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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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herumgeschlichen ist. Wie gemein, dass du es kaum noch in die Garage stellst.“
    Hella erwiderte das Grinsen. „So was nennt man das Wecken von Bedürfnissen.“ Sie stand auf. „Ich muss los. Dieter wartet. Sehen wir uns noch, bevor du fliegst?“
    Jette nickte. „Na klar. Ich muss Jackson Tschüss sagen.“
    Der Schauer platschte mit unbeirrter Wucht gegen die Fenster. Jette wollte abwarten. Hella bahnte sich im Slalom den Weg zur Theke, bestellte für Jette noch einen Cappuccino und bezahlte alles. Mit spitzen Fingern fischte sie Simons schwarzen Knirps zwischen den anderen pitschnassen Schirmen heraus. Im Laufschritt ging es zurück zum Wagen. Sie war spät dran und kam ungern unpünktlich zu geschäftlichen Terminen. Die Straße war frei, und sie umrundete durch die verwinkelten Nebenstraßen recht zügig die Altstadt. Ihre Gedanken schweiften ab. Wieder dachte sie über Julian nach und seine Rolle, die er in dem bösen Spiel übernommen haben mochte. Was hatte er mit Blitz’ totem Körper vor? Und welches Interesse mochte er sonst an den Medikamenten haben außer dem, dass er tatsächlich mit Nellis Lieferanten zusammen arbeitete? Steckten Swantje und ihr sauberer Freund mit drin, oder war sie tatsächlich nur eine harmlose Studentin? Dieses Versteckspiel machte sie wütend. Und noch mehr Zorn erregte die Vorstellung, diesen Intrigen ausgeliefert zu sein und die Zusammenhänge nicht zu kennen.
    Schlagartig versiegte der Regen. Als sie auf den Münsterwall abbog, riss über den beiden massigen Türmen des Münsters der Himmel auf. Sie hielt den Wagen auf der rechten Spur und fuhr flott voran. Für den entscheidenden Augenblick vertiefte sie sich zu lange in den romantischen Ausblick auf die sonnenbeschienenen Spitzen der Kirchtürme. Zu spät bemerkte sie die magere rothaarige Gestalt, die unvermittelt aus dem Münstergarten kam und blindlings auf die Straße rannte. Mit aller Kraft trat Hella auf die Bremse. Der Wagen brach zur Seite aus, drehte sich um die eigene Achse und krachte voller Wucht gegen die Mauer. Hella prallte in den Sicherheitsgurt. Als alles ruhig war, bliebt sie wie betäubt sitzen. Ein junges Paar rannte herbei.
    Die Frau riss die Tür auf. „Sind Sie verletzt?“
    Bedächtig löste Hella den Griff vom Lenkrad. Sie schüttelte die Arme aus und hob die Schultern an. Vorsichtig neigte sie den Kopf und zuckte erst mit dem rechten, dann mit dem linken Bein.
    „Es ist nicht passiert“, murmelte sie.
    „Doch“, widersprach der junge Mann mit echtem Bedauern in der Stimme. „Das Cabrio ist Schrott. Schade drum!“
    Adieu Cabrio, adieu Fadista, dachte Hella benommen. Der Wagen war nicht Kasko versichert, und sie hatte kein Geld übrig, um Swantje den Hengst abzukaufen. Der nächste fassbare Gedanke betraf das Mädchen, dem sie nur haarscharf ausweichen konnte. Sie war sicher, dass es Jana gewesen war. Warum, fragte sich Hella, trieb Jana sich in Hameln herum? Und vor wem war sie geflohen, als wäre ihr der Teufel persönlich auf der Spur?
     

33
    Der Teufel hieß Jan. Kati kauerte auf der Rückbank. Der Unfall hatte sie aus dem Tritt gebracht. Und die Tatsache, dem Tod um Haaresbreite entwischt zu sein. Trotzdem, das ganze Schauspiel konnte sie nur Bruchteile von Sekunden gekostet haben, und sie war quer über die Straße gerannt und weiter gelaufen und fühlte sich fast in Sicherheit, als plötzlich der rote Jeep neben ihr war und der Blonde wie der Teufel heraus sprang und sie packte und in den Wagen zog. Nun hockte sie in der Falle. Er hatte ihr den Rucksack abgenommen und auf den Beifahrersitz gelegt, ohne hinein zu sehen. Sie zog ein zerfleddertes Taschentuch aus der Hosentasche und putzte sich die laufende Nase. Es war ebenso durchweicht wie der Jeansstoff. Dafür waren die Kopfschmerzen wie weg gezaubert.
    Eine Ampel sprang auf Rot, und Jan musste halten. Sie hantierte mit den Türgriffen. Verdammte Kindersicherung, dachte sie. Er kümmerte sich nicht darum. Erst als sie die Scheibe herab ließ und den Kopf heraus strecken wollte, drehte er sich flink nach hinten um und riss sie an den Haaren zurück.
    „Lass das, sonst schmeiße ich dich bei hundert Sachen aus dem Wagen“, drohte er und gab Gas. „Mach das Fenster zu!“
    Widerwillig gehorchte sie und hoffte auf die nächste Chance. Ein Zebrastreifen! Eine Frau mit Kinderwagen wartete am Bordstein und blickte ihnen mürrisch entgegen. Der Fahrer im voraus fahrenden Wagen erwies sich als rücksichtsvoller Verkehrsteilnehmer und

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