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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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aufgebaut. Er trug eine Jeans und ein Smokinghemd mit hochgekrempelten Ärmeln und stand barfuß auf dem Kies. »Sie können jetzt rauskommen.«
    Anya fasste erneut Mut und sprang aus dem Wagen. Sparky schoss noch vor ihr aus dem Auto und tappte zu den Hunden hinüber. Seine Kiemenwedel waren zu beeindruckender Größe aufgerichtet, und er fauchte.
    »Sparky«, mahnte Anya.
    Die Hunde nahmen eine bedrohliche Haltung ein, und Hunde und Salamander umkreisten einander. Anya bereitete sich auf ein wildes Gemetzel vor - stattdessen degenerierte das Schauspiel zu einem harmlosen Ringelreigen mit gegenseitiger Hinternbeschnüfflung.
    Anya sah Blake an. »Tut mir leid, wegen der Hunde ... und dass ich Sie geweckt habe.«
    Drake zuckte mit den Schultern. Aus der Nähe konnte sie erkennen, dass seine Kleidung mit irgendetwas befleckt war. Farbe. Seine Hände zeigten Schattierungen von schwarzer und weißer Kreide. »Ich habe nicht geschlafen.«
    Er fragte nicht, was sie hier wollte. Es war, als wüsste er es bereits oder wollte, dass sie glaubte, er wüsste es. Er legte den Kopf schief. »Kommen Sie mit ins Atelier. Ich muss noch ein paar Dinge fertig machen, ehe die Grundierung trocknet.«
    Und damit ging er so selbstverständlich hinter das Haus, als sei er nächtliche Besucher gewohnt und als sei ihre Anwesenheit das Normalste auf Erden. Ein Punkt, der ihr Kopfzerbrechen bereitete.
    Sie folgte ihm, und Sparky und die Hunde trotteten hinterher. Er führte sie zu einem Gebäude, das in einer anderen Zeit als Stall gedient hatte und inzwischen zu einer Garage umgebaut worden war. Im Obergeschoss brannte Licht. Drake stieg die Stufen zum Licht empor und winkte ihr zu, ihm nach drinnen zu folgen.
    Früher einmal musste dies ein Heuboden gewesen sein. Nun war er vollständig geräumt und mit einem rauen, ungleichmäßigen Gipsputz versehen. Kiefernbohlen knarrten unter ihren Füßen, fleckig und mitgenommen durch den jahrelangen Einfluss der Farben und einen sorglosen Umgang mit Werkzeugen aller Art. Drakes Werke thronten auf diversen Staffeleien, die überall im Raum aufgestellt oder an die Wände genagelt waren. Seine Werkzeuge, Farben, Bleistifte und Pinsel verteilten sich über einen altersschwachen Bauerntisch. Dazwischen lag eine Abdeckplane, die nach Terpentin roch. Ein System aus Leuchtstoffröhren unter der Decke erstrahlte in einem breiten Lichtspektrum mit bläulichem Schimmer.
    So chaotisch der Raum wirkte, war seine Arbeit doch atemberaubend. Hier sah Anya keine der präzise beschrifteten Blaupausen, die sie in der Ausstellung zu sehen bekommen hatte. Diese Bilder umfassten abstrakte Kunst ebenso wie Stillleben, Farbe verteilte sich großzügig über die Leinwände, ohne sich den Regeln der Architektur beugen zu müssen. Die Mehrzahl der abstrakten Gemälde glühte in Schattierungen von Rot und Orange, sie leuchteten in der Finsternis. Anya sah gewundene Landstreifen, die durch eine Vermischung der Farbe mit Glas und Sand funkelnde Wüsten darstellten.
    »Die sind wundervoll«, bemerkte sie.
    »Danke. Ich experimentiere mit der Zugabe von Mineralien, um der Farbe zusätzliche Struktur zu verleihen.« Er trat zu dem halb fertigen Bild, an dem er gerade arbeitete: ein breiter Strom aus Rot- und Pinktönen. Anya erinnerte das Gemälde an einen blutroten Sonnenuntergang, den sie nach Tschernobyl in einer Wochenschau gesehen hatte. Drake tauchte einen breiten Pinsel in einen Pappbecher und zog eine gewundene schwarze Linie über den unteren Rand der Leinwand. Mit dem Unterarm verwischte er das Schwarz, sodass es unregelmäßig in das Rot überging. Die schwarze Kohlefarbe legte sich fedrig über die Grundierung, die er auf der Leinwand aufgetragen hatte. »Heute Nacht arbeite ich mit Kohle, aber die neigt dazu, sofort mit dem Untergrund zu verschmelzen, darum muss ich schnell damit fertig werden.«
    Anya musterte einen Bogen Aquarellpapier auf dem Tisch. Ein frostiges Muster zog sich über das Blatt, überlagerte strukturiert, nahezu organisch das darunterliegende Grün. »Was haben Sie hier benutzt? Es sieht beeindruckend aus.«
    »Das war Salz. Das Salz hebt die Farbe hervor und bringt ihren Ton besser zur Geltung. Alles, was ich benutze, hat seine eigenen chemischen Eigenschaften, seine eigene Magie.«
    »Warum haben Sie von diesen Bildern keine ausgestellt?«
    Für einen Moment antwortete Drake nicht. Dann, schließlich sagte er: »Diese Bilder sind etwas Persönliches. Ohne die Fähigkeit zur dreidimensionalen

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