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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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ich haben uns früher einmal um ein kleines Mädchen namens Vicky gekümmert«, sagt sie und schluckt hart.
    »Habt ihr sie adoptiert?«
    »Nein, sie hatte eine Mutter, wir waren nur eine Art Bereitschaftspflegeeltern, aber ich …«
    Sie verstummt und zieht das Diamantkreuz über die dünne Kette.
    »Wann war das?«
    »Nur ein paar Jahre, bevor du bei mir angefangen hast«, antwortet sie. »Aber ich saß damals noch nicht in der Konzernspitze, und Jack hatte die Zusammenarbeit mit Zentropa gerade erst begonnen.«
    »Du brauchst es mir nicht zu erzählen.«
    »Ich denke wirklich, dass wir vorbereitet waren, so gut es geht jedenfalls, wir wussten, dass es nicht leicht werden würde, aber … Es ist im Grunde nicht zu fassen, wie diese Dinge in unserem Land geregelt sind. Ich meine, erst lief alles unglaublich umständlich, wir mussten uns mit Sozialarbeitern und Sachbearbeitern treffen, wirklich alles musste überprüft werden, von den finanziellen Verhältnissen bis zum Liebesleben … aber sobald wir angenommen waren, dauerte es gerade einmal drei Tage und wir hatten ein Kind und sollten alleine mit ihm klarkommen. Ziemlich seltsam, finde ich. Weißt du, sie haben uns nichts über die Kleine erzählt, wir haben keinerlei Hilfe bekommen.«
    »Klingt typisch.«
    »Wir wollten wirklich etwas Gutes tun … und dieses Mädchen wohnte über einen Zeitraum von neun Monaten hinweg immer mal wieder bei uns. Sie haben permanent versucht, sie zu ihrerMutter zu bringen, aber das endete jedes Mal so, dass Vicky in irgendeiner Garage in der Nähe Stockholms zwischen alten Kartons gefunden wurde.«
    »Traurig«, sagt er.
    »Am Ende hatte Jack die vielen Nächte satt, in denen wir sie abholen, zur Notfallambulanz bringen oder einfach nur in die Badewanne setzen und mit Essen versorgen mussten … Wir hätten uns sicher ohnehin scheiden lassen, aber … eines Nachts meinte er, ich müsste wählen …«
    Elin Frank lächelt Robert Bianchi mit leerem Blick an:
    »Ich begreife nicht, warum er mich zwingen musste, diese Entscheidung zu treffen.«
    »Weil er nur an sich denkt?«, schlägt Robert Bianchi vor.
    »Aber wir waren doch nur eine Art Bereitschaftsdienst, ich konnte doch nicht zwischen ihm und einem Kind wählen, das hier nur ein paar Monate wohnen sollte, das war doch Irrsinn … Außerdem wusste er natürlich, dass ich zu der Zeit völlig verrückt nach ihm war.«
    »Aber das stimmt doch gar nicht«, versucht Robert Bianchi einzuwenden.
    »Doch, das war ich«, widerspricht Elin ihm. »Und als Vickys Mutter dann eine neue Wohnung fand, ließ ich mich darauf ein, dass er das Jugendamt anrief … mit der Mutter schien damals auch alles ziemlich gut zu laufen …«
    Ihre Stimme bricht, und sie spürt konsterniert, dass ihr auf einmal Tränen über die Wangen laufen.
    »Warum hast du mir nie davon erzählt?«
    Elin wischt die Tränen weg und weiß nicht, warum sie lügt:
    »Das ist doch nichts weiter, jedenfalls nichts, worüber ich häufiger nachdenke.«
    »Man muss nach vorn schauen«, sagt Robert Bianchi, als wollte er sie entschuldigen.
    »Ja«, flüstert sie und verbirgt ihr Gesicht hinter den Händen.
    »Was ist?«, fragt er besorgt.
    »Robert«, sagt sie seufzend und begegnet seinem Blick. »Ich habe nichts mit der Sache zu tun, aber der Polizist, der eben hier war, hat mir erzählt, dass Vicky zwei Menschen getötet hat.«
    »Meinst du diese Morde, die gerade passiert sind, oben in Nordschweden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Gibt es irgendeine Verbindung zu dir?«, fragt er langsam.
    »Nein.«
    »Mit dieser Sache darfst du wirklich nicht in Verbindung gebracht werden.«
    »Ich weiß … natürlich würde ich gerne etwas tun, um ihr zu helfen, aber …«
    »Halt dich da raus.«
    »Vielleicht sollte ich Jack anrufen.«
    »Nein, tu das nicht.«
    »Er muss es erfahren.«
    »Aber nicht von dir«, wendet Robert Bianchi ein. »Das macht dich nur traurig, das weißt du, jedes Mal, wenn du mit ihm sprichst …«
    Sie versucht, zustimmend zu lächeln und legt ihre Hand auf die warmen Finger ihres Assistenten:
    »Komm morgen um acht, dann gehen wir die Termine für die nächste Woche durch.«
    »In Ordnung«, sagt Robert Bianchi und verlässt den Raum.
    Elin Frank greift nach dem Telefon, wartet aber, bis ihr Assistent die Wohnungstür zugezogen und hinter sich abgeschlossen hat, ehe sie Jacks Nummer wählt.
    Als er sich meldet, klingt er heiser und verschlafen:
    »Elin? Weißt du, wie viel Uhr es ist? Du kannst

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