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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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logisch vor. Die werden ihr Hexenfest nicht da feiern, wo sogenannte Hexen hingerichtet wurden. Das paßt nicht. Das sind keine positiven Orte. Was eher in Frage kommt, sind Kultplätze, die es schon seit ewigen Zeiten gibt.«
    »Das heißt, der Hexenteich zum Beispiel fällt flach.«
    »Natürlich. Erstens wegen seiner Geschichte - und zweitens: Kannst du dir vorstellen, daß sich die Hexen da mitten im Wald im Verkehrslärm treffen?«
    »Nein. Aber vorstellen kann ich mir sowieso nichts. Was machen denn diese Hexen überhaupt heute nacht? Ich meine - in Wirklichkeit?«
    »Sie suchen Kontakt zur Natur, zu den Geistern der Natur. Sie versuchen sich mit der Natur zu versöhnen. Und das erreichen sie durch bestimmte heidnische Rituale.«
    Ich dachte an meinen Besuch bei Katharina Morsbach. »Solche Rituale kenne ich. Hoffentlich bleiben die mir erspart.«
    »Hat dir dieser Gero von Berg nicht Hexenplätze genannt? Denk doch mal nach! Ich suche schon mal die Karte zusammen.«
    Das Blatt war auf den Boden gerutscht, als ich dem Bus Platz gemacht hatte. Neben uns rollte der Feierabendverkehr dahin - inmitten einer zugebauten Vorstadt. Sich in dieser Situation darüber Gedanken zu machen, wo angebliche Hexen jetzt oder nachher ein Fest feierten, wirkte ebenso abwegig, als hätte uns gerade jemand zu einer Lastminute-Tour auf den Mars eingeladen.
    »Der Wichenhain in Herrenstrunden«, sagte ich. »Gero von Berg wohnt da ganz in der Nähe. Und er hat mir erzählt, daß er jedes Jahr auf die Hexen wartet - aber es kommen keine, obwohl es haufenweise Sagen darüber gibt. Das meinte er natürlich mehr im Scherz.«
    »Wenn jetzt Willi hier wäre - der könnte uns sicher weiterhelfen.«
    »Da fällt mir noch was ein: Gero von Berg hat einen Freund, der in Odenthal wohnt.«
    »Das ist hier oben im Norden.«
    »Dort soll es auch sogenannte Hexentanzplätze geben. Hat Morgana davon vielleicht mal gesprochen?«
    »Nein. Aber sie sprach immer von »meinem Berg‹.«
    »Einem Berg?«
    »Na ja, einem Berg eben.«
    »Der Lüderich«, sagte ich unvermittelt.
    Jutta sah mich an. »Der Lüderich?«
    »Klar, der Lüderich! Ich glaube, der Aufenthalt im Krankenhaus hat mein Hirn etwas einrosten lassen. Susanne Voisbach hat mir erzählt, daß Morgana sich mit dem Lüderich beschäftigt hat. Und Gero von Berg berichtete auch was über dessen Geschichte. Es muß der Lüderich sein.«
    Jutta stieg aus. »Ich nehme meine Maschine. Wir treffen uns an Morganas Laden.«
    »Von dort aus ist es bis zum Lüderich nicht weit.«
    Sie nickte. »Was für ein Zufall.«
     
    Als ich auf den kleinen Parkplatz einbog, stand Jutta bereits vor dem Laden und schüttelte den behelmten Kopf. Ich stellte den Motor ab, und sie kam herübergelaufen.
    »Keiner da. Alles dunkel. In ihrer Wohnung ist sie auch nicht.« Sie setzte sich auf den Beifahrersitz.
    »Da gibt’s nur eins«, sagte ich. »Wir müssen auf den Berg rauf und nach ihnen suchen.«
    »Meinst du, wir finden sie? Hast du dir das Areal schon mal angesehen?«
    »Erste Frage ja, zweite Frage nein. Ich denke, wir müssen einfach auf den Gipfel.«
    »Also gut - sehen wir auf die Karte.«
    Der Lüderich war auf dem Overath-Rösrather Stadtplan eingezeichnet, den ich in der Tankstelle erstanden hatte. Die Markierung des Gipfels mit der Höhenmeterzahl 260 war inmitten mehrerer weißer Linien eingetragen.
    »Der Berg ist von lauter Fußwegen umzingelt«, sagte ich. »Und schau mal: Neben der Gipfelmarkierung steht was.«
    »Ringwall«, las Jutta. »Das paßt doch. Das ist sicher ein Rest der alten keltischen Siedlungen, die es da mal gegeben haben soll. Wo die Druidinnen in grauer Vorzeit ihre Rituale abhielten.«
    »Woher weißt du, daß es Druidinnen waren?«
    »Was weiß ich? Sicher ist nur, daß jetzt gerade ein paar Druidinnen oder so was da oben sind. Machen wir uns auf die Socken.«
    Ein paar junge Männer kamen die Straße entlang und marschierten vor dem Kühler des Golfs vorbei. Zwei von ihnen trugen eine ausgewachsene Birke spazieren.
    »Was machen die denn da?« fragte ich.
    »Die setzen einen Maibaum«, erläuterte Jutta. »Das ist so ein Brauch hier.«
    »Ach, davon hat mir Gero von Berg auch erzählt. Aber wie wär’s, wenn wir das Bergische Brauchtum jetzt mal Bergisches Brauchtum sein lassen und sehen, wie wir auf diesen Berg raufkommen?« Ich wandte mich wieder der Karte zu. »Schau mal hier: Von Untereschbach aus reichen die Wohngebiete bis an den Lüderich heran - wahrscheinlich sogar noch ein

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