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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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der Protokolle. Aber weiter: Sie haben sich also auf den Kauf geeinigt und stritten sich über den Preis. Nach Beckers Aussage ist Diepeschrath dabei im Laufe der Verhandlungen handgreiflich geworden. Becker sagt, der Mann sei allgemein sehr jähzornig und reizbar gewesen. Becker wollte sich nicht weiter mit ihm auseinandersetzen, verließ das Haus und fuhr nach Hause. Mit dem Fahrrad, denn er benutzt sein Auto nur, wenn es unbedingt sein muß. Becker behauptet, Diepeschrath sei ihm nachgefahren, und sie hätten sich wieder getroffen, auf der Straße, und zwar -« Vogt unterbrach sich. »Ich hole jetzt doch einen Plan, sonst verlieren Sie die Übersicht.«
    Er suchte in den Schubladen seines Schreibtisches, fand aber nichts. Schließlich ging er hinaus. »Fräulein Schmidt? Wo haben wir einen Stadtplan? Ah - hier.«
    Der Plan paßte aufgefaltet auf den Schreibtisch neben die bereits ausgebreiteten Akten.
    »Waren Sie schon einmal in Bergisch Gladbach?« fragte er.
    »Ehrlich gesagt nicht.« Ich drückte die Zigarette aus.
    »Na, dann brauchen Sie ja sowieso eine kleine topographische Einweisung. Also: Bergisch Gladbach besteht eigentlich aus zwei Städten, Bergisch Gladbach und Bensberg. Im Norden haben Sie Gladbach; südöstlich davon Bensberg. Links, also östlich neben Bensberg, gibt es noch den großen Ortsteil Refrath; ansonsten besteht die Stadt aus allerlei ehemaligen Dörfern, die zum Teil mit der Zeit zusammengewachsen sind -«
    »Unter anderem durch Diepeschraths Schuld«, unterbrach ich, und Vogt schaute irritiert von dem Plan auf.
    »Wie bitte? Ach so, ja. Ich verstehe. Sie haben recht. Es wird eben gebaut in Gladbach, alle wollen hier im Grünen wohnen - auch viele, die in Köln arbeiten. Manche sagen sogar, Bergisch Gladbach sei die Schlafstadt von Köln. Oder der Parkplatz. Die üblichen Scherze zwischen Nachbarstädten.« Er wandte sich wieder der Karte zu. »Also, weiter im Text. Zur Orientierung ist es gut zu wissen, daß westlich des Stadtgebietes Köln liegt und daß sich unterhalb der Stadt als Querachse die A4 befindet - sozusagen eine Ost-West-Verbindung zwischen Köln und dem Bergischen Land. Südlich der A4 befindet sich der Königsforst.« Er zeigte auf eine riesige grüne Fläche, die einen deutlichen Kontrast zu den besiedelten Gegenden nördlich der Autobahnachse darstellte.
    »Kapiert«, sagte ich, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. »Und wo ist Diepeschrath nun gefunden worden?«
    Vogt öffnete wieder eine Schublade, holte einen dicken schwarzen Filzstift heraus und kringelte eine Stelle auf der Karte ein. »Hier.«
    Ich sah mir die Markierung an. Die Stelle lag südlich der Autobahn an einer Hauptstraße, die auf der Karte einen Zentimeter weiter zur Autobahnauffahrt wurde. Ich las auf dem Grün, das das Waldgebiet markierte, eine Flurbezeichnung. »Da steht ›Ohlenbruch‹«, sagte ich.
    »Ja, so heißt das da. Aber insgesamt gesehen ist es der Rand des Königsforstes. Dieser kleine Weg, der von der Hauptstraße in den Wald mündet, heißt ›Rennweg‹. Dort lag die Leiche.«
    »Und wo haben sich Becker und Diepeschrath getroffen, als Becker mit dem Fahrrad unterwegs war?«
    »An der Hauptstraße. Genau da, wo der Rennweg in den Wald abzweigt. Sie haben sich da weiter gestritten. Doch Becker sagt, er habe sich auf nichts eingelassen und sei weiter nach Hause geradelt. Er wohnt am Ende dieser Hauptstraße hier; im Kölner Stadtteil Rath-Heumar.«
    »Gibt es Zeugen, die gesehen haben, wie er heimradelte?«
    »Nein.«
    »Und wo wir gerade bei Verkehrsmitteln sind: Diepeschrath hat doch sicher ein Auto benutzt, als er Becker folgte.«
    »Exakt. Das Auto stand an der Straße. Wo der Rennweg in den Wald abgeht, gibt es einen Seitenstreifen. Dort wurde das Fahrzeug gefunden.«
    »Das heißt, für die Staatsanwaltschaft sieht die Sache so aus: Becker, einschlägig aktenkundig wegen Kampfes gegen die Staatsgewalt, trifft den Bauunternehmer Diepeschrath in dessen Haus. Sie streiten sich. Becker, will man ihm darin Glauben schenken, macht sich davon. Diepeschrath kommt hinter ihm her, und am Rennweg, vielleicht aber auch im nahen Wald, tötet Becker Diepeschrath. Um Spuren zu verwischen, zündet er die Leiche an.«
    »Sie haben es erfaßt.«
    »Gut«, sagte ich. »Wo kann ich diesen Volker Becker finden?«
    »In seinem Laden. Der befindet sich in Refrath. Ich markiere Ihnen alles auf der Karte.«
    Quietschend zog Vogt einen Kreis in das rötliche Häusermeer, das sich nördlich der

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