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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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also einen Kanister suchen. Das ist ja schon mal ein Anhaltspunkt. Weiß man etwas darüber, wie der Kanister genau aussah? Farbe oder so was?«
    »Fehlanzeige. Es wird ein normaler Kunststoffkanister gewesen sein.«
    »Und welche Neuigkeit gibt es aus der Gerichtsmedizin?«
    »Es hat sich herausgestellt, daß Diepeschrath zwar gewürgt wurde. Aber daran ist er nicht gestorben.«
    »Das heißt?«
    »Er wurde bei lebendigem Leibe verbrannt.«
    *
    Mannis Kompaß zeigte, daß die Straße stracks nach Süden ging. Nach einigen Wohngebieten wies ein Schild den Weg zu einem sogenannten »Technologiepark«. Ich fuhr jedoch vorbei und folgte der Straße weiter, die nun die Richtung nach Osten änderte. Es ging also weiter ins Bergische Land hinein. Ich kurvte an kleinen Fachwerkhäuschen vorbei, die neben der modernen Teerpiste geradezu zerbrechlich anmuteten. Um so pompöser erhob sich plötzlich ein gewaltiger Knauber-Baumarkt. Grüne Fahnen an der Straße sollten vorbeikommende Autofahrer heranwinken. Die Wimpel hingen bei der Windstille jedoch lasch herunter.
    Dann kam ein weiteres Ortszentrum: Untereschbach. Der Verkehr wurde durch eine Unterführung unter der Autobahn durchgeführt. Es folgte eine zentrale mächtige Kreuzung mit Ampeln und Abbiegerspuren, die den Anschein erweckte, als befände sie sich mitten in einer großen Stadt. In Wirklichkeit besaß Untereschbach, wie ich von der Karte wußte, durchaus noch ländlichen Charakter - zumindest, was die Größe des Ortes betraf. Nach all dem, was ich bis jetzt mitbekommen hatte, war es aber nur eine Frage der Zeit, bis die fehlende Stadt dazugebaut sein würde. Auch hier gab es einen Baumarkt. Die Ampel stand auf Rot, und ich konnte auf vertikalen Aufstellern mindestens fünfzig verschiedene Fliesenmuster aussuchen. Vielleicht hatten die Selbsthausbauer Diepeschrath in die Pleite getrieben?
    Als die Häuser wieder Weiden und kleinen Wäldchen wichen, erhob sich auf der linken Seite ein merkwürdiger Bergrücken. Er war eigenartig flach und besaß die Form eines riesigen Brotlaibs. Die vordere Spitze war steil; hier sah es aus, als habe man von dem Laib etwas abgeschnitten. Auf dem Zenit des vorderen Abhangs reckte sich ein Kreuz in die Höhe, das so mächtig war, als wolle es den Gipfel des Mount Everest markieren. Gleich daneben, im Verhältnis recht klein, stand ein eisernes Gerüst mit einem großen Rad obendrauf: ein alter Förderturm. Wo das Kreuz eingepflanzt war, war der Hügel kahl. Doch je weiter ich unten im Tal weiterfuhr, desto bewaldeter wurde er. Ich hätte mir das etwas triste Panorama gern genauer angesehen, aber ich wollte keine Zeit verlieren.
    Ich fragte mich, wie ich weiter Vorgehen sollte. Ich dachte an den morgigen Termin, überschlug in Gedanken meine bisherigen Erkenntnisse. In mir meldete sich mal wieder der Advocatus diaboli: die andere Seite meines Ichs, die alle meine beruflichen Aktivitäten überkritisch unter die Lupe nahm. Diesmal nahm diese Seite meines Ichs sogar konkrete Gestalt an. Sie sah Anwalt Vogt zum Verwechseln ähnlich.
    »Was haben Sie denn schon groß erreicht?« wollte Vogt wissen, während ich auf der Hauptstraße gemächlich durch das sanfte Tal dahinfuhr. »Diepeschrath hat etwas getan, was alle Bauunternehmer tun. Er hat sich mit Bauen und mit Grundstückskäufen beschäftigt. Außerdem hat er einen etwas sensiblen Sohn, der vielleicht Drogen nimmt oder psychische Störungen hat. Was ist daran schon Besonderes?«
    »Und dessen Alibi vielleicht nicht stimmt«, warf ich ein. »Wenn man Herrn Keller Glauben schenkt, dann hat sich an dem Abend, an dem Diepeschrath ums Leben kam, etwas in der Wohnung zugetragen, das nicht zu den offiziellen Vernehmungen paßt.«
    Vogt wischte den Einwand mit einer Handbewegung weg. »Und Sie glauben diesem Wichtigtuer? Da wäre ich aber vorsichtig.«
    Mir war klar, daß er recht hatte, und mein anderes Ich, das an meine Fähigkeiten glaubte, wagte nichts dagegen zu sagen. Das war auch nicht nötig, denn es ging weiter. Mein Teufelsanwalt hieb immer weiter in die gleiche Kerbe. »Und was wollen Sie jetzt machen? Zu Angelika Diepeschrath in den Laden spazieren und sie nach Feinden ihres Mannes ausfragen?«
    »Ruhe jetzt«, sagte ich in mich hinein. Ich versuchte, die innere Stimme zu übertönen, indem ich das Radio einschaltete. Aber die erhoffte Musik blieb aus. Eine Frau, die sich Petra Porta nannte und rheinischen Putzfrauendialekt sprach, erzählte mir etwas über ein bekanntes

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