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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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abbremsen, rechts abbiegen und zwischen den Torpfosten hindurch auf die schmale Straße fahren muss, die zum Gut Rånne führt.
    Der Kies prasselt unter dem Auto, und die Reifen donnern über Schlaglöcher hinweg.
    In der Ferne sieht das große weiße Gebäude aus wie eine verschnörkelte Skulptur aus Eis, doch je näher er kommt, desto dunkler wirkt es.
    Joona macht eine Vollbremsung und lässt den Wagen auf dem Hof vor dem Gutshaus stehen. Er ist von aufgewirbeltem Staub umgeben und läuft zum Hauseingang hinauf, als er in der Ferne plötzlich zwei Gestalten sieht, die gerade um eineMauer herumgehen und hinter einer großen roten Scheune verschwinden.
    Obwohl er sie nur für Sekundenbruchteile sehen konnte, begreift Joona sofort, was er gesehen hat: Flora, die hinter Daniel ging und das Gewehr auf seinen Rücken gerichtet hielt. Sie hat vor, ihn über den Acker zu führen, um so den kürzesten Weg zur Straße nach Delsbo zu nehmen.
    Joona läuft den Kiesweg hinunter, an dem Gebäudeflügel vorbei und die Böschung linker Hand des Schuppens hinab.
    Flora kommt Daniel viel zu nah, denkt er. Ihr Bruder wird ihr problemlos das Gewehr abnehmen können. Sie ist nicht bereit zu schießen, sie will nicht schießen, sie will nur, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Joona springt über die Reste einer alten Feldmauer, stolpert in dem losen Untergrund der Grasböschung, verliert aber nicht das Gleichgewicht.
    Er versucht, durch die roten Wände der Scheune zu sehen. Die schwarzen Tore stehen offen. Sonnenlicht flimmert zwischen den Brettern.
    Er läuft gerade an einem rostigen Benzintank vorbei auf die riesige Scheune zu, als er den Schuss hört. Das Echo wird zwischen den Wänden der Gebäude hin und her geworfen und verliert sich über den Äckern.
    Daniel muss Flora übermannt haben.
    Der Weg um die Scheune und die Mauer herum ist zu lang. Die Zeit ist zu knapp. Vielleicht ist es sogar schon zu spät.

179
    JOONA ZIEHT SEINE PISTOLE und läuft in die leere Scheune. Die lückenhaften Bretterreihen flirren, Licht rieselt von allen Seiten herein. Bis zum First sind es ungefähr sieben Meter. Die Schlitze leuchten und formen einen riesigen Käfig aus Licht.
    Joona läuft über den trockenen Erdboden der Scheune, sieht das gelbe Feld zwischen den Brettern aufblitzen und die beiden Gestalten auf der Rückseite des Gebäudes.
    Flora liegt vollkommen regungslos auf der Erde, und Daniel steht über ihr und hat das Gewehr auf ihr Gesicht gerichtet.
    Joona bleibt stehen und hebt mit gestrecktem Arm seine Pistole. Die Distanz ist eigentlich zu groß. Durch die Spalten zwischen den Brettern sieht er Daniel, als dieser den Kopf schieflegt und die Gewehrmündung auf Floras Auge presst.
    Es geht alles furchtbar schnell.
    Das Korn der Pistole zittert vor Joonas Blick. Er zielt auf Daniels Rumpf, folgt seiner Bewegung und drückt ab.
    Es knallt, der Rückstoß fährt durch seinen Arm, Pulverspritzer brennen auf seiner Hand.
    Die Pistolenkugel fliegt genau zwischen zwei Brettern hindurch. Im Licht des Schlitzes wirbelt eine kleine Staubwolke auf.
    Joona bleibt nicht stehen, um sich zu vergewissern, ob er getroffen hat, sondern läuft weiter durch die Scheune. Er kann die beiden Gestalten nicht mehr sehen. Das Licht zwischen den Brettern huscht vorbei. Joona tritt eine schmale Hintertür auf, renntmit großen Schritten in das taillenhohe Unkraut und stolpert auf den Platz hinter der Scheune.
    Daniel hat das Gewehr fallen lassen, er konnte die Waffe kein zweites Mal abfeuern. Die Kugel aus Joonas Pistole traf seinen Körper, bevor er schießen konnte.
    Daniel geht über den Platz auf das riesige Feld zu und hält eine Hand gegen seinen Bauch gepresst. Zwischen seinen Fingern fließt Blut auf seine Hose herab. Er hört Joona hinter sich, dreht sich taumelnd um und macht eine Geste zu Flora hin, die auf dem Rücken liegt und keuchend atmet.
    Joona geht unbeirrt weiter auf Daniel zu und hält die Pistole auf seinen Brustkorb gerichtet.
    Als Daniel sich auf die Erde setzt, blitzt das Sonnenlicht in seiner Brille auf. Er stöhnt und schaut hoch.
    Wortlos tritt Joona das Gewehr fort, packt Daniel am Arm und schleift ihn einige Meter über den Platz. Er fesselt ihn mit Handschellen an einen der Eisenringe im Betonfundament und eilt anschließend zu Flora.
    Sie ist nicht bewusstlos, sieht ihn jedoch mit einem seltsam starren Blick an. Ihr Oberschenkel blutet stark. Das Gesicht ist blass und verschwitzt. Sie steht kurz davor, durch den Blutverlust einen

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