Flammentod
das auch unsere Richtung.«
Bruchmann blieb stehen und sah uns mißtrauisch an. »Reden Sie keinen Quatsch. Wo wollen Sie denn hin?«
»Sagen Sie uns doch, wo Sie hinwollen«, sagte Jutta. »Vielleicht haben wir ja alle was davon, wenn wir unsere Informationen austauschen.«
»Lassen Sie mich mal raten«, sagte ich. »Sie verfolgen die Story weiter, die Sie heute in der Zeitung hatten. Mord am Hexenteich.«
»Hier ist nicht der Hexenteich«, sagte Bruchmann. »Der ist ganz woanders.«
»Aber vielleicht sind die dazugehörigen Personen hier in der Nähe. Und hinter denen sind wir wohl alle drei her.«
»Aber wieso? Die drei Damen, die hier Hexen spielen, sind doch längst bekannt. Warum wollen Sie ihnen hier oben bei ihren Spielchen zuschauen?«
»Wir haben unsere Gründe«, sagte Jutta, und wir gingen weiter.
»Moment, Moment«, rief Bruchmann. »Machen wir einen Deal. Wir gehen jetzt zu diesen ausgeflippten Eso-Weibern. Und Sie sagen mir auf dem Weg dahin, was das Trio mit Achim Diepeschraths Tod zu tun hat. So daß ich als erster die Story habe, wenn es so weit ist.«
»Das heißt, wir suchen jetzt zu dritt die ganze Nacht den Berg ab«, sagte ich. »Danke, das können wir auch zu zweit.«
Bruchmann stellte sich in den Weg und grinste. »Das hätte ich mir denken können. Sie haben keine Ahnung, wo die sind, was?«
»Sie etwa?« fragte Jutta.
»Natürlich. Ich beobachte sie nicht zum ersten Mal.«
12. Kapitel
Ein paar Minuten später standen wir am Waldrand. Vor uns gähnte ein schwarzes Loch.
»Keine Sorge, ich habe eine Taschenlampe«, sagte Bruchmann. »Aber wir sollten sie möglichst nicht benutzen, damit die Frauen uns nicht bemerken.«
Wir setzten uns in Bewegung. Der breite Weg führte langsam aber sicher bergauf.
»Was meinen Sie eigentlich damit: Sie beobachten die Hexen nicht zum ersten Mal?« fragte ich.
»Na, wie ich’s sage. Wissen Sie - der Lüderich ist halt ein interessantes Thema für einen Lokalreporter. Ein Berg mit Geschichte. Kennen Sie die Sagen, die man sich vom Lüderich erzählt?«
»Nein, wir sind nicht von hier«, erwiderte ich kühl.
Bruchmann ließ sich nicht beirren. »Da gibt’s zum Beispiel die Geschichte von den Heiden auf dem Lüderich. Sie sollen immer noch ihren Göttern geopfert haben, als das übrige Bergische Land schon christianisiert war. Die Heiden sollen mit Hilfe von Zwergen und Riesen hier Erze aus dem Berg geholt haben. Deswegen waren sie sehr reich. Zur Strafe, daß sie sich nicht der christlichen Religion beugen wollten, traf sie ein furchtbares Unglück: Es gab ein Erdbeben, ein Stollen stürzte ein, und das Blut der getöteten Heiden floß als Bach aus dem Berg hinunter in die Sülz.«
»Igitt«, sagte Jutta.
»Schaurig, nicht wahr? Der Bach hatte auch einen Namen. Er hieß ›Blutbach‹.«
»Gut«, sagte ich. »Da gibt es also solche Geschichten. Und weiter?«
»Na ja - diese Marianne Müller, oder Morgana, wie sie sich nennt, ist die Tochter eines Bergmannes, der in der Grube am Lüderich bis zuletzt noch gearbeitet hat.«
»Bis zuletzt?«
»Ja - bis 1978. Dann wurde der Hauptschacht stillgelegt. Er war fast fünfhundert Meter tief. Sie können den Förderturm von der Hauptstraße unten vom Sülztal aus gut sehen.«
»Das Ding neben dem Kreuz?« fragte ich.
»Genau.«
»Und da gehen wir jetzt hin? Zum Gipfel?«
»Nein. Weder noch. Das Kreuz und der alte Förderturm sind nicht auf dem Gipfel, sondern auf der vorgelagerten nördlichen Seite des Berges. Der Gipfel ist mehr in südwestlicher Richtung. Aber da gehen wir auch nicht hin. Warten Sie es ab.«
Nach einer Weile wurde ein Haus hinter den Bäumen sichtbar.
»Der alte Frühlingsschacht«, erklärte Bruchmann. »Wir müssen noch ein Stück weiter.«
Es wurde nun ganz dunkel. Der Wald verschwamm zu einer schwarzen Wand. Außer dem Knirschen unserer Schritte und unserem Atmen waren keine Geräusche zu hören. Bruchmann schien nicht besonders fit zu sein. Er keuchte vernehmbar.
»Wie ging das weiter mit Morgana?« fragte Jutta.
»Sie hat von ihrem Vater ein Grundstück geerbt, das hier am Lüderich liegt. Dort feiert sie mit ihren Freundinnen immer irgendwelche Hexenfeste. Winter- und Sommersonnenwende und eben Walpurgisnacht.«
»Aber feiern Hexen ihre Feste nicht auf einem Berggipfel? So wie auf dem Brocken im Harz?« fragte ich.
»Eigentlich wäre der Gipfel der richtige Ort, um das zu erreichen, was Morgana erreichen will. Zumal es da ja tatsächlich Spuren germanischer
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