glatt. Die Klappen und Mündungen sind ohne Befunde. An den Wänden der Herzkranzgefäße sind keine Ablagerungen erkennbar. Die Herzmuskulatur ist graurot und gleichmäßig.
    Joona hält einen Finger in den Obduktionsbericht, blättert in den Ergebnissen des Labors und liest, dass Miranda Blutgruppe A hatte und sich in ihrem Blut Spuren von Venalfaxin nachweisen ließen, einem in vielen Antidepressiva enthaltenen Stoff, ansonsten war es jedoch ohne Befund.
    Joona kehrt zum Obduktionsbericht zurück und liest, dass das Gewebe der Schilddrüse graurot war und einen normalen Kolloidgehalt aufwies und die Nebennieren normal groß waren und ihre Rinde gelb war.

    104.Die ableitenden Harnwege zeigen ein normales Aussehen.
    105.In der Harnblase sind etwa 100 Milliliter klarer Urin zu sehen. Die Schleimhaut ist blass.
    Joona

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