Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
monoton in ein Telefon, unddurch zwei Glastüren sieht er etwa zehn Personen, die sich an einem Konferenztisch unterhalten.
Gunnarsson sitzt am Kopfende. Joona geht zur Tür. Eine Frau am Tisch begegnet Joonas Blick und schüttelt den Kopf, doch Joona drückt trotzdem die Klinke herunter und tritt ein.
»Was zum Teufel«, murmelt Gunnarsson, als er Joona sieht.
»Ich muss mir Vicky Bennets Tasche ansehen«, sagt Joona ungehalten.
»Wir sind hier gerade mitten in einer Besprechung«, erwidert Gunnarsson, als wäre damit alles gesagt, und blickt auf seine Papiere herab.
»Es ist alles draußen bei den Kriminaltechnikern in der Bergsgatan«, erläutert Rolf verlegen.
»Da ist keiner«, sagt Joona.
»Jetzt hören Sie aber mal auf«, schnauzt Gunnarsson ihn an. »Die Ermittlungen sind eingestellt worden, und von mir aus können die internen Ermittler Sie zum Frühstück fressen.«
Joona nickt und verlässt das Präsidium, geht zu seinem Auto zurück und bleibt eine Weile regungslos sitzen, ehe er zum Regionalkrankenhaus in Sundsvall fährt. Er versucht einzukreisen, was ihn an den Morden im Haus Birgitta eigentlich so beunruhigt.
Vicky Bennet, denkt er. Das liebe Mädchen, das vielleicht nicht immer so lieb war. Vicky Bennet zerfleischte die Gesichter von Mutter und Sohn mit einer kaputten Flasche.
Sie wurden schwer entstellt, holten aber dennoch keinen Arzt und erstatteten auch keine Anzeige.
Bevor Vicky ertrank, stand sie unter dem Verdacht, zwei brutale Morde begangen zu haben.
Alles deutet darauf hin, dass sie sich im Haus Birgitta auf die Tat vorbereitete, die Nacht abwartete, Elisabeth mit einem Hammer tötete, um an ihre Schlüssel zu kommen, ins Haus zurückkehrte, die Tür zum Isolierzimmer aufschloss und Miranda umbrachte.
Seltsam ist nur, dass Åhlén behauptet, Miranda sei mit einem Stein getötet worden.
Warum sollte Vicky den Hammer in ihrem Zimmer lassen und stattdessen einen Stein holen?
Joona hat in Erwägung gezogen, dass sich sein alter Freund geirrt haben könnte. Deshalb hat er Åhléns Annahme noch niemandem gegenüber erwähnt. Åhlén soll seine Theorie selbst vorstellen, sobald er mit seinem Bericht fertig ist.
Ebenso seltsam ist, dass Vicky nach den Morden in ihrem Bett schlief.
Holger Jalmert nannte Joonas Beobachtung interessant, aber nicht zu beweisen.
Aber Joona weiß, dass er recht hat. Er hat gesehen, dass frisches Blut auf den Laken verteilt oder abgewischt wurde und dieses Blut eine Stunde später schlierige Abdrücke von Vickys Arm hinterließ, als sie sich im Schlaf umdrehte.
Ohne Zeugen wird er wahrscheinlich niemals eine Antwort bekommen.
Joona hat das Berichtsbuch im Haus Birgitta gelesen und Elisabeth Grims letzte Eintragung am Freitag gesehen, aber nichts in den kurzen Notizen kündigt die gewaltsamen Vorgänge der Nacht an.
Die Jugendlichen haben nichts gesehen.
Keiner kannte Vicky Bennet.
Joona hat bereits beschlossen, ein Gespräch mit dem Therapeuten Daniel Grim zu führen.
Es ist einen Versuch wert, obwohl es ihm eigentlich widerstrebt, sich einem trauernden Menschen aufzudrängen. Aber Daniel Grim ist nun einmal der Mensch, zu dem die Mädchen das größte Vertrauen zu haben scheinen, und wenn jemand verstehen kann, was dort geschehen ist, dann vermutlich er.
Joona greift langsam nach seinem Handy, spürt den Schmerz in der Schulter, wählt die Nummer des Krankenhauses und denktan den Therapeuten, der im Haus Birgitta eintraf. Wie sehr der Mann darum kämpfte, vor den Jugendlichen nicht die Fassung zu verlieren. Als er dann jedoch damit konfrontiert wurde, dass jemand seine Frau ermordet hatte, war der Schmerz so intensiv, dass sein Gesicht nur noch Verwirrung spiegelte.
Die Ärzte nennen seine Reaktion Arousal. Eine Stressreaktion, die das Erinnerungsvermögen eine ganze Weile stören kann.
»Psychiatrie, Rebecka Stenbeck«, meldet sich nach fünf Klingeltönen eine Frau.
»Ich würde gerne mit einem ihrer Patienten sprechen … Sein Name ist Daniel Grim.«
»Einen Moment, bitte.«
Er hört die Frau auf einer Tastatur tippen.
»Tut mir leid, aber der Patient darf keine Anrufe entgegennehmen«, sagt sie.
»Wer entscheidet das?«
»Der behandelnde Arzt«, antwortet die Frau kühl.
»Können Sie mich bitte mit ihm verbinden?«
Es klickt und tutet dann.
»Rimmer.«
»Ich heiße Joona Linna, ich bin Kommissar bei der Landeskriminalpolizei«, sagt er. »Es ist wichtig, dass ich mit einem Patienten namens Daniel Grim sprechen kann.«
»Mag
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