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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ich nach einer Weile.
    »Es gibt eine alte Güterbahnstrecke zwischen Gronau und Frankenforst. Die Gleise verlaufen von Nordwesten nach Südosten - praktisch aus dem Gladbacher Zentrum in Richtung A4. Die will man als Straße ausbauen. Das ist auch im Gespräch.«
    »Davon wären Sie hier nicht betroffen«, sagte ich.
    »Das stimmt. Aber viele andere Menschen. Bei beiden Varianten würde man ganzen Stadtteilen die Luft abschneiden.«
    »Die Strecke ginge genau am Frankenforst vorbei«, stellte ich fest.
    Sie nickte. »Da wohnen reiche Leute. Die haben Einfluß. Die lassen sich das nicht bieten. Lieber macht man Gegenden, wo Normalsterbliche wohnen, kaputt.«
    »Aber es gibt ja noch das Industriegebiet Zinkhütte«, sagte ich und erinnerte mich an das Gespräch mit Becker.
    »Richtig. Und die Unternehmer dort wären natürlich auch scharf darauf, einen Autobahnanschluß vor das Werksgelände zu kriegen.«
    »Einen, der die Frankenforster aber wieder stören würde. Da stoßen viele Interessen zusammen.«
    »Am Ende nehmen sie die Merheim-Variante. Davon sind ja nur kleine Leute betroffen. ›Nur‹ in Anführungsstrichen.«
    Willi erhob sich. »Ich hab keine Lust, über Politik zu diskutieren. Macht, was ihr wollt. Ich finde, das ist alles übertrieben. Sogar wenn es dazu kommt - mir ist das egal.«
    »Das ist natürlich ein Argument«, sagte Theresa Heilig trocken. »Trotzdem danke für das Werkzeug. Willst du nicht doch noch etwas bleiben?«
    Willi schüttelte den Kopf. »Ich will morgen früh raus. Meine Kinder kommen zu Besuch. Bevor die da sind, will ich noch ein bißchen in die Werkstatt.«
    Theresa begleitete ihn zur Tür.
    Ich nahm den Stadtplan heraus und sah mir die erwähnte Bahnstrecke an. Sie kam manchen Markierungen, die Vogt und Becker in der Karte eingezeichnet hatten, ziemlich nah. In Frankenforst, ganz am unteren Ende dieser Bahnstrecke, lag Diepeschraths Haus. Das Grundstück, das Diepeschrath von Becker hatte kaufen wollen, befand sich etwas weiter nördlich - gleich neben dem Stück, das Diepeschrath schon besaß. Das ihm dieser Manscheit verkauft hatte. Ob das Zufall war?
    Ich fügte in meinem Notizbuch eine Bemerkung an: »Diepeschrath -Autobahninvestor? Woher hatte er sein Investitionskapital?«
    Dann klappte ich das Buch zu.

4. Kapitel
    Piep, piep, machte am nächsten Morgen mein Reisewecker. Ich schaltete ihn ab und drehte mich noch einmal um. Kurz darauf - so schien es mir -schlug ich die Augen auf. Es war zehn Uhr. Seit dem Piepen waren zweieinhalb Stunden vergangen. Die Sonne schien hell ins Zimmer. Ich stand auf und sah aus dem Fenster.
    Unten lag der Garten - ein von hohen Tannen umgrenztes Stück verwilderter Rasen. Im Schatten der Bäume dämmerte eine verwitterte Bank vor sich hin. Es fehlte eigentlich nur noch das Vogelgezwitscher. Ich öffnete das Fenster in der Hoffnung, das Frühlingskonzert der gefiederten Freunde hereinzulassen. Es funktionierte prächtig, und gleichzeitig enterte ein Schwall frischer Luft den Raum. Mit ihr ein etwas unpassender Duft. Schokolade. Ziemlich penetrant.
    »Das ist von der Instantpulver-Firma an der Zinkhütte«, klärte Theresa mich auf, als ich hinuntergegangen war und ihr von der ungewohnten Duftnote berichtete. »Manchmal machen sie auch Vanillepulver. Dann ändert sich das Aroma entsprechend. Möchtest du Kaffee oder Tee?«
    Ich rief mir den gestrigen Abend noch mal ins Gedächtnis. Wann war ich schlafen gegangen? Halb zwei? Zwei?
    Wir hatten, kurz nachdem Willi gegangen war, von der Variante Vorname plus Sie zur Variante Vorname plus Du gewechselt und noch so manches Fläschchen Kölsch gekillt. Im Keller hatte sich ein weiterer Kasten befunden.
    Theresa war nicht nur eine ausgezeichnete Handwerkerin, sondern auch ausgesprochen trinkfest. Wir hatten uns über Gott und die Welt unterhalten - das hieß, hauptsächlich über Theresa. Sie hatte tatsächlich ihren Job in der Baubranche aus Überzeugung geschmissen. Immer wieder hatte ich an die ominöse Zeichnung aus ihrem Arbeitszimmer gedacht und versucht, sie mir als Diepeschrath-Mörderin vorzustellen. Aber das war schwer. Zumal sie wirklich sympathisch war. Trotzdem verschwieg ich ihr immer noch, weshalb ich in Bergisch Gladbach war. Das schien sie nicht zu stören.
    Das Geschirr war gespült und die Flaschen weggeräumt. Ich sah mich in der Küche um. Noch etwas hatte sich verändert.
    »Da guckst du, was?« sagte Theresa. »Ich habe heute morgen schon gestrichen und das Stück hier an der

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