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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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junge Männer ein Auto, Kinder spielten auf dem Gras zwischen vollgehängten Wäschespinnen Fußball.
    Wenn alle Zeugen so reagierten wie Frau Kürten, würden meine Ermittlungen bald im Sande verlaufen. Ich nahm mir vor, es beim nächsten Punkt auf der Liste besser zu machen. Zu Daniel Manscheit würde ich nicht einfach rausfahren, sondern ich würde ihn vorher anrufen. Ich suchte die Nummer heraus, tippte sie ins Handy und ließ es lange klingeln. Niemand hob ab.
    Ich zog mein ledergebundenes Notizbuch heraus, das ich mir ebenfalls vor kurzer Zeit geleistet hatte, und notierte meine bisherigen Erkenntnisse:
    Benzin?
    Unbekannter Anrufer bei der Polizei?
    Grundstücke in Lückerath?
    Rache der Konkurrenz?
    Welche Geschäfte hat Diepeschrath gemacht?
    Ich überblickte eine Weile, was ich geschrieben hatte. Dann klappte ich das Buch zu, steckte es in die Tasche und startete den Wagen.
    Ich mußte mich noch um eine Bleibe kümmern.
    *
    Nichts an dem Haus zeigte, daß es sich um eine Pension handelte. Es reihte sich in vergleichbare ältere Einfamilienhäuser der Gierather Straße ein. Ich war aber sicher, daß ich an der richtigen Adresse war. So öffnete ich das niedrige Gartentörchen und ging die paar Stufen zum Eingang hinauf. »Heilig« stand auf einem Messingschild an der Tür. Ich klingelte.
    Die Person, die öffnete, war ungefähr so groß wie ich und ziemlich massig. Sie trug einen fleckigen Blaumann und eine Baseballmütze. Die rechte Hand umschloß eine Bohrmaschine, deren Spitze auf mich gerichtet war. Ich wußte nicht, ob ich einen Mann oder eine Frau vor mir hatte.
    »Ja bitte!« klang es mir harsch entgegen. Die Stimme erinnerte mich an tiefes Glockengeläute, und als sie erklang, zitterten unter dem Kinn der Person kleine Fettwülste.
    »Rott«, stellte ich mich vor. »Ich habe Ihre Adresse von Volker Becker.«
    »Wer ist Volker Becker?« Die Stimme war zwar dunkel und voll, aber eindeutig weiblich.
    »Eigentlich von Ruth Becker, seiner Frau«, sagte ich. »Sie erzählte, Sie seien eine ehemalige Arbeitskollegin. Ich meine - sind Sie das? Ruth Becker sagte, Sie hätten eine Pension, in der man ein Zimmer mieten kann.«
    Sie kratzte sich mit der linken Hand am Kopf. Die Baseballmütze verschob sich ein wenig. »Ruth, ja, ja, ich weiß.«
    »Ich habe geschäftlich in Bergisch Gladbach zu tun und suche für ein paar Tage eine Unterkunft. Ruth Becker hat mir Ihr Gästehaus empfohlen.«
    Das Gesicht unter der Mütze grinste. »Na ja, weit ist es mit dem Gästehaus noch nicht her.« Sie ließ die Bohrmaschinenspitze sinken.
    »Ich wollte nicht stören«, sagte ich. »Ich kann auch gern wieder gehen.«
    »Ach Unsinn, kommen Sie mal rein.«
    Sie ging vor. Von hinten erinnerte sie mich an Oliver Hardy. Ihr massiger Körper bewegte sich jedoch ziemlich behende durch ein Chaos aus schmutzigen Eimern, beiseite gerückten Möbeln unter Plastikplanen und Dreck.
    Wir passierten einen kleinen Flur, von dem aus eine Holztreppe nach oben ging. Weiter hinten gelangten wir in eine Küche - jedenfalls sollte es offenbar mal eine werden. Bis jetzt war nur eine gekachelte Fläche zu sehen, aus der an einer Stelle ein einsamer Wasserhahn herausragte. Der Fußboden war mit milchiger Folie bedeckt. In der Mitte stand ein Tisch, der mit getrockneten Farbflecken übersät war und auf dem Bohrer, Schraubenzieher und Elektrokabel kunterbunt durcheinanderlagen. An der Wand lehnte eine Leiter; daneben stand auf der Plane ein angeschlossener Kühlschrank.
    »Ich bin noch am Renovieren«, sagte die Frau überflüssigerweise, als wir in der Küche standen. »Ich bin übrigens Theresa Heilig.« Sie nahm die Bohrmaschine in die linke Hand und hielt mir die rechte hin.
    »Rott«, sagte ich. »Remigius Rott.« Ich ergriff ihre Hand. Sie fühlte sich hart und rissig an, wie von einem Bauarbeiter.
    »Na, das ist ja ein lustiger Name«, sagte sie und ließ ein dröhnendes Lachen hören.
    »Theresa Heilig ist auch nicht gerade von schlechten Eltern. Klingt ein bißchen nach -«
    »Mutter Theresa, das haben Sie richtig erfaßt. Das ist auch mein Spitzname. Ich mag ihn aber nicht besonders.«
    Ich sah mich weiter in dem Raum um. »Das wird mal eine schöne Küche«, sagte ich. »Sogar mit Fensterfront und Austritt in den Garten.« Ich blickte durch eine Tür mit großem Glaseinsatz und sah hinter einer kleinen Terrasse verwildertes Grün.
    »Wird es mal, ja. Aber keine Sorge. Das Gästezimmer liegt oben. Dort ist schon alles fertig. Hier unten

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