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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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blättert erneut in den Ergebnissen des Labors und sucht die Analyse der Urinprobe heraus. In Mirandas Urin fanden sich Spuren der in Schlafmitteln vorhandenen Substanz Nitrazepam. Außerdem war der HCG-Wert ungewöhnlich hoch.
    Joona steht schnell auf, greift nach dem Telefon auf dem Tisch und ruft Åhlén an.
    »Ich schaue mir gerade die Laborergebnisse an und sehe, dass man in Mirandas Urin einen hohen HCG-Wert nachgewiesen hat«, sagt er.
    »Ja, natürlich«, erwidert Åhlén. »Die Zyste an den Eierstöcken war so …«
    »Warte mal kurz«, unterbricht Joona ihn. »Ist der HCG-Wert nicht auch bei schwangeren Frauen sehr hoch?«
    »Sicher, aber ich habe dir doch schon gesagt …«
    »Aber gesetzt den Fall, Miranda hätte einen gewöhnlichen Schwangerschaftstest gemacht, hätte sie dann nicht geglaubt, dass sie schwanger ist?«
    »Das stimmt«, bestätigt Åhlén. »Er wäre positiv gewesen.«
    »Dann könnte Miranda also geglaubt haben, sie wäre schwanger?«

    Joona verlässt sein Büro, eilt den Flur entlang, wählt Floras Telefonnummer, hört, dass Anja ihm etwas hinterherruft, läuft aber einfach die Treppen hinunter. Sie meldet sich nicht. Joona ruft sich noch einmal ins Gedächtnis, dass Flora sich korrigierte und erklärte, das Mädchen, das sie heimsuche, glaube in Wahrheit nur, schwanger zu sein.
    »Ich meinte eigentlich, dass sie gesagt hat, sie sei schwanger«,hatte Flora verdeutlicht. Aber das stimmte nicht, sie war es nicht, sie glaubte nur, dass sie schwanger war.
    Joona drückt auf Wahlwiederholung und lässt es klingeln, während er durch das Foyer mit seinen Glaswänden läuft und an Sitzgruppen vorbeieilt. Als er durch die Drehtür tritt, meldet sich im selben Moment eine keuchende Stimme:
    »Hans-Gunnar Hansen.«
    »Hallo, ich heiße Joona Linna, ich arbeite für die Landeskriminalpolizei und …«
    »Habt ihr das Auto gefunden?«
    »Ich möchte gerne Flora Hansen sprechen.«
    »Verdammt, was soll denn das«, schreit der Mann. »Wenn Flora hier wäre, würde ich ja wohl kaum nach meinem Auto fragen – sie hat es doch gestohlen, und wenn die Polizei nicht in der Lage ist, ihre Arbeit zu …«
    Joona unterbricht die Verbindung und rennt die letzten Schritte zu seinem schwarzen Volvo.

158
    ELIN HAT BEI OFFENEN TÜREN im Zimmer neben Vickys geschlafen. Sie ist bei jedem leisesten Mucks aufgewacht, hat gelauscht, ist aufgestanden und hat in das Zimmer hineingeschaut. Am Morgen bleibt sie eine Weile in der Tür stehen und betrachtet das tief und fest schlafende Mädchen, bevor sie in die Küche geht.
    Daniel steht am Herd und bereitet Rührei zu. Es riecht nach Kaffee und frisch gebackenem Brot. Durch die riesigen Fensterfronten hat man eine in ihrer Monumentalität beinahe beängstigende Aussicht. Berge mit abgerundeten Gipfeln, spiegelblanke Bergseen und Täler mit gelb und rot leuchtenden Bäumen.
    »Ich kann kaum hinsehen«, sagt er lächelnd. »Es tut mir sozusagen im Herzen weh.«
    Sie umarmen sich, und er küsst sie mehrere Male leicht auf den Kopf. Sie steht einfach still, atmet seinen Duft ein und spürt, wie ihr vor plötzlich aufwallendem Glück ganz warm wird.
    Auf der Arbeitsfläche piepst eine Küchenuhr, und Daniel macht sich los, um das Brot aus dem Ofen zu holen.
    Sie setzen sich an den großen Esstisch, frühstücken und streichen einander ab und zu über die Hände.
    Die atemberaubende Aussicht verschlägt ihnen die Sprache. Schweigend trinken sie Kaffee und schauen aus dem Fenster.
    »Ich mache mir solche Sorgen um Vicky«, sagt Elin schließlich mit leiser Stimme.
    »Es wird schon alles gutgehen.«
    Sie stellt ihre Tasse ab.
    »Versprichst du mir das?«
    »Ich muss sie nur dazu bringen, darüber zu sprechen, was geschehen ist«, antwortet er. »Sonst befürchte ich, dass ihre Schuldgefühle zu selbstzerstörerischen Handlungen führen könnten …Wir müssen sie wirklich im Auge behalten.«
    »Die Krankenschwester trifft in einer Stunde mit dem Bus in Åre ein, ich fahre hinunter und hole sie ab. Soll ich Vicky fragen, ob sie mitkommen will – was meinst du?«
    »Ich weiß nicht, ich glaube, es ist besser, sie bleibt hier«, erwidert er.
    »Okay, wir sind ja auch gerade erst angekommen«, stimmt Elin ihm zu. »Aber ich mache mir Sorgen … Du musst wirklich die ganze Zeit bei ihr bleiben.«
    »Sie weiß, dass sie nicht einmal die Tür zumachen darf, wenn sie auf Toilette geht«, sagt Daniel ernst.
    Im selben Moment sieht Elin das Mädchen durch das Fenster. Vicky geht

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