Flammenzungen
Fernseher zu verkaufen würde nicht mehr als eine warme Mahlzeit einbringen. Das einzig einigermaßen Wertvolle, das sie ihr Eigen nannte, war das Shotgun House.
„Und ihr Leben“, murmelte er und schlug einen der breiteren Ordner auf. Weder Post noch Formulare oder Benachrichtigungen lagen herum. Amy schien sofort alles ordentlich abzuheften. „Du musst lockerer werden, Babydoll.“ Er stockte, blätterte noch einmal zurück und las erneut, was auf der Nachricht mit offiziell aussehendem Briefkopf und Wasserzeichen stand. Tatsächlich! Er konnte es kaum glauben. Es handelte sich um einen richterlichen Beschluss; Adressiert war er an Ms. Amy LaBauve. Sie wurde durch das Schreiben davon in Kenntnis gesetzt, dass sie ein Jahr lang zweimal wöchentlich Sozialstunden in der Suppenküche ableisten musste. Der Grund dafür wurde nicht angegeben, nur das Aktenzeichen ihrer Anhörung und wann, wo sie sich im Januar dieses Jahres einzufinden hatte.
Amy war verurteilt worden! Erstaunt saß Lorcan am Tisch und starrte auf den Brief. Sie arbeitete nicht aus reiner Nächstenliebe im Asyl, sondern weil man sie dazu verdonnert hatte.
„Schau an, schau an. Wer hätte das gedacht?“ Sie war also doch nicht so unbefleckt, wie sie tat. „Was hat meine süße kleine Amy verbrochen?“
Er konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen. Durch seine Entdeckung war sein Glied steinhart geworden.
Lorcan stand auf, ging ins Schlafzimmer und nahm einen der dicken Strümpfe aus dem Kleiderschrank. Als Erstes griff er den bunt geringelten, aber das war ihm dann doch zu lächerlich, daher stülpte er am Ende eine fleischfarbene Socke über seinen Phallus. Sie stellte sich als erstaunlich weich heraus, als er mit langen Strichen darüberrieb und sich Amy als eine moderne Bonnie Elizabeth Parker vorstellte. Selbstverständlich sah er sich selbst als ihr Partner Clyde Chest- nut Barrow. Gemeinsam lehrten sie den Südwesten der USA das Fürchten wie die Originale in den 1930ern.
Es dauerte nicht lange, und er ergoss sich in ihren Strumpf. Aber bereits beim Abklingen des Höhepunktes stand für ihn fest, dass er Amy sofort vernaschen würde, sobald sie am späten Nachmittag heimkehrte.
8. KAPITEL
Amy sah Lorcan an, dass er wenig erfreut darüber war, sie nach ihrer Rückkehr von der Arbeit nicht allein für sich zu haben. Ihr Wagen hatte nicht anspringen wollen, und so hatte sie ihren besten Freund Nabil angerufen, um ihn zu bitten, ihr Auto abzuschleppen, sie zur Werkstatt zu bringen und sie danach nach Hause zu fahren.
Wie zwei Bulldoggen, die gleich aufeinander losgehen würden, beäugten sich die Männer.
Lorcan saß auf dem Küchenstuhl in einer Machopose. Seine Beine waren gespreizt, eine Hand lag auf seinem Schritt, und er lehnte sich lässig zurück. Amy verdrehte die Augen, ab er keineswegs heimlich, sondern so, dass er es mitbekam, wie lächerlich sie sein Gehabe fand.
Dann wandte sie sich an Nabil und sah ihn eindringlich an, um ihn zu bitten, keinen Ärger zu machen. Er stand im Durchgang zwischen Bad und Küche und erweckte den Anschein, Lorcan jeden Moment durch die Hintertür fortjagen zu wollen. Seine Arme waren verschränkt, und seine Hände waren zu Fäusten geballt.
Die beiden hatten noch keinen Ton miteinander gesprochen. Keine Begrüßung, kein „Hau ab“. Als sie mit Nabil hereingekommen war, hatten er und Lorcan sich lediglich zugenickt, einer mürrischer als der andere.
Amy überprüfte die Klimaanlage, aber sie, war bereits voll aufgedreht. Die Luft im Haus war stickiger denn je. Sie wollte sich etwas Legeres anziehen, wagte jedoch nicht, die Männer allein zu lassen.
Unterschiedlicher konnten sie nicht sein, was nichts mit Nabils dunkler Hautfarbe zu tun hatte. Gegen den muskulösen Lorcan wirkte er noch schlaksiger, dafür aber größer. Während Nabil einen akkuraten Seitenscheitel trug und seine schwarzen Haare sich mithilfe von viel Gel an den Kopf schmiegten, sah Lorcan aus, als hätte er die Finger in eine Steckdose gesteckt. Seine hellbraune Löwenmähne ließ ihn noch angriffslustiger erscheinen. Sein Muscle-Shirt war verwaschen, so etwas hätte Nabil niemals angezogen. Er bevorzugte kurzärmelige Hemden, egal ob beruflich oder privat, und er war der einzige Mann, den Amy kannte, der seine Kleidung mit einer Fusselrolle bearbeitete. Aber genauso korrekt wie sein Auftreten war auch sein Wesen. Auf ihn konnte sich Amy verlassen. Er war immer für sie da. Durch Lorcan jedoch, das ahnte sie,
Weitere Kostenlose Bücher