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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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der neben Brian stand und zu der Kamera auf dem Stützbalken hinaufblickte.
    »Brian«, sagte sie, »unser Geist ist hier.« Sie bezweifelte, dass Brian ihn sehen oder hören konnte, aber sie wollte nicht, dass er sie für übergeschnappt hielt, weil sie mit den Wänden redete.
    Dann wandte sie sich an den Geist. »Hallo.«
    »Hallo, Miss. Darf ich fragen, was das für ein Spielzeug ist?« Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, während er das fischaugenähnliche Objektiv musterte. Sie fragte sich, ob er sein eigenes Spiegelbild darin sehen konnte.
    »Das ist eine Kamera. Wir hoffen, dass der Mann, der hier das Feuer gelegt hat, zurückkommt. Wir wollen versuchen, ihn zu identifizieren.«
    »Heiliges Kanonenrohr.« Der Geist wedelte mit einer Hand vor der Linse hin und her und schien völlig fasziniert zu sein. »Das ist ein tolles Ding.« Er sah sich nach Anya um. »Die einzigen Leute, die hier unten waren, waren von der Feuerwehr. Ich habe mit ihnen geredet, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich nicht gehört haben. Im Gegensatz zu Ihnen.«
    Ein gutes Zeichen. Das ließ immerhin darauf schließen, dass der Feuerteufel noch nicht wieder am Tatort aufgetaucht war.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen über die vergangene Nacht stelle?«, fragte Anya. Sie ging behutsam vor, um den Geist nicht zu verschrecken, denn im Augenblick war er der beste Zeuge, den sie hatte. »Ich bin übrigens Anya. Und das ist Brian.« Sie deutete auf Brian, der sich diskret in eine Ecke zurückgezogen hatte und an einem digitalen Rekorder herumfingerte. Jesus, dachte sie. Lief der Mann etwa mit einem Werkzeuggürtel voller Überwachungsgeräte herum?
    Der Handwerker tippte sich an den Hut. »Ich bin Virgil. Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Anya fühlte, wie Sparky sich an ihrem Arm herabschlängelte. Als er am Boden Gestalt angenommen hatte, tappste er zu Virgil hinüber und schnüffelte an seinem Hosenbein. Virgil ging vor ihm in die Knie und hielt ihm die Hand zum Beschnuppern hin. » Und wer ist das?«
    »Das ist Sparky.«
    »So einen Hund habe ich noch nie gesehen. Ist er nach Sparky Anderson benannt?«
    »Ja. Ich bin Baseballfan. Er ist, äh, so was wie eine Promenadenmischung.«
    Damit ließ Anya das Thema fallen. Sie wollte sich nicht in eine Diskussion über Elementargeister und ihren Zweitjob verwickeln lassen. Der Geist wäre wohl weniger geneigt, sich mit ihr zu unterhalten, wenn er wüsste, dass sie ihn verschlingen könnte wie einen gewöhnlichen Keks. Sie faltete die Bilder des Verdächtigen auseinander und richtete die Taschenlampe darauf. »Könnten Sie mir bitte sagen, ob das der Mann ist, der vergangene Nacht hier war?«
    Virgil musterte die Bilder, berührte sie mit den Fingerspitzen und griff dann direkt hindurch. » Ja. Das ist der Mann.«
    »War er allein?«
    »Ja. Aber ich habe nicht mit ihm gesprochen.«
    »Warum nicht?«
    Virgil zögerte. »Ich hatte Angst, er könnte mich fressen«, sagte er dann.
    Anya runzelte die Stirn. »Wieso hatten Sie Angst, dass er Sie fressen könnte?«
    »Er sah sehr hungrig aus. Wie Sie - und doch nicht wie Sie.« Er legte den Kopf schief. »Ich glaube nicht, dass Sie einen Geist ohne Grund verspeisen würden, Miss Anya.«
    Anyas Gedanken überschlugen sich. War etwa eine andere Laterne hier gewesen? Oder hielt der alte Geist sie nur zum Narren? Geister, besonders solche, die schon seit Jahrzehnten vor sich hin vegetierten, erwiesen sich bisweilen als nicht sehr vertrauenswürdige Witzbolde. Andererseits ...
    Sie zeigte auf das Symbol am Boden: das Zeichen der Hornviper. »Haben Sie gesehen, wie er das gemacht hat?«
    Virgil nickte. »Verdammtes Ding. Er hat es mit dem Finger auf den Boden gezeichnet, und es hat geglüht, so hell wie die Kohle in einem Stahlwerk.«
    Nun wusste Anya, dass der Geist sie hinters Licht führen wollte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Er hatte keine Lötlampe, kein Schweißgerät?«
    »Nein, Ma'am. Er ist mit leeren Händen gekommen. Er hat das Zeichen auf den Boden gemalt, und dann ... dann ist eine Welle aus Feuer vom Boden aufgestiegen. So, wie sich die Flammen bewegt haben, war es, als blicke man auf den Ozean - nur in Rot ...« Virgil beschrieb eine Welle mit seinen Händen. »Es war wunderschön«.
    Anya dachte nach. Dieser Geist verarschte sie, oder er hatte im Lauf der Jahre den Bezug zur Realität verloren oder ... Ihr logisch arbeitender Verstand weigerte sich darüber

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