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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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schien und lebendiger wurde. Ein flackernder roter Schein. „Es brennt! Los, fahr schneller!“
    Julian trat aufs Gaspedal, und der Wagen schnurrte los. „Ruf die Feuerwehr an!“
    Hella riss das Handy aus der Tasche und ließ es in der Hast auf die Fußmatte fallen.
    „Nimm meins!“ Julian fischte sein Telefon aus dem Seitenfach.
    Eilig tippte Hella den Notruf ein und zwang sich zur Ruhe, um eine genaue Wegbeschreibung abzugeben.
    Der Wagen schleuderte um die Kurven. Als sie das Hofgelände umrundeten, geriet das Feuer aus dem Blickfeld. Der Wagen raste durch die Einfahrt.
    „Weiter geradeaus!“, rief Hella. „Fahr rechts an der Reithalle vorbei. Durch die Durchfahrt!“
    Der Daimler schoss in den Gang zwischen der neuen Reithalle und alten Kälberstall und kam neben den Paddocks zum Stehen. Hella stieß die Tür auf. Sie hörte das warnende Schnauben der Pferde in der Dunkelheit und erkannte im ersten Paddock einen Schatten: Melody, die aufgeregt tänzelte. Die junge Stute war dem Feuer am nächsten. Der Weg zwischen ihrem Paddock und dem Schleppdach, unter dem die Ballen gestapelt waren, war eben so breit, dass ein großer Schlepper durchfahren konnte. Zum Glück war der Abend windstill. Ein heftiger Windstoß, und die Funken wären nicht nur bis in Melodys Paddock, sondern auch auf die anderen Ballen getragen worden. Bisher brannte nur einer der unteren Ballen. Das Heu war fest gepresst und erlaubte den Flammen kein leichtes Spiel. Sie flackerten noch nicht allzu hoch.
    Hella sprang aus dem Wagen. „Ich begreife das nicht. Wie kann hier ein Feuer ausbrechen?“
    Julian folgte ihr im Laufschritt. „Darüber machen wir uns später Gedanken. Wo ist der Feuerlöscher?“
    Sie stürzte los, und er folgte ihr. In der Ferne waren die Sirenen zu hören. Ein Feuerlöscher hing neben dem Tor der Reithalle. Julian riss ihn aus der Halterung und rannte zurück. Hella lief weiter zum Pensionsstall, wo ein weiterer Feuerlöscher hängen musste. Sie war sich nicht sicher und verfluchte sich dafür. Endlich fand sie ihn an der Wand neben der Futterkammer. Er war schwerer, als sie erwartet hatte. Sie rang nach Atmen, als sie zurück lief. Die Sirenen wurden lauter, und auf der Hauptstraße blinkte das Blaulicht eines Feuerwehrwagens. Sie stellte den Feuerlöscher auf den Boden und wies dem Wagen den Weg. Als das Löschfahrzeug vor dem Schleppdach zum Stehen kam, hatte Julian den Brand weitgehend eingedämmt.
    Der Schweiß stand ihm im Gesicht, und der dunkle Haarkranz hinter der sich lichtenden Stirn war wirr und zerzaust. Vor Dankbarkeit wäre Hella ihm beinahe um den Hals gefallen.
    „So weit ist alles in Ordnung“, sagte er.
    „Was für ein Tag“, murmelte sie.
    Die Feuerwehrleute beglückwünschten ihn zu seiner erfolgreichen Löschaktion und machten sich daran, auch die letzten Reste der Glut zu ersticken. Einer der Männer richtete eine Bitte an Julian. „Könnten Sie einen Frontlader besorgen? Der verkohlte Ballen sollte dort raus.“
    „Ich mache das“, erklärte Hella dem Feuerwehrmann und wandte sich Julian zu. „Oder kannst du nicht nur Feuer löschen, sondern auch Trecker fahren?“
    Er lächelte. „Es käme auf einen Versuch an.“
    „Heute bitte keine Experimente.“
    Der Schlepper mit der Frontladergabel stand neben der Scheune. Auf dem Weg dorthin schaltete Hella die Hofbeleuchtung an. Sie startete den Motor und fuhr zum Strohlager. Die Männer sahen zu, wie sie in der Nähe der Brandstelle einen der schweren Rundballen nach dem anderen mit der Frontladergabel aufspießte und auf die Weide neben den Paddocks brachte und dort absetzte. Schließlich war nur noch der verkohlte Heuballen übrig. Ein ekliger Geruch von Ruß und Qualm stieg ihr in die Nase, als sie den Ballen auflud und zum Misthaufen fuhr. Dort ließ sie ihn herunter, zog im rückwärts Fahren die Gabel heraus und stellte den Traktor wieder vor der Scheune ab. Als sie zur Brandstelle zurückkehrte, eilte Julian ihr entgegen.
    „Das nennt man Glück im Unglück“, rief sie ihm von weitem zu. Als sie näher kam, bemerkte sie einen bekümmerten Zug um seinen Mund.
    „Die Männer haben beim Brandherd etwas entdeckt“, sagte er heiser.
    Die Feuerwehrleute traten beiseite. Ein junger Mann – der Helm saß ihm sonderbar schief auf dem Kopf – hatte Tränen in den Augen. Oder waren die Augen vom Qualm gerötet? Er deutete mit dem ausgestreckten Arm in die graue Asche.
    Hella ging hinüber und sah, wen das Feuer getötet

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