Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
Lächelns.
»Haben Sie Nitrox in den Flaschen?«
»Ja.«
»Was zum Teufel ist das?«, fragt Gunnarsson, der sie eingeholt hat.
»Es hat einen höheren Sauerstoffgehalt«, antwortet Hasse, während er sich die Weste überstreift.
»Wie lange werden Sie unten bleiben können?«
»Mit denen hier – vielleicht zwei Stunden … kein Problem.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie gekommen sind«, sagt Joona.
Der Taucher zuckt mit den Schultern.
»Mein Junge ist in einem Fußballcamp in Dänemark … Ishøj heißt der Ort … Ich hatte ihm eigentlich versprochen mitzukommen, aber wissen Sie, der Junge und ich sind allein … ein bisschen Kohle außer der Reihe können wir gut gebrauchen …«
Er schüttelt den Kopf und zeigt dann auf die Tauchermaske mit der Digitalkamera und auf das Kabel, das zusammen mit der Rettungsleine zu einem Computer führt.
»Ich nehme meine Tauchgänge auf. Sie sehen alles, was ich sehe … und wir können uns unterhalten.«
Ein Stamm, der im Fluss treibt, schlägt gegen den Rand des Damms.
»Warum ist Holz im Wasser?«
Hasse streift sich die Sauerstoffflaschen über und sagt ungerührt:
»Keine Ahnung … wahrscheinlich hat jemand Bauholz abgekippt, das vom Borkenkäfer befallen ist.«
Eine Frau mit einem abgekämpften Gesicht, in Jeans, Gummistiefeln und offener Steppjacke kommt mit einem Schäferhund vom Parkplatz am Kraftwerk.
»Da kommt ein verdammter Bluthund«, sagt Gunnarsson und schaudert.
Hundeführerin Sara Bengtsson geht an einer Seilwinde vorbei und sagt etwas mit leiser Stimme. Der Hund bleibt sofort stehen und macht Sitz. Sie schenkt ihm keinen Blick, geht einfach weiter und setzt voraus, dass er tut, was er tun soll.
»Schön, dass Sie kommen konnten«, sagt Joona und gibt ihr die Hand.
Sara Bengtsson begegnet nur flüchtig seinem Blick, zieht die Hand zurück und scheint in ihren Taschen nach etwas zu suchen.
»Ich habe hier das Sagen«, erklärt Gunnarsson. »Und ich halte nicht viel von Hunden – nur dass Sie es wissen.«
»Jetzt bin ich jedenfalls hier«, erwidert Sara und wirft einen Blick auf den Hund.
»Wie heißt sie?«, fragt Joona.
»Jackie«, antwortet die Frau lächelnd.
»Wir werden jetzt mit einem Taucher hinuntergehen«, erläutert Joona. »Aber es wäre eine große Hilfe, wenn Jackie markieren könnte … denken Sie, sie schafft das?«
»Ja«, antwortet Sara Bengtsson und tritt gegen einen losen Stein.
»Der Fluss führt viel Wasser, und die Strömung ist verdammt stark«, warnt Gunnarsson.
»Im Frühjahr hat sie eine Leiche in fünfundsechzig Metern Tiefe geortet«, entgegnet Sara Bengtsson und errötet.
»Worauf warten wir, verdammt nochmal?«, fragt Gunnarsson und zündet sich eine Zigarette an.
Sara Bengtsson scheint ihn nicht einmal zu hören. Ihr Blick schweift über das schwarz glitzernde Wasser. Sie steckt die Hände in die Taschen, steht ganz still und sagt mit sanfter Stimme:
»Jackie.«
Die Hündin rührt sich sofort von der Stelle und kommt zu ihr. Sie geht in die Hocke, streichelt das Tier am Hals und hinter den Ohren. Sie spricht aufmunternd mit ihr und erzählt ihr, wonach sie suchen soll. Anschließend gehen sie gemeinsam am Rand des Damms entlang.
Die Hündin ist darauf spezialisiert, die Witterung von Blut und Lungen toter Menschen aufzunehmen. Eigentlich sollen Polizeispürhunde den Leichengeruch mit etwas Positivem assoziieren, aber Sara Bengtsson weiß, dass Jackie unruhig wird und hinterher getröstet werden muss.
Sie kommen an der Stelle vorbei, an der Dantes Kindersitz im Wasser trieb. Sara Bengtsson lenkt Jackies Aufmerksamkeit vorsichtig zum hoch stehenden Wasser.
»Ich glaube nicht, dass das etwas bringt«, bemerkt Gunnarsson lächelnd, zündet sich die Zigarette an und reibt sich über den Bauch.
Sara Bengtsson bleibt stehen und hält die Hündin mit einer Geste auf, als Jackie eine Witterung aufnimmt. Die Hündin streckt ihre lange Schnauze über den Rand.
»Was riechst du?«, fragt sie.
Die Hündin schnüffelt, bewegt sich seitwärts, löst sich dann jedoch von der Duftspur und bewegt sich weiter am Rand entlang.
»Hokuspokus«, murmelt der Taucher und rückt seine Weste gerade.
Joona beobachtet die Hundeführerin und den ungewöhnlich rothaarigen Schäferhund. Die beiden bewegen sich langsam am Geländer entlang und nähern sich dem Zentrum der Strömung direkt über den offenen Toren des Damms.
Aus dem blonden Pferdeschwanz der Frau haben sich Strähnen gelöst und wehen
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