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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Weise geholfen …«
    »Der Name des Mädchens ist Vicky Bennet«, unterbricht Joona sie sanft.
    In ihrem ansonsten so beherrschten Gesicht regt sich kurz etwas, aber ihre Stimme bleibt genauso ruhig wie zuvor.
    »An Vicky erinnere ich mich noch sehr gut«, antwortet sie mit einem kurzen Lächeln.
    »Und woran erinnern Sie sich?«
    »Sie war süß und lieb und sie …«
    Elin Frank verstummt und starrt vor sich hin. Ihre Hände liegen vollkommen still.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie in einer halboffenen Einrichtung für Jugendliche bei Sundsvall zwei Menschen ermordet hat«, sagt Joona.
    Die Frau wendet sich schnell ab, aber Joona sieht dennoch, wie sich ihre Augen verfinstern. Sie zieht das Kleid über ihren Knien glatt, kann jedoch nicht verhindern, dass ihre Hände dabei zittern.
    »Was geht das mich an?«, fragt sie.
    Robert Bianchi klopft an und kommt mit einem klirrenden Servierwagen herein. Elin Frank bedankt sich und bittet ihn, den Wagen stehen zu lassen.
    »Vicky Bennet ist seit Freitag verschwunden«, erklärt Joona,als Robert sie alleine gelassen hat. »Es ist denkbar, dass Vicky versuchen wird, Sie aufzusuchen.«
    Elin Frank sieht ihn nicht an. Sie senkt leicht den Kopf und schluckt hart.
    »Nein«, sagt sie dann kühl.
    »Warum glauben Sie nicht, dass Vicky Bennet Sie aufsuchen wird?«
    »Sie wird sich niemals bei mir melden«, antwortet sie und steht auf. »Es war ein Fehler, Sie zu empfangen, ohne mich vorher nach Ihrem Anliegen zu erkundigen.«
    Joona nimmt die Tassen vom Servierwagen und stellt sie auf den Tisch, dann sieht er Elin Frank an.
    »Wen würde Vicky Ihrer Ansicht nach aufsuchen? Würde Sie sich bei Jack melden?«
    »Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an meinen Anwalt«, erwidert sie und verlässt den Raum.
    Kurz darauf betritt Robert Bianchi den Salon.
    »Ich begleite Sie zur Tür«, sagt er kurz angebunden.
    »Vielen Dank«, entgegnet Joona, gießt Tee in die beiden Tassen, nimmt die eine, pustet und trinkt vorsichtig.
    Er lächelt und nimmt sich einen Zitronenkeks von einem Teller mit einem weißen Leinentuch, isst in aller Ruhe den Keks und trinkt seinen Tee, nimmt die Serviette vom Schoß und legt sie auf den Tisch, bevor er aufsteht.
    Joona hört, dass Robert Bianchi ihm folgt, als er durch die riesige Wohnung an den Salons und dem Raum mit dem Kachelofen vorbeigeht. Er überquert den Steinfußboden des weißen Eingangsflurs und öffnet die Tür zum Treppenhaus.
    »Eins sollte ich vielleicht schon jetzt betonen. Es ist wichtig, dass Frau Frank mit nichts Negativem in Verbindung gebracht …«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, unterbricht Joona ihn. »Aber hier geht es nicht in erster Linie um Elin Frank, sondern um …«
    »Für mich schon, für mich schon«, fällt Robert Bianchi ihm ins Wort.
    »Mag sein, aber die Vergangenheit nimmt auf so etwas keine Rücksicht, wenn sie zurückkehrt«, sagt Joona abschließend und geht die Treppe hinunter.

50
    DIE FITNESSABTEILUNG DER WOHNUNG liegt hinter dem größten Badezimmer. Elin Frank läuft sieben Kilometer täglich und trifft ihren persönlichen Trainer im Mornington Health Club zwei Mal in der Woche. Direkt vor dem Laufband hängt ein ausgeschalteter Fernseher, und zu ihrer Linken kann sie über die Häuserdächer hinweg zum Turm der Oskarkirche schauen.
    Sie hört an diesem Tag keine Musik. Man hört nichts als das dumpfe Geräusch ihrer Schuhe, das klirrende Echo der Scheibenhantelgewichte, den surrenden Motor des Laufbands und ihre Atemzüge.
    Der Pferdeschwanz hüpft zwischen ihren Schulterblättern. Sie trägt nur eine Jogginghose und einen weißen Sport-BH.
    Nach fünfzig Minuten ist der Schweiß durch den Stoff zwischen ihren Pobacken gezogen und ihr BH durchnässt.
    Sie denkt an die Zeit zurück, als Vicky Bennet zu ihr kam. Acht Jahre ist das jetzt her. Ein kleines Mädchen mit blonden, struppigen Haaren.
    Elin war als junge Frau auf einer Sprachreise nach Frankreich an einer Chlamydieninfektion erkrankt. Sie nahm die Krankheit nicht ernst, und hinterher war sie unfruchtbar. Damals war ihr das mehr oder weniger egal gewesen, weil sie ohnehin keine Kinder haben wollte. Viele Jahre sagte sie sich, dass es schön war, nicht an Verhütungsmittel denken zu müssen.
    Sie und Jack waren zwei Jahre verheiratet gewesen, als er anfing, mit ihr über die Möglichkeit einer Adoption zu sprechen, aberwenn er das Thema ansprach, erklärte sie jedes Mal, dass sie keine Kinder haben wolle, dass die

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