Flammenzorn
plötzlich hervor und riss den brennenden Mann einfach um. Während die beiden Gestalten in einer einzigen flammenden Bewegung gegen einen Müllcontainer krachten, schrie Anya auf.
»Brian!«
Die feurige Gestalt löste sich von Brians bäuchlings auf dem Boden liegenden Körper und zog sich zurück. Anya wirbelte voller Wut herum und schoss auf den Fliehenden, der die Gasse hinunterrannte und dabei sein rechtes Bein schonte. Die Flammen flackerten, wurden kleiner und kleiner, und schließlich verschmolz der Mann mit der Dunkelheit.
Anya kniete sich neben Brian. Ihre Hände zitterten. Er roch verkohlt. Sie schüttelte ihn. »Brian!«
Brian kämpfte sich hoch. Sie sah, dass der Reißverschluss vorne auf seiner Jacke geschmolzen war, und sie fuhr mit den Fingern über seine ungeschützte Haut, seine Hände, sein Gesicht. Dort war nur etwas Asche. Die Haut war gerötet, aber blasenfrei. Er hatte Glück gehabt.
»In bin okay. Ich bin okay.« Er wiederholte die Worte wie ein Mantra, während sie ihn abtastete. Schließlich ergriff er ihre Hände und hielt sie fest.
»Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
»Ich wollte verhindern, dass er dich grillt.«
Sparky schleppte sich zu ihr und legte den Kopf in ihren Schoß. Sie streichelte den Rücken des Salamanders, was er mit einem Seufzer quittierte. Sparky hatte nicht oft Gelegenheit zu kämpfen - die einzigen Wesen, die er direkt berühren konnte, waren Anya und die Geister ... und dieses Ding, was immer es war. Der Salamander war nicht daran gewöhnt, wie ein Sack Kartoffeln durch die Gegend geschleudert zu werden.
Anya sah zu der Gasse hinüber, in der der Brandstifter verschwunden war. Was auch immer er sein mochte, mit der Schusswunde würde er nicht weit kommen. Sie zog ihr Funkgerät aus dem Gürtel, um das Police Department und die Kollegen zu rufen.
»Was zum Teufel war das?«, grummelte Brian.
Sie sah durch das Kellerfenster hinunter. Was hatte der brennende Mann dort gewollt? Diese Geschichte kam ihr nicht wie schlichter Voyeurismus vor, nicht wie der einfache Wunsch, den Schauplatz der hehren Tat noch einmal aufzusuchen. Der flammende Mann war mit einer bestimmten Absicht dort hinuntergestiegen.
Etwas glühte rot in der Dunkelheit des Kellers. Anya sah kurz zu Brian und Sparky. »Kommst du eine Minute allein zurecht?«
Brian winkte ab. »Ich bin in Ordnung.«
Anya glitt hinab in die Kaninchenhöhle, richtete ihre Taschenlampe in den Raum und rief: »Virgil? Virgil, sind Sie hier?«
Sie bekam keine Antwort. Anya bahnte sich einen Weg zu dem Haufen aus Staubsaugerteilen und berührte den verbrannten Auffangbehälter, an dem der Geist des Handwerkers gearbeitet hatte. Doch sie fühlte keine frostige Präsenz eines Geistes in dem Gegenstand. Von Übelkeit übermannt hockte sie sich auf den Boden.
Was für eine Kreatur der brennende Mann auch war, er hatte Virgil verschlungen.
Sie ließ den Lichtstrahl der Taschenlampe durch den Keller gleiten und suchte nach dem Ursprung des roten Leuchtens.
Zunächst hatte sie befürchtet, der Brandstifter hätte versucht, das Feuer erneut zu entfachen, um das Wenige, was übrig war, zu vernichten.
Aber, nein. Die Glut kam aus einer Stelle im Boden, gleich neben dem Symbol der Hornviper. Die Zahl 14 war in den Beton gebrannt worden. Die Ziffern glühten immer noch von der enormen Hitze, mit der sie erzeugt worden waren.
Vierzehn. Vierzehn was? Sie ging die Puzzlestücke des Falls noch mal durch. Vierzehn Feuer?
Ganz allmählich überkam sie eine eisige Erkenntnis. Vierzehn Tage.
Vierzehn Tage bis zur Devil's Night, der Nacht vor Halloween.
KAPITEL SECHS
Den Leuten in diesem Raum die Wahrheit zu vermitteln würde nicht leicht werden.
Anya stand neben Captain Marsh im Besprechungszimmer des Polizeipräsidiums. Da Neumans Tod als Mord eingestuft wurde, würde nun die Polizei den Fall übernehmen. Das Detroit Police Department hatte drei Detectives der Major Crime Division hergeschickt, und keiner von ihnen sah aus, als wäre er gern hier. Die drei Männer lümmelten im hinteren Bereich des Raums auf ihren Stühlen. Einer hatte wenigstens ein Notizbuch dabei. Ihr Abteilungsleiter hatte sie angewiesen, zur Aufklärung der Brandserie in einer Task Force mit der Feuerwehr zusammenzuarbeiten, und es war unübersehbar, dass es sie ärgerte, wie dadurch ihre Autorität eingeschränkt wurde. Einer von ihnen hatte Anya aufgefordert, Kaffee zu kochen. Sie hatte ihm in süßem Tonfall den Weg zum Automaten am Ende des
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