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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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um den asphaltierten Parkplatz herum noch so saftig grün wie im Sommer.
    Katie hatte schon die Tür aufgerissen, ehe Anya auch nur den Zündschlüssel hatte abziehen können. Sie stolperte zwei Schritte weit zum Gras am Rande des Parkplatzes und würgte die Überreste eines Tankstellen-Hotdogs hoch. Sparky blickte giftig zu Anya auf. Es war das erste Mal an diesem Tag, dass er sie direkt anschaute.
    Seufzend ging Anya in Richtung Kühler, um Katie die Schultern zu streicheln und ihr das Haar aus dem Gesicht zu halten. Katie fing schnell an, nur noch trocken zu würgen, und ließ sich schließlich hart auf den Randstein fallen.
    »Auf dem Rückweg fahre ich«, verkündete sie.
    »Okay«, stimmte Anya zu und strich ihr über das Haar.
    Als Katie sich wackelig wieder auf die Beine gemüht hatte, machten sich die beiden Frauen auf den Weg zum Serpent Mound Museum; einer Blockhütte, flankiert von zwei Getränkeautomaten. Sie hatten Glück - die Ohio Historical Society hatte für den Oktober eine Werbeaktion für Ohios verwunschene Orte ins Leben gerufen, und das Museum war geöffnet. Anya kaufte Katie eine Flasche Wasser, an der die Hexe vorsichtig nippte. Nun, da sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, kehrte allmählich wieder Farbe in ihr Gesicht zurück.
    Das einfache Museum bot nicht viel mehr als ein paar Karten und Luftaufnahmen von dem Areal. Aus der Luft sah der Hügel aus wie ein Schnörkel in Form einer gehörnten Schlange, die ihre Kiefer um ein Ei schloss, während ihr Schwanz eine Zickzacklinie bildete. Informationstafeln berichteten, wie ein Forscher der Universität Harvard in den späten 1880ern Grabungen am Serpent Mound vorgenommen hatte. Er ging davon aus, dass der Hügel bereits 800 Jahre vor Christus von den Adena-Indianern errichtet worden war. Spätere Forschungen verwiesen auf die Fort-Ancient-Indianer, die den Hügel zwischen 900 und 1500 nach Christus erbaut haben sollten. Der genaue Grund für die Aufschichtung des Hügels und seine Bedeutung waren im Lauf der Geschichte in Vergessenheit geraten, wenn es auch Spekulationen gab, denen zufolge der Erdhügel ein Spiegelbild des Sternbildes Draco sei, ein irdisches Abbild des Drachen.
    »Wie es in der alten magischen Regel heißt: ›Wie oben, so unten‹«, murmelte Katie.
    Der Kopf war so angelegt, dass er auf den Sonnenuntergang am Tag der Sommersonnenwende zeigte, doch darüber hinaus ließ sich kein bestimmter Zweck erkennen. Einige Historiker spekulierten, die Schlange symbolisiere eine Kreatur, die die Cherokee Uktena nannten: eine gehörnte Schlange, die den Auftrag hatte, die Sonne zu verschlingen.
    In einer Vitrine war ein Klumpen zerfurchten, rötlichen Gesteins ausgestellt, der Felicitys Nachforschungen bestätigte: Der Standort des künstlichen Hügels wies in der Tat Spuren einer schweren Explosion auf, verursacht durch einen Vulkanausbruch oder den Einschlag eines Meteoriten. Des Weiteren verdeutlichte die Ausstellung, dass der Hügel im Schnittpunkt dreier Verwerfungslinien lag, was auf ungewöhnliche geologische Aktivitäten in dem inzwischen überwucherten Meteoritenkrater hindeutete.
    Der Mythos, der um den Hügel entstanden war, besagte, es handele sich um eine Begräbnisstätte, ein Ehrenmal für gefallene Adena-Indianer. In den späten 1880ern waren Grabungen im Bereich des Hügels vorgenommen worden, doch es waren keine menschlichen Überreste gefunden worden. Dennoch wurde weiterhin eifrig darüber spekuliert, was man hier finden könnte, grübe man nur tief genug.
    »Ich möchte ihn sehen«, sagte Katie. Ihre Stimme klang wieder kräftiger.
    »Fühlst du dich auch gut genug?«
    »Jep. Ich habe den dämonischen Chili-Hotdog exorziert.« Triumphierend reckte sie einen Arm hoch und zeigte zum Horizont. »Vorwärts!«
    Ein asphaltierter Weg führte vom Museum aus am Rande der Schlange entlang. Der ganze Serpent Mound, der kaum einen Meter hoch war, zog sich etwa eine Viertelmeile weit über das Plateau. Er sah noch genauso aus, wie Anya ihn in Erinnerung hatte. Der Wind trug frischen Grasschnitt über die Rasenmäherspuren am Boden. Niemand sonst spazierte den Pfad entlang. Anya, Katie und Sparky waren allein mit der Schlange.
    »Wow«, machte Katie, kniete nieder und strich mit den Händen über das Gras. »Dieser Ort ... es ist, als würde er summen.«
    Anya verließ den Pfad und betrat das Gras. Auch sie spürte es, beinahe, als toste weit unter ihnen ein unterirdischer Strom durch das Erdreich. An einer Biegung

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