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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Notizen in ihr Laptop.
    »Ich habe über den Mordfall alles in der Zeitung gelesen. Die Polizei ermittelt ja noch.« Sie machte eine Pause und wartete anscheinend auf eine Reaktion. Als keine kam, sprach sie weiter. »Wissen Sie, das ist ganz schön schwer: einen Krimi zu schreiben, in dem ein Detektiv ermittelt. Man fragt sich sofort: Warum ermittelt der eigentlich? Warum überläßt er den Job nicht der Polizei? Ich habe mal darüber nachgedacht. So ein Typ muß eben schlauer sein als die Polizei, und er muß einen haben, der ihn bezahlt. Aber wer tut das schon, wo es doch die Polizei gibt? Es muß also einer mit der Polizeiarbeit unzufrieden sein und glauben, der Detektiv habe mehr auf dem Kasten - dabei können die bei der Polizei doch viel mehr machen, schon wegen all der technischen Möglichkeiten -«
    »Es gibt auch Todesfälle, die zuerst gar nicht nach Mord aussehen«, warf ich ein.
    »Stimmt«, sagte Theresa, »irgend jemand ist aber davon überzeugt, daß hinter einem scheinbaren Unglücksfall -«
    »Oder Selbstmord.«
    »Oder Selbstmord, genau, ein Mord steckt. Und der holt sich dann einen Detektiv. Super! Daraus kann man etwas machen.« Sie tippte eine Weile.
    »Wie viele Bücher haben Sie schon geschrieben?« wollte ich wissen.
    »Noch keins.« Sie klapperte weiter auf der Tastatur. »Das hier wird mein erstes.«
    »Es gibt noch andere Möglichkeiten«, sagte ich.
    Sie hob den Kopf; das Geklapper erstarb. »Nur raus damit.«
    Ich bereute meine Hilfsbereitschaft schon. Worauf hatte ich mich hier eigentlich eingelassen?
    »Na ja - manchmal kommt es vor, daß jemand als Mörder verhaftet wird. Die Polizei glaubt, er sei der Schuldige. Und der Detektiv muß dann seine Unschuld beweisen.«
    »Und von wem wird er beauftragt? Moment, ich komm drauf - von dem Verdächtigen.« Sie schrieb eifrig weiter.
    Unten ertönte eine Klingel.
    »Ah, das wird Willi sein.« Sie stand auf. »Er holt ein paar Werkzeuge ab, die ich mir geliehen hatte. Wir wollten dann zusammen zu Abend essen. Kommen Sie doch auch dazu. Wir können uns dabei ein bißchen weiterunterhalten.«
    Das Klingeln wiederholte sich. Theresa kam hinter dem Tisch hervor und lief eilig hinunter.
    Ich wollte ihr gerade folgen, da fiel mein Blick auf einen Stapel Papier, der im Regal neben der Tür lag. Ich hätte ihn kaum beachtet, wäre mir nicht der Name Diepeschrath ins Auge gesprungen. Ich nahm die Blätter und sah sie durch. Es waren fotokopierte Zeitungsausschnitte; alle Artikel betrafen den Diepeschrath-Fall. Nichts Besonderes. Diese Theresa Heilig war eine angehende Krimiautorin und sammelte wohl Material.
    Dann kam ich zum unteren Blatt. Das war nichts aus der Zeitung; es war noch nicht einmal etwas Gedrucktes. Jemand hatte so etwas wie eine Todesanzeige entworfen: Ein mit schwarzem Filzstift gezeichneter Kasten umrahmte Diepeschraths Namen; darunter standen wie auf einem Grabstein die Lebensdaten: »1945-2001«. Und noch weiter unten stand ein einziger Satz: »Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
    Ich hörte Geräusche von der Treppe. Schnell legte ich den Stapel zurück.
     
    Zehn Minuten später saßen wir zu dritt an dem provisorischen Küchentisch und aßen Brot, Butter, kalte Frikadellen und Käse. Dazu gab es Früh Kölsch aus der Flasche. Es hatte sich alles in dem Kühlschrank befunden, der einsam in der Küche stand.
    Ich erfuhr, daß Willi Witwer war und ein paar Häuser weiter in derselben Straße wohnte. Ich schätzte ihn auf Anfang sechzig.
    »Herr Rott hat geschäftlich in Gladbach zu tun«, sagte Theresa Heilig. »Stell dir vor, er hat von meinem Gästehaus per Mundprogaganda erfahren. So hab ich jetzt meinen ersten Gast.«
    Willi spritzte eine Ladung Senf aus der Tube neben seine Frikadelle. »Darauf sollten wir trinken«, sagte er und hob das Glas. Wir stießen an. »Und in welcher Branche sind Sie tätig? Doch hoffentlich nicht in der Baubranche?« Er lachte Theresa zu; ich verstand den Witz nicht.
    »Warum?« fragte ich.
    »Na ja - weil Sie sich dann sicher schlecht mit Theresa verstehen würden.« Er grinste weiter vor sich hin, seine Augen funkelten schelmisch.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich und wandte mich an die Pensionswirtin. »Ich denke, Sie haben in einer Baufirma gearbeitet.«
    »Das ist es ja gerade«, sagte Willi. »Theresa findet, daß überall zu viel gebaut wird, und hat deswegen da auf gehört.«
    Theresa verzog den Mund. »Willi, nun übertreib nicht. Mich nervt es nur, wenn überall Straßen und Häuser aus dem

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