Flammentod
gibt’s nur die Küche und das Wohnzimmer. Gucken Sie mal.«
Sie ging zurück auf den Flur, und ich folgte ihr in einen großen Raum. Ich blickte auf frisch verlegten Dielenboden. Und leuchtend weiße Rauhfasertapete. Es fehlte nur noch die Einrichtung.
»Wie lange haben Sie das Haus schon?« fragte ich.
»Ein halbes Jahr. Das war ‘ne Menge Arbeit.« Theresa Heilig klang stolz. Sie nahm die Baseballkappe ab, und tiefschwarze Haare fielen ihr auf die Schultern. Wenn ich jemals Zweifel daran gehabt haben sollte, ob ich eine Frau vor mir hatte - sie waren spätestens jetzt wie weggeblasen. Sie registrierte mein Erstaunen und lächelte kurz.
»Wenn Ihnen das hier nicht zu viel Chaos ist, können Sie das Zimmer oben haben. Das ist schon fertig. Sagen wir fünfzig Mark die Nacht, und frühstücken können Sie mit mir zusammen. Es ist sozusagen ein Einführungsangebot. Schließlich sind Sie mein erster Gast.« Sie grinste. »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
»Woher genau kennen Sie eigentlich Ruth Becker? Ich meine - wo haben Sie zusammen gearbeitet?« fragte ich, als wir die schmale Treppe hinaufgingen. Das Holz war offensichtlich alt. Die Stufen knarrten bei jedem Schritt.
»Wir waren in einer Leverkusener Baufirma. Sie hatte ja diesen schlimmen Unfall.«
»Was haben Sie dort gemacht?«
»Mann, Sie sind ganz schön neugierig für jemanden, der einfach herkommt und hier übernachten will. Hier ist jedenfalls das Zimmer.« Wir waren oben angekommen und standen wieder in einem Flur. Sie öffnete eine Tür, und ich sah in einen hellen, einladenden Raum. Auch hier gab es Holzdielen und dazu passende Möbel: ein Bett, einen Schrank und einen kleinen Schreibtisch.
»Das Zimmer geht nach hinten raus«, sagte Theresa. »Und hier ist noch ein kleines Bad.« Sie öffnete eine Tür.
»Haben Sie das alles selbst renoviert?«
»Logisch. Schließlich ist man vom Fach. Wie lange wollen Sie bleiben?«
»Ich kann es nicht genau sagen. Ein paar Tage, denke ich.«
»Sie wissen noch nicht, was Sie hier zu tun haben - ich meine, wie lange?«
»Das kann man tatsächlich nicht genau wissen.«
»Kein Problem. Was machen Sie denn beruflich?«
»Ich führe Ermittlungen durch.«
Ihre Miene hellte sich auf. »Was? Sie sind Detektiv? Und ich dachte, so was gäbe es nur im Fernsehen! Sie kommen mir wie gerufen.«
»Wieso das denn?«
Theresa Heilig ging weiter den Flur entlang und betrat das Zimmer, das ganz an dessen Ende lag. »Hier ist mein Reich«, sagte sie. »Sie müssen mir unbedingt helfen.«
O nein, dachte ich. Nicht noch ein Auftrag.
Der Raum war etwas größer als das Gästezimmer. Es standen ebenfalls ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch darin - allerdings gab es noch ein riesiges Bücherregal, das die Längsseite des Zimmer ausfüllte. Der Schreibtisch war mit einer Unmenge von Papieren und Büchern bedeckt. Dazwischen ragte der aufgeklappte Deckel eines Laptops auf.
»Ich habe vor einem halben Jahr bei der Baufirma gekündigt. Ich mache jetzt was anderes.«
»Eine Pension führen. Das sehe ich.«
»Und Bücher schreiben. Zum Beispiel Krimis. Klären Sie auch Mordfälle auf?« Begeistert quetschte sie sich hinter den Tisch und schaltete den Computer ein.
Ich hatte keine Lust, darüber zu reden. »Manchmal. Ich würde jetzt ganz gern mein Gepäck aus dem Auto holen.«
Sie gab nicht auf. »Wie viele Fälle haben Sie schon gelöst?« fragte sie und ließ mich nicht aus den Augen.
»Ein paar.«
»Und jetzt arbeiten Sie sicher an etwas ganz Dickem, was?«
»Wie man’s nimmt.« Ich drehte mich zur Tür, um wieder hinunterzugehen.
»An einem Fall vom Kaliber Diepeschrath.«
Ich blieb stehen und nickte. »Von dem Kaliber - vielleicht.«
Ich ging zum Wagen, holte meine Reisetasche und stellte sie auf das Bett im Gästezimmer. Theresa saß noch immer am Schreibtisch und gab in ihrer Maurermontur ein komisches Bild ab.
»Glauben Sie nicht, daß Sie als Bauarbeiter mehr Talent haben?«
»Als Arbeiterin, wenn überhaupt«, sagte sie und betonte die letzte Silbe. »Arbeiten Sie wirklich an diesem Fall?« fragte sie.
»Ich kann darüber nichts sagen.«
»Setzen Sie sich doch mal hin.« Sie wies auf einen Ledersessel, der vor der Bücherwand stand. Ich ließ mich nieder. Sie platzte immer noch vor Neugier. Ihr rundes Gesicht war rot vor Eifer. »Haben Sie eine richtige Detektivlizenz?«
Ich seufzte, holte das Ding hervor und zeigte es ihr. Theresa Heilig sah sich die Lizenz genau an und tippte ein paar
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