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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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winzigen Schreibtisch. Es war kühl. Ich merkte, daß es von irgendwoher zog.
    »Normalerweise bediene ich die Kunden«, sagte Becker, »und meine Frau kümmert sich hier um die Buchhaltung und die Bestellungen. Setzen Sie sich.«
    Ich nahm auf der Bank Platz und bemerkte neben mir ein Schwarzweißfoto an der Wand. Es zeigte eine idyllische Hofanlage im hellen Sonnenlicht. Die weißen Mauern und die Giebel der Hauptgebäude waren gesäumt von hohen Bäumen. Am runden Holztor führte eine schmale Straße vorbei. Gegenüber lag eine ausgedehnte Wiese, die ebenfalls von Bäumen begrenzt wurde. Kein Mensch war zu sehen. Nur die Stromleitungen, die über den Dächern verliefen, zeigten, daß das Foto noch nicht so alt sein konnte.
    »Die Gebäude kommen mir irgendwie bekannt vor«, sagte ich. Becker hatte mitbekommen, daß ich das Bild musterte.
    »Wenn Sie von Bensberg kommen, sind Sie gerade daran vorbeigefahren. Das ist die sogenannte Steinbreche. Ein alter Herrensitz.«
    »Das Anwesen neben dem Parkplatz. Wie alt ist denn das Bild?«
    »Ich glaube, es stammt aus der Vorkriegszeit. Erschreckend, wie sich die Gegend verändert, nicht? Was der Krieg nicht zerstört hat, haben die Stadtplaner auf dem Gewissen. Möchten Sie einen Kaffee?«
    Becker ging einen Schritt auf den kleinen Schreibtisch zu. Dahinter gab es ein Regalbrett mit einer Kaffeemaschine. Die Kanne war voll.
    »Gern«, sagte ich. Becker schenkte uns zwei Tassen ein, drückte mir eine in die Hand und setzte sich neben mich.
    »Was wollte denn Diepeschrath auf dem Grundstück bauen, das Sie ihm beinahe verkauft hätten?«
    Becker nippte an dem Kaffee. »Eigentumswohnungen. Gleich so einen ganzen Bunker. Das ist ja ziemlich beliebt heutzutage.«
    »Da sind Sie Ihrer Gesinnung aber fast untreu geworden, was? Hatten Sie sich nicht lange geweigert, ihm den Grund zu verkaufen?«
    Er stellte die Tasse hin. »Wie man’s nimmt. Früher oder später wäre ich ihn sowieso los geworden. Wenn man nicht den gewünschten Erfolg hat, kriegt einen die Bank am Wickel. Und dann macht die das Geschäft.«
    »Sie waren sich also wirklich mit Diepeschrath einig am Sonntagabend?«
    »Im Prinzip ja. Er hat mir allerdings nur einen Bruchteil dessen geboten, was ich brauche.«
    »Wozu?«
    Becker zögerte. Ich trank von meinem Kaffee. Er war zum Tote aufwecken.
    »Sie müssen mir natürlich nichts erzählen, wenn Sie nicht wollen. Aber ich versuche, mich in die Sache hineinzuversetzen.«
    Beckers Blick wurde prüfend. Offensichtlich überlegte er. »Also gut.« Er seufzte. »Der Laden hier läuft nicht besonders. Ich weiß nicht, was Ihnen Vogt erzählt hat, aber ich bin nicht der Besitzer des Geschäfts. Es gehört zu einer Kette von Gemüseläden, und ich muß ziemlich Umsatz machen, damit für uns überhaupt etwas übrigbleibt. Und was mit meiner Frau los ist, haben Sie ja gesehen. Sie hatte vor drei Jahren einen schweren Unfall. Sie hat bis dahin in einer Fabrik in Leverkusen gearbeitet und ist von einem Gerüst gestürzt. Es war eindeutig Schlamperei seitens der Firma, aber sie hat bis heute keinen Pfennig gekriegt. Wenn ich jetzt tot umfalle oder ins Gefängnis gehe, ist sie ein Sozialfall. Wir brauchen die finanzielle Absicherung.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Tun Sie mir einen Gefallen?«
    »Klar.«
    Ich holte den Stadtplan hervor. »Zeichnen Sie bitte ein, wo das Grundstück liegt, auf das Diepeschrath so versessen war.«
    Ich faltete den Plan auseinander. Becker stellte seine Tasse auf dem kleinen Schreibtisch ab, nahm einen Kuli und machte ein Kreuz. »Da hat aber vor mir schon einer ziemlich viel markiert«, sagte er.
    »Ich bin nicht von hier, wie Sie wissen«, sagte ich, »und Herr Vogt hat mich ein bißchen eingewiesen.« Ich sah mir die Gegend an, wo Diepeschrath hatte bauen wollen. Sie lag genau zwischen Gladbach und Bensberg - an einer Stelle, wo zwischen den beiden bebauten Stadtteilen noch Freiraum war. »Irre ich mich, oder ist das eine der letzten Gegenden hier, die man in Immobilienangeboten so gern als »zentral und doch im Grünen‹ bezeichnet?«
    »Das sehen Sie richtig. Aber Sie sollten sich das mal genau anschauen; dann fällt Ihnen auch auf, wie gefährdet diese Gegend ist. Direkt daneben gibt es an der unteren Grenze von Bergisch Gladbach das Industriegebiet Zinkhütte. Gleich darunter liegt Lückerath, wo sich auch mein Grundstück befindet. Wenn man dort alles zubaut, ist die letzte Lücke zwischen den Zentren Gladbach und Bensberg geschlossen. Und

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