Flammenzorn
eine Kiste mit seiner Ausrüstung vom Rücksitz, und Anya schaltete den Scheinwerfer an, um den Weg zum Gebäude zu beleuchten. Der Untergrund war tückisch, und sie mussten sich mühsam einen Weg durch den Schutt bahnen. Anya zog eine Ecke des provisorischen Zauns zur Seite, und sie schlüpften hindurch.
»Wo soll ich es aufbauen?«, fragte Brian.
»Wenn es möglich ist, würde ich gern eine Weitwinkelkamera vor dem Eingang haben und eine im Keller. Da unten scheint unser Brandstifter die meiste Zeit verbracht zu haben. Ich nehme an, wenn er zurückkommt, wird er sich das noch einmal ansehen wollen.«
Brian stellte seine Tasche ab und fischte eine drahtlose, faustgroße Kamera heraus. Die Linse war ungefähr so groß wie eine Silberdollar-Münze, und an dem Gehäuse waren zwei glänzende, schwarze Flügel. Die Kamera sah aus wie ein winziger schwarzer Satellit. Er zeigte auf den kaputten Türsturz. »Da oben?«
»Ja. Ich möchte sehen, wer hier vorbeikommt.«
Brian kletterte auf die herumliegenden Trümmerstücke und streckte seinen Arm nach oben aus. Die Kamera starrte nun wie ein böswilliger Kanarienvogel mit ihrem Obsidianauge zu Boden. Sie war unauffällig genug, um als Schutt durchzugehen; das schwarze Gehäuse hob sich nicht von dem umgebenden Ruß ab. Anders als die meisten Webcams, die Anya kannte, hatte diese kein Lämpchen, das verriet, dass sie in Betrieb war. Brian klappte seinen Laptop auf und drehte ihn zu Anya, damit sie den Bildschirm sehen konnte. »So recht?«
Sie konnte sich selbst und Brian, der über dem Laptop kauerte, in den typischen Grüntönen des Restlichtverstärkers erkennen. Der Aufnahmewinkel reichte von einer Seite des Gebäudes zur anderen.
»Sehr schön«, sagte sie. »Aber wie lange halten die Batterien?« Im ganzen Gebäude gab es derzeit - und vielleicht für alle Zeiten - weder Gas noch elektrischen Strom.
»Ungefähr achtundvierzig Stunden. Der Sender hat eine Solarzelle, die die Batterie bei Tag aufladen müsste. Aber wenn es bewölkt sein wird, ist sie morgen Abend leer.«
»Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt«, bemerkte Anya.
Brian grinste. »Ich betrachte das als einen ersten Praxistest.«
Sie trat einen Schritt zurück und sah zu, wie er die Bildschirmauflösung einstellte. »Mir kommt langsam der Verdacht, dass du mit den DAGR Praxisversuche mit etlichen deiner Spielzeuge durchführst.«
»Klar. Das ist eine tolle Gelegenheit, um die Überwachungsgeräte unter allen möglichen verschiedenen Bedingungen zu erproben - und das, was wir aufzeichnen, ist wirklich schwer erfassbar. Das gibt mir die Gelegenheit, die Ausrüstung zu testen, ehe ich die endgültigen Prototypen zusammenbaue.«
»Hast du noch so ein Vögelchen für den Keller?«
»Das gefällt mir ... ich glaube, du hast mich gerade auf einen passenden Decknamen für die kleinen Burschen gebracht: Amseln.« Brian zog eine weitere Kamera aus seiner Tasche. »Wo soll diese hier sitzen?«
»Folge mir.« Anya ging um das Gebäude und trat an das Fenster, durch das der Brandstifter eingedrungen war. Die Kamera über dem Haupteingang würde ihn erfassen, sollte er einfach nur vorbeigehen; die Kamera im Keller würde ihn sehen, wenn er beschließen sollte, noch ein bisschen zu spielen.
Anya zog die Sperrholzplatte weg, mit der das Fenster verdeckt worden war. Die Forensiker hatten das Gitter und das Glas mitgenommen, um Fingerabdrücke zu nehmen - allerdings ohne Erfolg. Nun war von dem Fenster nur noch ein gähnendes schwarzes Loch übrig, das hinunter in die Finsternis führte. Die Finger am Rahmen festgeklammert, glitt Anya in den Keller und landete in einer Pfütze. Dann nahm sie Brian die Tasche ab. Er folgte ihr.
Das Licht von Anyas Taschenlampe huschte durch den Keller. Von dem Handwerkergeist war nichts zu sehen. »Vielleicht kannst du hier sogar einen Geist aufnehmen.« Sie erzählte ihm von dem Mann, der an dem Staubsauger gewerkelt und den Brandstifter gesehen hatte.
»Bei dieser Kamera mache ich mir keine allzu großen Hoffnungen«, entgegnete Brian und befestigte die Kamera an einem geschwärzten Balken dem Fenster gegenüber. »Da die Sonne nicht bis hierher kommt, halten die Batterien höchstens zwölf Stunden, ehe sie ausgetauscht werden müssen.«
Anya spürte, wie sich ihr Halsreif erwärmte und wie Sparky auf ihrer Schulter den Kopf hob und sich umschaute.
»Was für ein hübsches, raffiniertes Gerät.«
Anya drehte sich ebenfalls um und sah nun die Umrisse des Handwerkers,
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