Flammenzorn
Ciro plötzlich aus ihr hervorgebrochen war, aber jetzt wollte sie auf die Bremse treten. »Können wir ... können wir über die Brandstiftungen reden? Über den Mann - das Ding - das wir gesehen haben?«
Ciro nickte. »Wenn du willst.« Er beugte sich im Bett vor. »Aber bitte begreife, dass du dir bei all dem nichts vorzuwerfen hast. Strafe dich nicht für ein Verbrechen, das du nicht begangen hast - sonst wirst du es auf ewig tun und darunter leiden.«
Anya schluckte. Ewig mochte sie sich gar nicht vorstellen. Wie würde es sein, wenn sie einmal starb? Würde sie zu einem Geist werden und ruhelos durch die Straßen von Detroit ziehen, stets mit Sparky an ihrer Seite?
Und inwiefern würde das dann anders sein als jetzt? Sie überlegte.
Der Dämonologe faltete seine knorrigen Hände. »Dein brennender Mann ... er muss ein Mensch sein, sonst hättest du sein Bild mit der Kamera nicht so klar erfassen können. Außerdem kann Brian ihn sehen. Er ist real.«
»Aber das Feuer!«, wandte sie ein. »Er steht in Flammen ohne sich zu verbrennen. Er kann Beton schmelzen und ohne Brandbeschleuniger ein gewaltiges Feuer entfachen. Das ist nicht menschlich.«
»Richtig, er besitzt Fähigkeiten der Anderen. Sparky kann mit ihm interagieren. Er scheint das Element des Feuers zu beherrschen. Er sieht Geister, und wie es scheint, hat er tatsächlich den Geist des Handwerkers verschlungen.«
»Meinst du ...«, begann Anya mit sehr leiser, furchtsamer Stimme - und sie ängstigte sich in der Tat davor, den Gedanken in Worte zu fassen. »Meinst du, er könnte wie ich sein?«
»Eine Laterne? Vielleicht. Er könnte eine Laterne sein, deren Kontakt zu ihrer elementaren Natur stärker ist, als bei dir. Es hört sich ganz so an, als wäre er ein versierter Magier.« Ciro strich imaginäre Falten aus der Bettdecke. »Wahrscheinlich kann er nicht anders, er muss versuchen, Sirrush zu beschwören. Und wie Katie dir schon gesagt hat, ist das ein äußerst gefährliches Unterfangen. Einmal da, ist Sirrush mit den Mitteln der Sterblichen nicht mehr zu kontrollieren.«
Anya umfasste ihre Ellbogen. Plötzlich war ihr kalt. Sie hatte geglaubt, sie wäre die Einzige - die einzige Laterne. Einmalig. Aber nun, da es möglicherweise noch eine andere gab, wollte sie mehr erfahren. »Er hat keinen Vertrauten.«
»Vielleicht hatte er keine Mutter, die ihn genug geliebt hat, um einen für ihn herbeizubeschwören.« Ciros Lächeln war sanft, doch seine Stimme klang unerbittlich. »Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen sein muss, ohne einen Beschützer aufzuwachsen und jedem Geist, dem man begegnet, ausgeliefert zu sein.«
Anyas Miene verfinsterte sich. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Würde sie auch ohne Sparky so furchtlos auf die Geister reagieren, die auf Erden wandelten und ihr immer wieder über den Weg liefen? Was auch passierte, sie wusste, dass Sparky für sie kämpfen würde. Sie streckte die Hand aus, um die lockere Haut an seiner Kehle zu kraulen. Er verzog das Gesicht zu einem amphibischen Ausdruck des Wohlbefindens und drehte sich auf den Rücken.
»Dann wäre es kein Wunder, dass er zu einem Zerstörer wurde«, spekulierte Ciro. »Trotzdem muss er aufgehalten werden.«
»Und wie stelle ich das an?« Anya hob ihre leeren Hände zu einer hilflosen Geste. Es war, als würden sich ihr alle Gedanken und Theorien entziehen.
»Du wirst ihn bannen müssen, meine Liebe. Das ist die einzige Möglichkeit, Elementarenergie einzusperren.« Ciro schüttelte den Kopf. »Ich werde nachforschen müssen, wie das geht.« Er sah sie aus müden Augen an. »Aber bevor du auch nur daran denken kannst, seine magischen Kräfte zu bannen, musst du ihn hier in der Welt der Menschen fangen.«
Anya verließ Ciros Wohnung und ging die Stufen zum Erdgeschoss hinunter. Der alte Dämonologe lebte über dem Ort seiner vorrangigen Beschäftigung: dem Lokal Devil's Bathtub, dessen Wirt er war. Draußen hing ein Neonschild in Form einer blauen Badewanne, über deren Rand rote Hörner und ein spitzer Schwanz ragten. Während der Prohibition war Ciros Bar eine illegale Kneipe gewesen, verborgen im Keller. Heute lag sie im Erdgeschoss - und die DAGR versammelten sich im Keller. Als Ciro das runtergekommene Sandsteingebäude vor Jahrzehnten erworben hatte, hatte er sämtliches Originalinventar der Bar von unten hinaufbringen lassen. Nun erstreckte sich ein verkratzter, aber gut gewachster und glänzend polierter Tresen von einer Seite des Raums zur
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