Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
nicht mehr liebte.
Er wolle die Scheidung, habe eine andere Frau kennen gelernt.
»Vorsicht, Sie kleckern«, sagt Nassim.
»Oh Gott«, flüstert sie und verschüttet im selben Moment etwas Whisky auf die Taille ihres Kleids.
»Das macht nichts.«
Er nimmt eine Stoffserviette, geht vor ihr auf die Knie, legt sie vorsichtig auf den Fleck und hält sie fest, während sich seine andere Hand um ihre Taille legt.
»Ich muss mich umziehen«, sagt sie, steht auf und hat Mühe, nicht umzufallen.
Sie spürt Valium, Wein und Whisky mit einem Rauschen durch ihr Gehirn ziehen.
Er stützt sie, als sie durch die Reihe der Salons gehen. Sie fühlt sich müde und schwach, lehnt sich an ihn und küsst seinen Hals. Das Schlafzimmer ist kühl und liegt im Halbschatten. Nur eine cremefarbene Lampe neben dem Nachttisch ist eingeschaltet.
»Ich muss mich hinlegen.«
Sie sagt nichts, als er sie auf das Bett legt und ihr langsam die Schuhe auszieht.
»Ich helfe dir«, sagt er leise.
Sie gibt sich betrunkener, als sie eigentlich ist, bleibt einfach still liegen, als merke sie nicht, dass er mit zitternden Händen ihr Kleid aufknöpft.
Sie hört seine schweren Atemzüge und fragt sich, ob er es wagen wird, sie zu berühren, ihren Rausch auszunutzen.
Sie liegt in ihrem goldfarbenen Slip regungslos im Bett, sieht ihn durch schwankenden Dunst an und schließt die Augen.
Er murmelt etwas, und sie spürt, dass seine Finger vor Nervosität eiskalt sind, als er ihr den Slip abstreift.
Sie betrachtet ihn blinzelnd, als er sich auszieht. Sein Körper ist braun gebrannt, so als würde er öfter auf dem Feld arbeiten. Er ist schlank wie ein Junge und hat ein graues Tattoo auf der Schulter, ein Horusauge.
Ihr Herz schlägt schneller, als er etwas murmelt und zu ihr aufs Bett kommt. Vielleicht sollte sie ihn stoppen, aber seine Lust schmeichelt ihr. Sie denkt, dass sie ihn nicht in sich eindringen lassen wird, ihm stattdessen nur gestatten wird, dass er sie ansieht und masturbiert wie ein Junge.
Sie versucht, sich darauf zu konzentrieren, was geschieht, den Augenblick zu genießen. Er atmet schnell, spreizt behutsam ihre Schenkel, und sie lässt es geschehen.
Sie ist feucht, ganz glatt, aber gleichzeitig nicht wirklich anwesend. Er legt sich auf sie, und sie spürt sein Glied warm und hart an ihrem Schambein. Langsam dreht sie sich weg und schließt die Schenkel.
Sie öffnet die Augen, begegnet seinem furchtsamen Blick und schließt erneut die Augen.
Vorsichtig, als wollte er sie nicht wecken, spreizt er nochmals ihre Schenkel. Sie lächelt in sich hinein, lässt ihn schauen, spürt ihn über sich, und plötzlich gleitet er einfach in sie hinein.
Sie stöhnt leise auf und spürt die festen Schläge seines Herzens, als er sich auf sie legt.
Er ist in ihr und beginnt sofort, keuchend zu stoßen.
Ihr wird übel, sie würde ihn gerne begehren, aber er hat es zu eilig, er stößt zu schnell und viel zu hart. Sie wird von Einsamkeit übermannt und verliert ihre Erregung. Sie bleibt einfach nur still liegen, bis er fertig ist und sich aus ihr zurückzieht.
»Entschuldige, entschuldige«, flüstert Nassim und sammelt seine Sachen ein. »Ich dachte, du wolltest es …«
Das dachte ich auch, denkt sie, hat jedoch nicht die Kraft, es auszusprechen. Sie hört, dass er sich schnell und leise anzieht und hofft, dass er gehen wird. Sie möchte aufstehen und sich waschen und danach, bis sie einschläft, zu Gott beten, dass Vicky lebt.
65
JOONA STEHT AM GELÄNDER und lässt den Blick die hohe Betonwand hinabschweifen. Aus drei Öffnungen schießt Wasser zwanzig Meter in die Tiefe. Unter den Toren neigt sich die Betonwand wie eine gewaltige Rutsche. Riesige Wassermengen strömen über die Wand und schäumen anschließend über das felsige Flussbett.
Sein Arm liegt nach wie vor in einer Armbinde, und das Jackett hängt lose um seine Schultern. Er lehnt sich über das Geländer, blickt auf den Fluss hinaus und denkt an das Auto mit den zwei Kindern im wolkenbruchartigen Regen. Bei Bjällsta war der Wagen so gegen die Ampel geprallt, dass die Fenster zersplitterten. Vicky ist angeschnallt, schlägt aber dennoch auf Grund der seitlich einwirkenden Kräfte gegen das Fenster. Das Auto ist auf einmal voller Glassplitter, und es regnet kalt hinein.
Danach wird es für einige leere Sekunden still.
Der Junge beginnt, in panischer Angst zu schreien. Vicky steigt zitternd aus dem Auto. Scherben rutschen von ihren Kleidern, sie öffnet die hintere Tür,
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