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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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beworfen?«
    Anya kniff die Augen zusammen. »Nein, er hat versucht, mich in Brand zu stecken. Und er hat einen Zivilisten verbrannt.«
    »Womit? Einem Streichholzheftchen? Einem Flammenwerfer?«
    »Ich nehme an, es war irgendein leicht entflammbares Material. Er hat sich darin eingehüllt.«
    »Sie nehmen an? Ich dachte, Sie wären die Expertin. Feuer speien können Sie doch auch.«
    »Das reicht.« Marsh schlug mit der Hand auf den Tisch, und es gab einen Knall, als hätte ein Schuss die unechte Holzoberfläche getroffen. Als er dann wieder das Wort ergriff, sprach er sehr leise und in einer Tonlage, die kaum mehr als ein Knurren war. »Ich werde keine weiteren verbalen Angriffe tolerieren, ist das klar?«
    Vross starrte ihn verblüfft an.
    Marsh beugte sich zu ihm hinüber. »Wenn Sie nicht in der Lage sind, nett mit den anderen Kindern auf dem Spielplatz zu spielen, Vross, dann habe ich kein Problem damit, Ihren Abteilungsleiter zu bitten, der Task Force jemand anderen zuzuweisen. Einer von uns ist bei der letzten Brandstiftung ums Leben gekommen, und ich will Leute, die sich schnell an die Arbeit machen.«
    Vross musterte ihn finster, sagte aber nichts.
    »Lieutenant Kalinczyk hat ein Phantombild von unserem Brandstifter.« Marsh winkte Anya zu.
    Anya hielt eine Zeichnung hoch. Ein Polizeizeichner hatte sie anhand ihrer Beschreibung und der Bilder aus dem Nachrichtenmaterial angefertigt. »Der Brandstifter ist ungefähr einsachtundachtzig groß, neunzig Kilogramm schwer, durchschnittlich gebaut. Er ist weiß, hat dunkelbraunes oder schwarzes, schulterlanges Haar, Augenfarbe unbekannt. Seine Fingerabdrücke sind nicht im System, demnach gibt es keine Vorgeschichte. Er hat eine Schusswunde an der rechten Schulter, und er humpelt.«
    Vross warf einen Blick auf das Foto und winkte ab. »Wenn er das wirklich ist, haben wir ihn in ein paar Stunden gefasst. Dann könnt ihr wieder gehen und mit euren Feuerlöschern spielen.«
    »Dann«, sagte Marsh, »schlage ich vor, dass Sie ihn zur Fahndung ausschreiben und sich an Ihre hochgelobte Polizeiarbeit machen.«
    Nach Vross' Auffassung war Polizeiarbeit ausschließlich ein Spiel für die Jungs. Sie nahmen Anyas Murmeln an sich und kehrten zurück in ihre Festung, um mit den Beweisen zu spielen und ihre Plastiksoldaten auf den Straßen zu platzieren, damit sie den von ihr beschriebenen Bösewicht jagen konnten.
    Anya hatte den größten Teil des Nachmittags damit verbracht, ihre Fallakten zu kopieren und in Kisten für Vross und seine Männer zu packen - nicht, dass die sich die Mühe machen würden, die Akten aufzuschlagen. Vross würde vermutlich Anweisung geben, die Kisten ungeöffnet in den Müllcontainer zu werfen, vorausgesetzt sie nahmen sie überhaupt mit.
    Anya beschloss, lieber dorthin zu gehen, wo sie erwünscht war.
    »Hey, Ciro. Wie geht es dir?«
    Sie saß neben ihm, am Rand der Bettdecke und ergriff die Hand des alten Mannes. Sie fühlte sich kalt an. Anya begann, Ciros knochige Finger zu reiben. Ciro lag im Bett, die Decke bis ans Kinn hochgezogen, die schmalen Schultern gegen einen Berg aus Kissen gelehnt. Aber er lächelte, als er sie sah, und dieses Lächeln wärmte ihr Herz.
    Wenigstens einer war froh, sie heute zu sehen.
    »Besser, Kindchen, besser. Sie haben gesagt, meine Pumpe sei ein bisschen launisch. Aber das passiert jedem irgendwann. Also, hör auf meinen Rat: Werde nicht alt.«
    Anya lächelte. »Die Alternative ist nicht besonders reizvoll.«
    Ciro kicherte leise und musste husten. Sie reichte ihm ein Glas Wasser, und er trank vorsichtig. »Wie geht es dem kleinen Salamander?«, fragte er.
    Anya blickte zum Fußende des Betts, wo sich Sparky räkelte. »So wie es aussieht, mag er es, dir Gesellschaft zu leisten.« Ihr Vertrauter war seit der vergangenen Nacht sehr anhänglich. Der Zusammenstoß mit dem Brandstifter schien ihn ein wenig geschunden zurückgelassen zu haben, aber ihm war nichts Ernstes passiert. Sie hatte ihn mit unter die heiße Dusche genommen und ihm erlaubt, mit seinem Leuchtwurm im Bett zu schlafen.
    Ciro streckte die Hand nach Sparky aus. Sparkys Zunge wickelte sich um seine Finger. Der alte Mann schloss die Augen. »Ah. Er fühlt sich warm an.«
    Anya lächelte. Ciro versuchte stets mit Sparky zu interagieren, wenn dies für Menschen auch nur auf eine begrenzte Art möglich war. Doch sie glaubte, dass Sparky die Aufmerksamkeit genoss. Der arme Kerl war so sehr daran gewöhnt, ignoriert zu werden ... kein Wunder, dass er Anya

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