Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
Vom Netzwerk:
nachzudenken, was es bedeuten könnte, wenn er doch die Wahrheit sagte. »Ist er wieder rausgekommen?«
    »Auf demselben Weg, auf dem er reingekommen ist. Das Feuer schien ihm nicht viel auszumachen.«
    »Danke, Virgil. Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen.«
    Virgil tippte sich an den Hut und verschmolz mit der Wand. »Ist mir ein Vergnügen, Miss Anya. Alles Gute.«
    Anya drehte sich zu Brian um, der konzentriert einen Haufen seiner kleinen Spielzeuge musterte. »Hast du irgendetwas davon mitgeschnitten?«
    Brian zeigte ihr ein Diktiergerät. »Das werden wir noch sehen. Darf ich aus deinem Beitrag zum Gespräch schließen, dass er deinen Verdächtigen wiedererkannt hat?«
    »Ja, aber das ist nicht gerade die Art von Beweis, mit der wir vor Gericht gehen können. Ich kann schlecht einen Geist in den Zeugenstand rufen.«
    Brian sah sich in dem ausgebrannten Keller um. »Irgendwie glaube ich, das ist das kleinste deiner Probleme.«
    »Haben Sie Ihre Prüfung bestanden?«
    Anya saß im Ausstellungsraum des Gebrauchtwagenhändlers, der gegenüber des Lagerhauses lag. Ein vollständig restaurierter Ford Mach I aus dem Jahr 1969 stand in der Mitte der Ausstellungsfläche, und der grau-weiße Lack glänzte nach der jahrelangen Pflege mit Wachspolitur. Anya musste sich zusammenreißen, um nicht nachzufragen, ob sie sich einmal hineinsetzen dürfte. Neben ihr hatte Brian seinen Laptop auf dem Verkaufstresen aufgebaut und war dabei, ein Video abzuspielen. In dem Gebäude gab es einen Snackautomaten und Toiletten; es war warm und ruhig - ein besserer Ort für eine Observation hatte Anya noch nie zur Verfügung gestanden.
    John Sandoval saß an einem Besprechungstisch und hatte seine Bücher vor sich ausgebreitet. Der junge Nachtwächter grinste und schlug seine Faust gegen Anyas. »Sechsundneunzig Prozent. Ich hab's ihnen allen gezeigt.«
    »Was studieren Sie?«
    »Medizin im Grundstudium.«
    »Ehrlich?« Anya starrte ihn über ihre Kaffeetasse hinweg an. Sie hatte beschlossen, sich von dem Kaffee zu nehmen, den John im Aufenthaltsraum der Verkäufer gekocht hatte; einen Getränkeautomaten konnte sie kaum mehr anschauen, ohne dabei zusammenzuzucken. »Welches Fachgebiet werden Sie wählen?«
    »Epidemiologie.« Der Junge stützte das Kinn auf die Hand, und Anya glaubte, seine Tagträume beinahe sehen zu können. »Wenn ich für das CDC in Atlanta arbeiten könnte - dort gibt es tolle Forschungsprogramme. Und einen hübschen Schuldenerlass gäbe es noch dazu.«
    Es war eine Schande, dass ausgerechnet ein kluger Bursche wie dieser davon träumte, die Stadt zu verlassen, aber Anya konnte es ihm kaum vorwerfen. Die Arbeitslosenquote in Detroit lag bei über 25 Prozent, ganz zu schweigen von der Kriminalitätsrate ... Ein staatliches Forschungsstipendium sah unbestreitbar besser aus, als ein Leben hier, das ihm lediglich in Aussicht stellte, den Mach I irgendeines reichen Mannes zu bewachen. Anya wünschte ihm nur das Beste - doch sie wünschte auch, es gäbe etwas in dieser Stadt, das gute Jungs wie ihn dazu bewegen könnte hierzubleiben. Aber Detroit hatte ihm nichts zu bieten.
    Sie hob die Tasse. »Auf den zukünftigen Arzt. Salut.«
    »Cheers.«
    Am Nebentisch rief Brian: »Hey, das dürftest du sehen wollen.«
    Ihr Herz schlug sofort schneller, und sie sprang auf, um ihm über die Schulter zu blicken. Brian zeigte ihr eine Bewegung am dunklen Bildschirmrand. »Ich glaube, wir haben einen Besucher.«
    Anya rannte an dem Mach I vorbei und zur Tür hinaus. Das Licht aus dem Verkaufsraum verlor sich in der Dunkelheit auf der Straße, und es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen angepasst hatten. Dann betrachtete sie prüfend die zerstörte Fassade des Lagerhauses und spürte, wie Sparky an ihrem Hals abrupt erwachte. Er glitt über ihre Hüften und landete in seiner Schlammteufelgestalt auf dem Boden. Seine fedrigen Kiemenbüschel bogen sich vor, und sein Schwanz peitschte nervös hin und her. In vollkommener Übereinstimmung mit Brians Instrumenten war auch er der Ansicht, dass da draußen etwas war, aber sie konnte nicht sehen, wo ...
    Da. Sie erspähte eine Bewegung jenseits des Zauns an der Ecke des Gebäudes, an der der Brandstifter eingedrungen war. Ihr Herz hämmerte in der Brust, und sie wühlte in ihrer Jacke nach Waffe und Taschenlampe. In all der Zeit als Brandermittlerin hatte sie nie einen Grund gehabt, ihren kleinen Revolver Kaliber 38 zu ziehen. Das Ding war für sie vor allem ein zusätzliches Gewicht,

Weitere Kostenlose Bücher