Flammenzorn

mit seinen Lippen an ihren Fingern.
    Anya lehnte sich leicht in seine Richtung. So gern wollte sie die Geisterwelt hinter sich lassen, so gern wollte sie das Gefühl haben, fest in der physischen Welt verankert zu sein. Je stärker die Geisterwelt ihr Leben beeinflusste - das musste sie sich eingestehen - desto mehr sehnte sie sich nach der Beständigkeit von etwas ... rein Menschlichem. Sie wandte Brian den Kopf zu, und seine Lippen berührten die ihren, verschmolzen mit ihrem Mund.
    Sie sog ihn in sich auf: seinen Geschmack, das Gefühl seiner Hände in ihrem Haar. Sie konnte seinen Herzschlag an ihrer Brust spüren, als sie die Arme um ihn schlang. Er fühlte sich echt an, sein Körper hob und senkte sich mit jedem Atemzug unter ihren Händen. Er roch echt, nach Seife und Kaffee, und Anya klammerte sich an ihm fest.
    Sein Mund glitt über ihr Gesicht, hinter ihr Ohr. Sie versteifte sich, spürte, wie sich Sparky an ihrem Hals regte. Sie konzentrierte sich auf Brians Lippen, die sich am Puls hinter ihrem Ohr bewegten und legte ihre Hände in seinen Nacken. Seine Arme hatte er um ihre Taille geschlungen, und sie lehnte sich zurück an den Serverschrank. Sie spürte, wie die warme Luft aus dem Ventilator des Servers über ihren Rücken strich und den Saum ihres Rocks kräuselte.
    Brian folgte Anyas Bewegung, küsste sie inmitten des Durcheinanders aus Computerbauteilen. Etwas rollte vom Tisch und zerbrach auf dem Boden; er achtete nicht darauf. Sie schlang ein Bein um sein Knie, fühlte, wie sich sein Körper gegen ihren presste, fühlte sich begehrt - und das war ein Gefühl, das sie noch nicht kannte; ein Gefühl, das sie in all seiner köstlichen Schwere auskosten wollte.
    Sie spürte, wie Sparkys Wärme von ihrem Hals herabglitt und über ihren Rücken huschte. Sie ignorierte ihn, und er löste sich von ihr und kroch zu den Platinen. In Brians Armen achtete sie nicht weiter darauf, sie fühlte nur noch Brians Lippen auf ihrer Haut ...
    Bis Sparky einen Bissen von einem der Server nahm. Ein blauer Lichtblitz schoss über die Metalloberfläche, und das fluoreszierende Licht der Leuchtstoffröhren flackerte.
    »Sparky!«, rief sie und legte die Hand über ihre Augen. »Tut mir leid. Er hat gerade deinen Computer gefressen ...«
    Brian rückte ein wenig von ihr ab und drehte sich um, um einen Blick auf den Server zu werfen. Er konnte Sparky nicht sehen, der neben dem Server stand und an der Wartungsklappe leckte wie ein Kind an einer Eistüte.
    »Nicht so schlimm. Er ist abgesichert - es gibt einen Überspannungsschutz und ein Notstrom-Aggregat.« Eine Haarsträhne fiel über sein Auge, und er grinste.
    Anya lehnte den Kopf an seine Schulter. »Genau das habe ich gemeint. Er ...«
    »Hey.« Er hob ihr Kinn und küsste sie auf die Stirn. »Mach dir darüber keine Gedanken, okay?«
    Sie nickte, aber ihre Wangen glühten. Ihre Hände fielen herab, und Brian trat einen Schritt zurück. Anya ging um den Schreibtisch herum, um Sparky von dem Server zu verjagen.
    Brian räusperte sich. »Du sagtest, es geht um Observation. Wonach suchst du?«
    Anya wühlte in ihrer Tasche, faltete die Bilder des Mannes auseinander, der an den Tatorten aufgetaucht war, und gab sie Brian. »Dieser Bursche ist nach den Bränden an zwei der früheren Tatorte gewesen. Mich interessiert, ob er vielleicht noch bei dem Lagerhaus auftaucht.«
    Brian glättete die Zettel mit den körnigen Bildern auf seinem Schreibtisch. »Ich glaube nicht, dass die Auflösung gut genug ist für eine automatische Gesichtserkennung.« Er sah sie an. »Aber ich kann dir etwas basteln, womit du deine Tatorte überwachen und sehen kannst, ob er zurückkommt.«
    Anya lächelte. »Danke, Brian.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Hey, so bin ich nun mal. Ein wahnsinniges Genie.«
    Ohne die vielen Krankenwagen, Feuerwehrfahrzeuge und Polizeiwagen auf dem Gelände wirkte das Lagerhaus tatsächlich zu still, wie ein begossener Bienenstock, dessen Bewohner geflohen waren. In der Abenddämmerung erkaltete der Brandort allmählich. Ohne Beleuchtung und ohne jede Regung lag der Koloss im Dunkeln. Gelbes Absperrband trennte den Tatort vom Bürgersteig, und ein provisorischer Zaun aus einem orangefarbenen Plastiknetz spannte sich um die Pfosten des Geländerands. Verbotsschilder hingen in regelmäßigen Abständen an der Abgrenzung.
    Anya fuhr um die nordöstliche Ecke des Gebäudes zu der Stelle, an der der Zeuge das Licht gesehen hatte, und parkte den Wagen in der Gasse. Brian nahm