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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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war schlicht unerträglich, sogar für die Toten.
    Oben hörte sie eine Frau singen. Die Stimme wanderte die Treppe hinauf, und Anya hoffte, das Wiegenlied würde Ciro süße Träume schenken.

KAPITEL SIEBEN
    »Die Party kann losgehen.«
    Max grinste Anya an, als sie durch die schmale, verborgene Tür an der Hintertreppe des Devil's Bathtub schlüpfte. Der Keller des Hauses war zur Operationsbasis der DAGR geworden: ein großer, rechteckiger Raum gefüllt mit Computern, Bücherschränken voll von Ciros staubigen Wälzern und Holzkisten mit geheimnisvollen technischen und magischen Gerätschaften. Jules, Max, Brian und Katie saßen auf Klappstühlen an einer langen Tafel. Ciros Platz am Kopfende war leer.
    Anya wandte den Blick von dem Sonnenbrand in Brians Gesicht ab und nahm auf einem Stuhl Platz. »Hallo, Leute«, murmelte sie.
    Jules schob einen Aktenordner zu ihr über den Tisch. »Danke, dass du gekommen bist, Anya.« Anya war sich nicht sicher, ob er es ehrlich meinte. Er saß am anderen Ende des Tisches und schlug seine eigene Akte auf. »Wir haben heute einen ziemlich ernsten Fall, Leute. Verdacht auf dämonische Besessenheit bei einem jungen Mädchen. Ein alles aufsaugender Parasit.« Er presste die Lippen zu einer Linie zusammen. Jules brachte Geistern wenig Geduld entgegen, hatte aber trotzdem Mitleid mit ihnen. Immerhin, so dachte er, waren Geister einmal Menschen gewesen. Nichtmenschliche Wesen jedoch verachtete er. Deshalb machte sich Sparky in seiner Gegenwart meist rar.
    »Lass mich raten.« Brian hob einen Finger. »Ein gelangweiltes Mädchen kauft sich ein Ouijabrett und lockt einen ungebetenen Gast herbei. Und jetzt sind die Eltern sauer, weil sie plötzlich einen Untermieter haben, der ihr Zeug durcheinanderbringt, ihr Bier trinkt und nachts herumpoltert. Kommt das so etwa hin?«
    Jules nickte. »Nun, so hat es jedenfalls angefangen. In diesem Stadium wäre es kein Problem, die ganze Sache im Keim zu ersticken, aber inzwischen ist es vollständig aus dem Ruder gelaufen. Das Mädchen steht kurz vor der Zwangseinweisung in eine psychiatrische Anstalt. Es hat offenbar jeglichen Bezug zur Realität verloren und durch die Medikamente ist es kaum noch bei Verstand. Mom denkt, es wäre von einem Dämon besessen. Dad meint, es hätte zu viel Ecstasy eingeworfen. Auf spirituelle Erklärungen lässt er sich nicht ein. Die kleine Schwester hat angefangen, Stimmen zu hören. Mom will, dass das aufhört, ehe die Kleine genauso abdreht wie ihre große Schwester.«
    Anya blätterte in der Akte. Jules machte stets akribische Notizen und Fotos. Das Haus sah wie ein typisches Vorstadtheim aus: Ein kleiner Zaun umgab das Grundstück, zwei Wagen standen in der Einfahrt, und im Garten lag Spielzeug herum. Jules hatte auch ein Bild von Mom, Dad und der kleinen Schwester auf der Couch gemacht. Mom sah aus wie der Inbegriff der Vorstadtmami und hatte dunkles, lockiges Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden trug. Dad arbeitete offenbar in einem Job, in dem er Kontakt zu anderen Menschen hatte - vielleicht im Verkauf. Er hatte seine Krawatte gelockert und die Ärmel seines Hemds hochgekrempelt. Ein gereizter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Über der Couch hingen gerahmte Militärfotos, woraus Anya schloss, dass er Soldat gewesen war; Marine, den Bildern nach.
    Das kleine Mädchen saß zu Füßen der Eltern und spielte mit einer verschmutzten Barbiepuppe. Das Mädchen - es sah aus wie eine schüchterne Sechsjährige - schaute nicht zur Kamera und schien ganz in das Spiel versunken zu sein. Sein dichtes, schwarzes Haar war zu Zöpfen gebunden, und es trug einen pinkfarbenen Pyjama mit cartoonartigen Katzenbildern. Es erinnerte Anya an das kleine Mädchen in dem Getränkeautomaten. Anya schluckte trocken.
    Sie blätterte weiter und entdeckte ein Foto des fehlenden Familienmitglieds: die ältere Tochter. Auf dem Bild blickte sie missmutig drein und saß in der Ecke ihres Zimmers auf einem Sitzsack. Merkwürdigerweise fehlten in ihrem Zimmer all die Gegenstände, die man sonst bei einem Teenager vermutete. Es gab weder Poster noch Bücher, weder CDs noch einen Computer. Und keine harten Gegenstände. Ihre dünnen Arme hatte sie vor der Brust verschränkt, auf dem T-Shirt prangte das Logo einer bekannten Emo-Band. Ihre Ohren waren mehrfach durchstochen, und Anya nahm an, dass sie als rebellischer Teenager mehr Piercings hatte, als bloß die offensichtlichen. Ihr Haar wurde durch ein schwarzes Kopftuch voller

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