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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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oder keltischer Besiedlung gibt.«
    »Dann ist der Lüderich sozusagen der Brocken des Bergischen?«
    »Könnte man so sagen, ja. Der Gipfel ist allerdings alles andere als malerisch. Wenn man es Ihnen nicht sagt, dann würden Sie an der Stelle glatt vorbeilaufen. Da gibt’s nur Bäume und ein häßliches Wasserhäuschen mit einem Zaun drumherum.«
    »Sie haben gerade gesagt, daß Morgana etwas erreichen will«, sagte ich. »Was haben Sie damit gemeint?«
    »Ganz einfach - oder auch nicht, wie man’s nimmt. Sie hat sich vorgenommen, den Berg von den Wunden, die man ihm zugefügt hat, zu heilen.«
    »Zu heilen?« fragte ich.
    »Na klar«, schaltete sich Jutta ein. »Sie wollen mit ihren Ritualen positive Energie aufbauen.«
    »So klar finde ich das nicht.«
    »Klar ist jedenfalls«, sagte Bruchmann, »daß Frau Müller so eine Art spiritueller Ökologie vertritt, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich weiß genau, was Sie meinen«, sagte Jutta.
    »Ich weiß es leider überhaupt nicht«, wandte ich ein.
    »Sie haben doch das Kreuz an dem Förderturm schon mal gesehen, nicht?«
    »Von der Straße aus.«
    »Es wurde 1997 dort aufgestellt - geweiht vom Bischof mit allem Pipapo, gestiftet von der katholischen Kirchengemeinde Steinenbrück. Das hat natürlich was mit den ehemaligen Bergarbeitern zu tun. Die heilige Barbara ist die Schutzpatronin des Bergbaus. Morgana war das ein Dorn im Auge. Sie behauptet, das Barbarakreuz sei eine Art von moderner christlicher Kolonialisierung. Der Lüderich gehöre eigentlich der keltischen Kultur, und der will sie wieder zum Aufblühen verhelfen. Ganz besonders regt sie sich über den Golfplatz auf, der sich neuerdings unterhalb vom Förderturm befindet.«
    »O Mann, Kulturkampf pur«, rief Jutta.
    »Genau. Es ist wie in der Sage, die ich Ihnen vorhin erzählt habe. Die Heiden auf dem Lüderich. Die Christen im Bergischen Land.«
    »Nur daß diese sogenannten Hexen heute keiner ernst nimmt«, sagte ich.
    »Das würde ich nicht so sehen. Gehen Sie mal in einen Esoterik-Buchladen und schauen Sie sich an, was da angeboten wird. Und sie nehmen sich selbst sehr, sehr ernst. Seit Jahren schickt Frau Müller, also Morgana, Pamphlete über ihre Bergheilerei an alle möglichen Verlage und Redaktionen.«
    »Sagen Sie - wollen Sie die drei einfach so fotografieren?« fragte Jutta.
    »Je nachdem. Ich muß notfalls alles auf eine Karte setzen und den Blitz benutzen.«
    »Damit ist aber dann auch alles vorbei«, sagte ich. »Die brechen ihre Hexenveranstaltung sofort ab. Und am Ende verhexen sie Sie noch.«
    »Ich plane eine Story über den Lüderich - seine Vergangenheit und Gegenwart«, sagte Bruchmann kategorisch. »Da dürfen die Hexen nicht fehlen.«
    Ich konnte Juttas Gesicht nicht gut erkennen, hatte aber das Gefühl, daß sie es mißmutig verzog. Wir wanderten eine Weile weiter. Mir ging langsam die Puste aus, und ich spürte, wie mir der Schweiß herunterrann.
    »Wie dem auch sei«, sagte Bruchmann. »Jetzt sind Sie dran.«
    Ich erzählte in groben Zügen von dem Zusammenhang zwischen dem Hexenteich und der Hexenhinrichtung von 1613.
    »Daß der Hexenteich eventuell in der Nähe einer alten Hinrichtungsstätte liegt, erklärt aber noch nicht, warum Sie hier sind«, sagte Bruchmann.
    Jutta berichtete, daß es noch eine vierte sogenannte Hexe gab, die sich Katharina nannte.
    »Das wäre mir neu«, sagte Bruchmann. »Bei den letzten Treffen hier oben waren immer nur die drei da. Aber wir werden sehen. Halt. Bleiben Sie stehen.«
    »Was ist los?«
    Es war so dunkel, daß ich die Gesichter von Bruchmann und Jutta nur noch als graue Schemen erkennen konnte.
    »Ab hier müssen wir leise sein«, flüsterte Bruchmann. »Sie können uns bald hören. Wir verlassen jetzt den normalen Weg. Hier geht’s lang.«
    Damit verschwand er auf einem kleinen Pfad im Wald. Jutta und ich folgten.
     
    Es war so finster, daß wir uns an den Bäumen entlangtasten mußten. Ich stolperte immer wieder über Äste und Wurzeln. Bruchmann schien sich hier gut auszukennen, denn er kam viel schneller voran, und ich hatte alle Mühe zu folgen. Ich konnte mich nur noch nach dem Gehör orientieren und lief daher den Schrittgeräuschen nach. Nach einer Weile hatte ich den Eindruck, daß wir nun doch wieder einem ausgetrampelten Pfad folgten. Der Boden unter meinen Sohlen fühlte sich hart an.
    Dann hörte ich die Musik. Es war eigentlich mehr ein Trommeln und Stampfen. Irgendwo vor uns.
    »Langsam jetzt«, flüsterte

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