Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
Objekt zu machen.
Aber in Wahrheit war Daniel verliebt in Miranda und wollte, dass sie die Hände vor das Gesicht legte, damit sie keine Angst bekam.
Den Tod der anderen Mädchen hatte er rechtzeitig geplant, den Mord an Miranda beging er dagegen im Affekt. Er erschlug sie, ohne zu wissen, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen sollte.
Irgendwann während dieser Ereignisse – als er Miranda zwang, sich die Hände vors Gesicht zu halten, sie erschlug, auf das Bett legte und erneut ihr Gesicht bedeckte – wurde er von Elisabeth überrascht.
Vielleicht hatte er den Stein schon in den Ofen, vielleicht weit in den Wald geworfen.
Daniel rannte Elisabeth hinterher, sah sie in die Waschküche gehen, nahm einen Hammer aus der Besenkammer, folgte ihr, befahl ihr, sich die Hände vor das Gesicht zu halten und schlug zu.
Erst als Elisabeth tot war, kam ihm die Idee, dem neuen Mädchen Vicky Bennet die Schuld in die Schuhe zu schieben. Er wusste, dass sie auf Grund der starken Medikamente in der ersten Nachthälfte tief schlafen würde.
Daniel hatte es eilig, er fürchtete, dass jemand aufwachen könnte. Er nahm Elisabeths Schlüssel, kehrte ins Haus zurück, steckte ihn ins Schloss des Isolierzimmers, beeilte sich, die Beweise in VickysZimmer zu deponieren und verschmierte Blut auf ihrem schlafenden Körper, ehe er den Hof verließ.
Wahrscheinlich saß er im Auto auf einem Müllsack oder einer Zeitung, als er zu seinem Haus zurückfuhr und die Kleider in seinem gusseisernen Kamin verbrannte.
Danach blieb er in der Nähe, um zu kontrollieren, ob jemand etwas wusste oder ahnte. Er spielte den hilfsbereiten Therapeuten und das Opfer.
Joona nähert sich Stockholm. Die Diskussionsrunde zu Büchern ist fast vorbei. Die Teilnehmer sprechen über Selma Lagerlöfs Roman Die Geschichte von Gösta Berling .
Joona schaltet das Radio aus und beendet seinen Gedankengang zu den Ermittlungen.
Als Vicky verhaftet wurde und Daniel zu Ohren kam, dass Miranda ihr vom Augen-zu-Spiel erzählt hatte, begriff er, dass man ihn entlarven würde, falls Vicky die Chance bekommen sollte, das Geschehen zu verarbeiten. Es hätte schon gereicht, wenn sie einem Psychologen begegnet wäre, der die richtigen Fragen stellte. Deshalb tat Daniel alles, damit Vicky auf freien Fuß gesetzt wurde, um anschließend ihren Selbstmord arrangieren zu können.
Viele Jahre hat Daniel Grim mit wehrlosen Mädchen gearbeitet, Kindern, denen Geborgenheit und Eltern fehlten. Bewusst oder unbewusst suchte er dieses Milieu und verliebte sich in Mädchen, die dem allerersten ähnelten. Daniel nutzte die Mädchen aus, und wenn sie in andere Einrichtungen kamen, sorgte er dafür, dass sie niemals die Wahrheit würden erzählen können.
Joona bremst vor einer Ampel vorsichtig ab und spürt, wie ihm ein Schauer über den Rücken läuft. Er ist in seinem Leben einer ganzen Reihe von Mördern begegnet, aber als Joona darüber nachdenkt, dass Daniel schon lange bevor er seine Opfer schließlich aufsuchte, Berichte und Gutachten über sie schrieb und ihren Tod genau plante, fragt er sich, ob Daniel nicht der Zweitschrecklichste von ihnen allen ist.
181
ALS JOONA LINNA von seinem Auto aus quer über den Karlaplan zu Disas Wohnung geht, hängt kalter Nebel in der Luft.
»Joona?«, sagt Disa, als sie die Tür öffnet. »Ich habe fast nicht mehr mit dir gerechnet. Ich habe den Fernseher an. Auf allen Kanälen reden sie darüber, was in Delsbo passiert ist.«
Joona nickt.
»Du hast den Mörder gefasst«, sagt Disa mit einem kurzen Lächeln.
»Wenn man es so nennen will«, erwidert Joona und denkt an die Feuerumarmung des Vaters.
»Was ist mit dieser armen Frau, die dich ständig angerufen hat? Sie sagen, dass sie durch einen Schuss verletzt wurde.«
»Flora Hansen«, sagt Joona und tritt in den Flur.
Er streift die Deckenlampe mit seinem Kopf, das Licht rollt über die Wände, und Joona muss wieder an die Bilder der jungen Mädchen in Daniel Grims Schuhkarton denken.
»Du bist müde«, stellt Disa sanft fest und zieht ihn an der Hand mit sich.
»Floras Bruder hat ihr ins Bein geschossen und …«
Er merkt nicht, dass er verstummt. Er hat versucht, sich an einer Tankstelle zu waschen, aber seine Kleider sind immer noch voller Flecken von Floras Blut.
»Leg dich in die Badewanne, ich hole uns an der Ecke was zu essen«, schlägt Disa vor.
»Danke«, sagt Joona lächelnd.
Als sie durchs Wohnzimmer gehen, zeigt ein Nachrichtensender gerade ein Bild von Elin
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