Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
Haarwirbel.
»Könntest du bitte herausfinden, ob Jack und Elin Frank noch die gleiche Adresse haben wie damals?«
Anjas rundes Gesicht strahlt amüsiert, als sie die Lippen spitzt und sagt:
»Wenn du Klatschblätter lesen würdest, könntest du das eine oder andere lernen.«
»Wie meinst du das?«
»Elin Frank und Jack sind geschieden, aber sie hat die Wohnung behalten … immerhin ist es ihr Geld.«
»Dann sind diese Leute Promis?«, fragt Joona.
»Sie engagiert sich sozial, übrigens um einiges mehr als diemeisten anderen reichen Leute … sie und ihr früherer Mann Jack haben eine Menge Geld in Kinderdörfer und Hilfsfonds gesteckt.«
»Aber Vicky Bennet hat bei ihnen gewohnt?«
»Das hat offensichtlich nicht so gut geklappt«, antwortet Anja.
Joona nimmt die Ausdrucke an sich, geht zur Tür und dreht sich noch einmal zu Anja um.
»Was kann ich tun, um mich bei dir zu bedanken?«
»Ich habe uns zu einem Kurs angemeldet«, antwortet sie schnell. »Versprich mir, dass du mit mir hingehst.«
»Was ist das denn für ein Kurs?«
»Entspannungsübungen … Kamasutra oder so ähnlich …«
49
DAS HAUS MIT DER ADRESSE STRANDVÄGEN 47 liegt direkt gegenüber der Brücke zur Halbinsel Djurgården. Es ist ein vornehmes Gebäude mit einem eleganten Hauseingang und einem schönen, dunklen Treppenhaus.
Elin und Jack Frank waren die einzigen Personen, zu denen Vicky Bennet zurückkehren wollte, obwohl sie nur kurze Zeit bei ihnen gewohnt hatte. Immer wieder bat sie darum, zu ihnen zurückkehren zu dürfen, aber Familie Frank hatte beschlossen, dieser Bitte nicht nachzukommen.
Als Joona Linna an der Tür mit dem Namen Frank auf einem schwarzglänzenden Türschild klingelt, wird sie praktisch sofort geöffnet. Ein entspannter Mann mit kurzen, goldglänzenden Haaren und gleichmäßiger Sonnenbräune sieht den großgewachsenen Kriminalkommissar fragend an.
»Ich möchte zu Elin Frank.«
»Robert Bianchi, ich bin Elin Franks Consigliere«, erwidert der Mann und streckt seine Hand aus.
»Joona Linna, Landeskriminalpolizei.«
Ein kurzes Lächeln huscht über die Lippen des Mannes.
»Klingt interessant, aber …«
»Ich muss mit ihr sprechen.«
»Darf man fragen, worum es geht? Ich möchte sie nicht unnötig stören …«
Der Mann verstummt, als er Joonas kühlen, grauen Augen begegnet.
»Warten Sie bitte im Flur, ich werde mal nachhören, ob sie Besuch empfängt«, sagt er und verschwindet durch eine Tür.
Der Eingangsflur ist weiß und gänzlich unmöbliert. Es gibt keine Garderobe, keine Gegenstände, keine Schuhe oder Kleider. Nur glatte, weiße Wände und einen einzigen riesigen Spiegel mit getöntem Glas.
Joona versucht, sich ein Kind wie Vicky in dieser Umgebung vorzustellen. Ein unruhiges, chaotisches, kleines Mädchen, das erst im Alter von sechs Jahren behördlich erfasst wurde. Ein Kind, das sich daran gewöhnt hat, dass ein Zuhause eine Garage oder eine Fußgängerunterführung ist, in der man zufällig gerade übernachtet.
Robert Bianchi kehrt mit einem ruhigen Lächeln zurück und bittet Joona herein. Sie passieren einen großen, hellen Salon mit mehreren Sitzgruppen und einem reich verzierten Kachelofen. Dicke Teppiche dämpfen das Geräusch ihrer Schritte, als sie durch die verschiedenen Gesellschaftsräume der Wohnung zu einer verschlossenen Tür gehen.
»Sie dürfen gerne anklopfen«, sagt Robert Bianchi unsicher lächelnd zu Joona.
Joona klopft an und hört Absätze auf einem harten Fußboden. Die Tür wird von einer schlanken Frau mittleren Alters mit dunkelblonden Haaren und großen blauen Augen geöffnet. Sie trägt ein dünnes rotes Kleid, das kurz unter den Knien endet. Sie ist schön, dezent geschminkt und trägt drei Reihen schneeweißer Perlen um den Hals.
»Treten Sie bitte ein, Herr Linna«, sagt sie leise und wohlartikuliert.
Sie gehen in ein sehr helles Zimmer mit einem Schreibtisch, einer Couchgarnitur aus weißem Leder und Bücherschränken.
»Ich wollte gerade etwas Chai trinken – wäre Ihnen das noch zu früh?«
»Nein, klingt gut.«
Robert Bianchi verlässt das Zimmer, und Elin Frank zeigt auf die Couch.
»Setzen wir uns.«
Ohne Eile setzt sie sich ihm gegenüber und schlägt die Beine übereinander.
»Womit kann ich Ihnen dienen?«, fragt sie und sieht ihn ernst an.
»Vor einigen Jahren haben Sie und Ihr Ehemann Jack Andersson bei einem Mädchen die Rolle von Bereitschaftspflegeeltern übernommen …«
»Wir haben vielen Kindern auf verschiedene
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