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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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sollen gehen. Sie haben gesagt, Sie gehen, wenn ich es will. Warum tun Sie es nicht?«
    »Hat Ihr Vater was mit Autobahnprojekten zu tun gehabt?«
    Gerd Diepeschrath blickte mich verwundert an. »Was? Welche Autobahn?«
    »Sagen Sie mir wenigstens, was er überhaupt gebaut hat. Irgendwas wird es doch geben.«
    »Mann, was soll die Fragerei? Häuser. Siedlungen. An der Gierather Mühle gibt’s so eine. Ist aber schon Jahrzehnte her. Da war ich glaube ich noch gar nicht auf der Welt.«
    »Gierather Mühle?« Das kam mir bekannt vor.
    »Die Adresse heißt Gierather Wiese. Fahren Sie hin. Da sehen Sie, was mein Vater gebaut hat. Haben Sie noch nie ein Haus gesehen? Es gibt doch nun wirklich genug davon. Und jetzt hauen Sie ab.« Er wischte sich wieder über die Stirn und stand auf.
    »Schreiben Sie mir wenigstens noch auf, wo ich Ihre Mutter erreichen kann?«
    Er machte eine abwehrende Geste. »Ich hab doch gesagt, sie arbeitet.«
    »Und was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin Kellner. Im Restaurant Salzmühle in Gladbach. Ist das wichtig?«
    Ich holte mein Notizbuch hervor, riß eine Seite heraus und hielt ihm den Zettel hin. Er sah mich fragend an.
    »Die Adresse. Der Arbeitsplatz Ihrer Mutter. Bitte.«
    »Es ist ein Laden«, sagte er. »In Hoffnungsthal.« Er notierte etwas. Seine Schrift war kaum zu entziffern.
    »Morganas Hexentruhe«, las ich. Diepeschrath nickte.
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich und stand ebenfalls auf. Ich verließ die Wohnung, eilte die Treppe hinunter und wäre beinahe in das Parterrefenster gelaufen, das sperrangelweit aufstand.
    »Na, wenn das die Bauaufsicht genehmigt hat, heiße ich Hugo«, sagte ich entrüstet.
    »Ich heiße Hugo, und das ist kein Witz«, sagte der alte Mann, der wieder aus dem Fenster hing und wie ein pensionierter Berufssoldat wirkte. Irgendwo hinter ihm sah ich eine Eichenschrankwand, wie meine Eltern sie besessen hatten. Ein monströses Gemälde zeigte eine weitläufige Landschaft. Ob es ebenfalls ein Stück des Bergischen Landes war, konnte ich nicht erkennen, denn der kahlrasierte Schädel des Mannes war im Weg.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Sie fragen ja sehr direkt«, stellte ich fest.
    »Nun machen Sie mal ‘nen Punkt! Ich hab doch Zeitung gelesen. Seit Tagen geht das hier hin und her. Wird mal langsam Zeit, daß sich einer um uns hier unten kümmert.«
    Er grinste, als hätte er gerade einen IQ-Test mit einem Quotienten von 200 bestanden. Aus der Wohnung drang abgestandener Bratenduft. Es drehte mir den Magen um.
    Ich nahm mich zusammen und versuchte, wie ein Beamter zu wirken. »Und wie ist Ihr Name, wenn ich fragen darf?«
    »Keller. Deswegen wohnen wir ja auch unten!« Er lachte über seinen Riesenwitz.
    »Na, wir wollen doch mal ernst bleiben«, sagte ich streng und zückte mein Notizbuch.
    »Daß die Behörden noch nicht einmal einen Spaß verstehen«, murrte er.
    »Nur nach Dienstschluß, Herr Keller. Sie sind der Hausbesitzer, wenn ich das richtig sehe?«
    Er nickte. Ich hatte richtig geraten. »Und ich habe was zu melden.«
    So siehst du auch aus, dachte ich, wie einer, der was zu melden hat. Er setzte zu einer Erklärung an.
    »Ihre Kollegen, die haben ja Frau Diepeschrath, die sich jetzt wieder Hommerich nennt, ist ja ihre Sache, also die haben sie ja vernommen, nach der Sache mit ihrem Mann. Und da habe ich gehört, wie sie gesagt hat, sie sei in Köln gewesen, als das passierte. Also in der Nacht, als ihr Mann umgekommen ist.«
    »Das ist richtig. Das hat sie gesagt. Und?«
    Er winkte mich mit einem Finger heran. »Das muß nicht jeder mitkriegen«, sagte er etwas leiser und grinste.
    »Wäre es nicht vielleicht besser, ich käme zu Ihnen hinein, anstatt hier halb auf der Straße …?« Er schüttelte den Kopf, und das war mir eigentlich auch lieber so. Der Mief war hier draußen schon schlimm genug. Neben mir auf der Straße kam eine Frau vorbei, die einen Kinderwagen schob.
    »Tag, Frau Blissenbach«, rief Keller laut, aber die Frau sah zu, daß sie schnell weiterkam, und grüßte nicht zurück.
    »Das stimmt alles nicht«, sagte er etwas zusammenhanglos, als sie außer Hörweite war.
    »Eins nach dem anderen. Woher kennen Sie eigentlich die Aussage von Frau Diepeschrath?«
    »Ich habe das hier.« Er tippte auf sein rechtes Ohr. »Und das Haus hat dünne Wände. Ich weiß alles. Ich habe auch mitbekommen, daß der Sohn an dem Abend bei seinem Onkel war.«
    »Verstehe. Und was stimmt nun nicht? Daß sie in Köln war? Können Sie etwa bis zum

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