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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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ihrerseits die Hand an die Brust. »Anya.« Dann kauerte sie sich neben die Frau. Sparky tappste durch das Gras herbei, angezogen von dem unwiderstehlichen Geruch von Geistern und Magie. Anya berührte seinen Kopf. »Sparky.«
    Die Indianerin lächelte und streckte die Hand nach ihm aus. »Sparky.«
    Sparky leckte ihr die Hand, und sie streichelte seine Kiemenwedel. Sparky verzog das Gesicht zu einem Ausdruck purer Wonne und kratzte sich mit der Hinterpfote am Hals.
    Anya musterte den kreisrunden Hügel vor dem Kopf der Schlange. Unter ihm konnte sie Ninas Gebeine spüren, die sorgfältig angeordnet in einer unterirdischen Kammer ruhten. Ihre Leiche war umgeben von Urnen, von Tonwaren und den Überresten eines perlenbesetzten Gürtels. Sie war mit allen Ehren beigesetzt worden. Vielleicht war Nina einst eine Priesterin im Namen Uktenas gewesen ... oder ein Opfer.
    »Nina«, sagte sie. »Bewachst du Uktena?«
    Nina nickte und kraulte Sparkys Kinn.
    »Sorgst du dafür, dass Uktena hier in der Erde bleibt?«
    Nina zeigte hinter sich, dorthin, wo ihre Gebeine in der Erde ruhten, und sie nickte. Sie presste die rechte Hand an die Brust, die Hand, in der das ewige Feuer brannte. »Nina.« Dann drückte sie die andere Hand auf den Boden. »Uktena.« Und sie faltete die Hände und drückte beide ins Gras.
    Schließlich legte Nina ihre rechte Hand auf Anyas Brust. Anya fühlte das Feuer nicht, dort wo Nina sie berührte. Stattdessen empfand sie einen wachsenden Frieden, der tief in ihre Lungen vordrang und die scharfe Klinge der Furcht und der Einsamkeit stumpf werden ließ. »Anya.« Nina streckte die andere Hand nach Norden und griff nach etwas, das zu weit war, um es zu packen. »Sirrush«, sagte sie. Und wieder faltete sie die Hände und drückte sie in den lehmigen Boden.
    »Ich glaube, ich habe verstanden«, sagte Anya langsam.
    Der Geist strich ihr über die Wange, so sanft wie eine Mutter ein Kind berühren mochte. In dieser Geste glaubte Anya zu erkennen, dass die Geisterfrau sie ein wenig bedauerte, sie bemitleidete wegen ihrer Ängste und ihrer Mühen.
    Nina stemmte sich auf die Beine und ging davon, setzte ihre Patrouille im grünen Gras fort. Ihre Perlen klimperten leise, und sie summte etwas vor sich hin, doch der Wind riss die Melodie sogleich mit sich fort.
    Die Bedeutung all dessen jedoch war klar. Anya konnte nun erkennen, warum Nina an diesem Ort verwurzelt war, warum sie gebunden war an Uktena und auf der Erde patrouillierte, während die Kreatur schlief. Auf einer tief in ihrem Inneren verborgenen Ebene wusste Anya, was geschehen musste, um Sirrush in seinem Grab zu halten.
    Dazu bedurfte es des Opfers einer Laterne.
    Die Rückfahrt dehnte sich so lang und grau wie die Straße und der Regen vor Anya, Katie und Sparky aus. Kaum waren sie wieder in den Dart geklettert, fing der Regen an mit Wucht auf die Haube zu prasseln und auf das Dach des Wagens zu trommeln und zwang die Scheibenwischer in einen hypnotisch langsamen Rhythmus.
    Anya rollte sich auf dem Beifahrersitz zusammen, die Jacke um die Schultern gewickelt, einen Salamanderhintern in ihrem Schoß. Sparky ignorierte sie immer noch nach Kräften, aber nicht mehr ganz so ergrimmt wie zuvor. Sie döste weg, irgendwohin zwischen den Perlmutt des Himmels und das Kohlrabenschwarz der Straße, in das verregnete graue Nichts, begleitet vom Umschalten der Gänge und dem Brummen des Motors.
    Und sie träumte.
    Sie träumte von der schimmernden Finsternis der unterirdischen Eishöhle, einer Finsternis, die brodelte und brannte und Hitze verströmte wie etwas Lebendiges. Die Dunkelheit verschlang sie wie die Knochen in Ninas Grab, die bis in alle Ewigkeit mit Uktena tief im Boden gefangen lagen.
    Und Anya wusste, dass das auch ihr Schicksal war ... dass sie Sirrushs Schlaf bewachen und bis in alle Ewigkeit an seinem Grab entlangwandeln würde. Sie würde zusehen, wie die Welt ihn mit Feuer fütterte, aber sie selbst müsste ihn nicht länger füttern.
    Aber sie war nicht allein in diesem sonderbaren Jenseits. Sie fühlte, wie Mimi hinter ihr aufwallte.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte Anya zu dem Dämon. »Oder willst du die Ewigkeit mit mir in dieser Dunkelheit verbringen?«
    Mimi kicherte. »Sei nicht so optimistisch. Du wirst es nicht schaffen. Du und ich werden Sirrush dienen, wir werden die Diener des Chaos' an Sirrushs Seite sein. Und wir werden nicht allein sein.«
    Anya blinzelte in die Dunkelheit, und sie sah das fahlgelbe Kleid des Mädchens aus dem

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