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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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dem Text kommt ein bißchen zu wenig das Wort ›kreativ‹ vor, finde ich.«
    Katharina Morsbach verstand den Witz nicht: »Tatsächlich?« fragte sie. »Dabei habe ich mir alle Mühe gegeben, es von allen Seiten zu beleuchten.«
    Weiter unten gab es Terminhinweise: »Unser Seminar findet statt vor einer schönen Schwarzwaldkulisse im malerischen Örtchen Ballrechten-Dottingen bei Freiburg. Leitung: Die Bergisch Gladbacher Künstlerin Katharina Morsbach. Dauer: Eine Woche - vom 20. bis 27. April 2001.«
    »Dann sind Sie gerade erst aus dem Schwarzwald zurückgekommen«, stellte ich fest. »Und was haben Sie da auf der Videokassette?«
    Sie hockte sich hin, steckte die Kassette in einen Player, der sich unter einem kleinen Fernseher neben dem Sofa befand, und schaltete die gesamte Gerätschaft ein.
    »Na, das ist das Alibi«, sagte sie. »Wer sagt Ihnen denn, daß unser Kreativ-Seminar überhaupt stattgefunden hat?«
    Ich sah auf den Bildschirm.
    Nach ein paar Sekunden Schneegestöber sah man wacklige Aufnahmen einer großen Frauengruppe. Die Damen standen im hellen Sonnenschein auf einer Weide herum. Es war gar kein Kurs für Jedermann - eher für Jederfrau. Im Hintergrund waren Hänge mit Tannenwäldern zu erkennen.
    »Hier, das sind die Teilnehmerinnen.«
    »Was passiert jetzt?«
    »Wir hatten große, weiße Stoffbahnen, die wir auf der Wiese ausgebreitet haben.«
    Die Frauen auf dem Video schleppten grinsend Eimer heran und stellten sie an den ausgebreiteten Stoffbahnen auf.
    »Und was ist in den Eimern?«
    »Farbe.«
    Das Ganze sah ein bißchen aus wie ein Werbespot für das Waschmittel »Weißer Riese«, der in meiner Jugend im Fernsehen gelaufen war. Sogar der blaue Himmel über der Landschaft fehlte nicht.
    »Ich bin beeindruckt«, behauptete ich. »Sie sind aber auf dem Video gar nicht zu sehen.«
    »Ich mußte ja filmen. Aber das ändert sich gleich. Wir haben die Kamera später auf ein Stativ gestellt, damit die ganze Aktion dokumentiert werden konnte. Für wissenschaftliche Zwecke - verstehen Sie?«
    »Ich verstehe.«
    »So. Jetzt ist es soweit.«
    Auch Katharina Morsbach stellte sich zu den Töpfen und den anderen Frauen.
    Alle lächelten in die Kamera und begannen sich auszuziehen. T-Shirts flogen, Hosen wurden heruntergelassen, Brüste schwappten aus geöffneten Büstenhaltern. Katharina Morsbach ließ ein Gewand fallen, das dem ähnelte, das sie heute trug. Darunter war sie nackt. Ihre Figur war gar nicht ohne.
    »Was ist jetzt los?«
    »Es ist doch völlig klar, daß man Spontanmalerei nur nackt durchführen kann. Ohne störende Schicht zwischen sich und dem Universum. Sie haben nicht viel Ahnung davon, was?«
    »Ehrlich gesagt nicht.« Eindeutig Holzweg, dachte ich. Die Frau hatte zwar einen Eso-Knall, aber eine mordende Hexe war sie nicht.
    Die Frauen auf dem Bildschirm liefen über das riesige weiße Tuch. An den Rändern warteten die Eimer mit großen Pinseln. Jede schnappte sich ein Malwerkzeug und begann, den Stoffboden unter sich in allen Regenbogenfarben vollzuschmieren.
    »Auf diese Weise«, erklärte Katharina Morsbach, »schaffen wir das nach, was wir von unserer natürlichen Umgebung aufnehmen. Wir treten in Kommunikation mit unserem Lebensraum. So entsteht eine kreative Brücke, die unseren Vorfahren noch geläufig war, die wir Zivilisationsmenschen aber vergessen haben. So bauen wir sie neu.«
    Ich sah der nackten Weiberschar noch eine Weile beim Brückenbauen zu.
    »Wem gehört das Grundstück, auf dem sie das Ganze da veranstalten?«
    »Einem Bauern in der Gegend. Seine Frau darf als Gegenleistung gratis teilnehmen.« Ich schielte auf das Informationspapier. Unter den Datums- und Ortsangaben des Kurses befand sich ein Hinweis über den Preis: »Bitte überweisen Sie den Betrag von DM 2.500,- auf das unten angegebene Konto. Die Einzahlung gilt als Anmeldung.«
    Ich sah wieder auf das Video und zählte grob vierzig Frauen, die sich auf dem inzwischen knallbunten Tuch tummelten und jetzt damit begannen, sich gegenseitig zu bemalen. Hunderttausend für eine Woche Gemantsche. Ich hatte den Beruf verfehlt.
    »Sagen Sie mir bitte die Telefonnummer des Grundstücksbesitzers?«
    »Sie wollen überprüfen, ob ich wirklich da war? Das brauchen Sie nicht. Schauen Sie mal hier.«
    Unter dem Werbezettel gab es noch mehr Papiere, es waren Kopien von Zeitungsartikeln - allesamt aus dem Schwarzwälder Raum. Alle berichteten über Katharina Morsbachs sogenanntes Seminar. »Kreativ-Päpstin zu Gast im

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