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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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gibt’s keinen Strich. Solltet ihr eigentlich wissen.«
    »Und was könnte hier einer abends im Wald verloren haben?«
    »Was weiß ich? Pinkeln. Was sonst?«
    »Danke«, sagte ich, stieg von dem Laster und wanderte zum Wagen zurück.
     
    Aus den Boxen von Mannis Wagen dröhnte gerade »Dancing Queen« von ABBA, als ich etwas später in eine Straße einbog, die laut Stadtplan »Im Hain« hieß. Hier hatte ich das Gefühl, in einer ganz anderen Stadt zu sein. »Im Hain« war eine Stichstraße, die in eine wahre Nobelgegend führte.
    Der Ortsteil hieß Frankenforst. Die Häuser standen hier nicht gleich an der Straße, sondern am Ende großzügiger Einfahrten. Drumherum erstreckten sich weitläufige Rasenflächen, auf denen gutgepflegte hohe Bäume standen. Ich sah Tannen, Fichten, Birken und Buchen; es war wie in einem lichten Wald. Natürlich wußten die Besitzer, daß sie ihren so gut sichtbaren Luxus sichern mußten. Manche beließen es äußerlich bei schmiedeeisernen Zäunen und gestutzten Hecken; andere zogen hohe Tore mit Videokameras auf den Pfosten vor. Das hier war also die Welt des Bauunternehmers Achim Diepeschrath.
    Ich ließ den Wagen weiter in eine Straße rollen, die ganz monopolymäßig Parkstraße hieß und in der sich sowohl das Haus von Diepeschrath als auch das der wichtigsten Zeugen befand: die Leute, die den Streit mit Becker beobachtet hatten. Die lieben Nachbarn.
    Ich fuhr noch ein Stück weiter und stellte den Wagen ab. Als ich ausstieg, umgab mich herrlicher Duft. Die Erde der großen Gärten, die ersten Blüten und geschnittenes Gras sorgten dafür, daß hier der Frühling schon in vollem Gange war. Die Vögel zwitscherten in den hohen Bäumen, und das Rauschen des Verkehrs auf der Hauptstraße und der nahen Autobahn trat ein wenig zurück. Es wurde gewissermaßen mit frischen Farben überpinselt - zumindest in einer dünnen, aber um so farbigeren Schicht.
    Aus einer Seitenstraße erklang Gejohle. Ein paar Kinder mit bunten Schulranzen kamen vorbei.
    Ich rief mir die Adressen ins Gedächtnis, die ich in den Akten gelesen hatte. Zuerst suchte ich das Haus von Diepeschrath.
    Das Grundstück war von einem weißgestrichenen Metallzaun begrenzt, der mindestens zwei Meter hoch war und in ein noch höheres Tor überging. Trotzdem war alles gut einsehbar. Die Einfahrt beschrieb eine ausgiebige Linkskurve; sie war von gläsernen Ballonlampen flankiert. Das Haus wirkte wie ein weißer Würfel auf der Wiese; der Schatten hoher Fichten tauchte es in ein dämmriges Licht. Es war ein Bau mit Flachdach, und obwohl das ganze Anwesen sicher nicht gerade billig gewesen war, wirkte der Kasten erbärmlich primitiv. An einigen Stellen war die weiße Farbe in einen grünlichen Ton übergegangen. Auf der Zufahrt und dem Bereich vor dem kleinen Eingang häufte sich Laub. Der trostlose Eindruck wurde noch durch die herabgelassenen grauen Rolläden verstärkt. Ich ging ein Stück weiter und bekam den hinteren Bereich des Grundstücks ins Blickfeld: eine kleine Terrasse mit schmutzigen Plastikstühlen, daneben ein verlassener Sandkasten.
    Das Nachbargrundstück fiel in die Kategorie Festung. Die Straße säumten Lorbeer- und Rhododendronbüsche. Dahinter erhob sich eine hohe verwitterte Natursteinmauer, die vor neugierigen Blicken schützte. Der Eingang bestand ebenfalls aus einem Tor. Eine massive Barriere aus hellem Metall, mindestens vier Meter breit. Daneben eine kleine Tür aus demselben Material.
    Ich fand eine Klingel. Es stand kein Name daneben. Aus den Unterlagen wußte ich, daß das Ehepaar, das hier wohnte und die Aussage über Diepeschraths Streit mit Becker gemacht hatte, Kürten hieß. Ich drückte den Knopf und wartete. Es dauerte ziemlich lange, bis sich jemand meldete.
    »Hallo?« krächzte es aus der Sprechanlage. Ich entschied, daß es sich bei dem Gekrächze um eine Frauenstimme handelte.
    »Frau Kürten? Guten Tag. Mein Name ist Rott. Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Worum geht es?«
    »Ich ermittle im Fall Diepeschrath. Sie haben eine Zeugenaussage gemacht. Ein paar Dinge sind dabei unklar geblieben. Entschuldigen Sie die Störung.«
    Die Stimme schwieg kurz und fragte dann: »Wie heißen Sie? Rott? Sind Sie von der Polizei?«
    Ich nahm mir vor, alles, was mit Vogts Auftrag zu tun hatte, unter dem Deckel zu halten. »Ich komme von der Staatsanwaltschaft.«
    »Bitte warten Sie einen Moment.«
    Es knackte. Anscheinend hatte Frau Kürten den Hörer aufgelegt. Die Tür öffnete sich

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