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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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in den Anzeigen nach einer Wohnung.“
    Er wusste, auf was sie hinauswollte, konnte sich aber dennoch nicht verkneifen zu fragen: „Für uns?“
    „Für dich.“ Amy verdrehte die Augen. „Jeder braucht ein Zuhause, selbst Lorcan ... Wie heißt du eigentlich weiter?“ Er legte seine Arme auf die Rückenlehne des Sofas und schwieg. An ihrer Miene erkannte er, dass seine Verschlossenheit sie verletzte, immerhin erlaubte sie ihm, allein in ihrem Haus zu bleiben. Das tat ihm ehrlich leid, trotzdem wollte er nur so viel von sich preisgeben, dass er in ihrer Nähe bleiben durfte. Also gut, er hatte einen Minuspunkt bei ihr eingeheimst. Um das Punktekonto auszugleichen, deckte er einen Vertrauensbruch von ihr auf. „Hast du keinen Computer im Büro?“
    „Wie bitte?“ Ihre Brauen wölbten sich. Sie hielt den Laptop unter ihrem Arm so fest, dass ihr Handgelenk weiß hervortrat.
    „Oder gehört das Notebook der Stadtverwaltung und du hattest es mit nach Hause genommen, um noch zu arbeiten?“
    „Es ist meins, aber ...“ Sie schluckte mehrmals. „Ich arbeite ... an etwas ... einer Geschäftsidee, privat, und möchte schon mal im Internet... online recherchieren.“
    „Wovon sprichst du?“
    „Ach nichts. Das ist... nur so ein Gedanke, nichts Fixes.“ Sie machte eine wegwischende Handbewegung. „Ein Wunschtraum ... es wird wahrscheinlich eh nichts daraus.“ „Sag schon.“ Neugierig horchte er auf. „Oder flunkerst du mich an?“
    Sie blinzelte verstimmt. Schließlich atmete sie tief durch und sagte so selbstsicher, dass er ihr glaubte: „Ich würde gerne Shotgun-Häuser renovieren. Kaum jemand möchte in ihnen wohnen, dabei gehören sie doch zur Kultur im Süden der USA und sind gemütliche Nester. Ich weiß, dass ich richtige Schmuckstücke aus ihnen machen könnte. Mir ist nur noch nicht so ganz klar, wie ich das Projekt angehen könnte.“
    Damit hatte er nicht gerechnet, und es machte ihn für einen Moment sprachlos. „Klingt ambitioniert.“
    „Ich muss mich erst noch über den Markt informieren.“ Sachte klopfte sie auf ihren Laptop. „Handwerker ins Boot holen und mich über Vertriebsmöglichkeiten informieren.“ „Und das geht nicht über deinen Arbeitsrechner?“
    Nun sah sie wieder so hilflos aus, dass sie ihm fast leidtat. „Manche Seiten im Web sind gesperrt und ich könnte ... mein PC, meine ich, könnte überwacht werden. Es gibt da doch so Programme ... und mein Chef ist irgendwie komisch.“
    „Vertraut er seinen Mitarbeitern nicht?“ Da sie eifrig nickte, neigte sich Lorcan vor und stützte sich auf den Oberschenkeln ab. „Warum sucht er sich dann keine neuen?“ „Erzähl niemandem, dass ich während der Arbeitszeit surfe, okay?“ 
    Wegen so einer Lappalie machte sie sich Sorgen? Süße, unschuldige Amy, dachte er. Sie schien noch nie Dreck gefressen zu haben, anders als er. Das Leben war eine Hure. Er hatte es voll ausgekostet, und sie hatte ihn übers Ohr gehauen. Aber er war dabei, sich alles von ihr zurückzuholen.
    „Das würde ich niemals tun!“ Er hatte den Minuspunkt zwar nicht wiedergutgemacht, aber sie musste nun ebenfalls einen verbuchen und vergaß darüber hoffentlich, dass er ihr seinen Nachnamen nicht verraten wollte. Jedenfalls ließ sie das Thema für den Moment auf sich beruhen und ging.
    Er blieb allein in ihrem Shotgun House zurück. Wie leichtsinnig von ihr! In diesen vier Wänden befand sich ihr ganzes Hab und Gut. Dies war ihr Nest, ihr Refugium, und sie hatte ihre Türen weit für einen Clochard und Exsträfling geöffnet. Sie musste ernsthaft an das Gute in ihm glauben.
    „Traue niemandem, das wirst du noch lernen“, sagte er laut zu Amy, als wäre sie noch da, und erhob sich, „auf die sanfte oder auf die harte Tour.“
    Eigentlich interessierten ihn Frauen wie Amy nicht. Sie waren zu farblos, zu glatt, zu lupenrein. Jeden Sonntag gingen sie zu den Eltern essen, sie heirateten, bekamen Kinder, saßen auf der Veranda, wenn sie alt waren, und spielten allen eine heile Welt vor. Gestritten wurde nur zu Hause und geliebt nur im Bett. Die Frau pflegte die Rabatten, während der Mann einmal im Jahr den Lattenzaun vor dem Haus strich. Schon bei der Vorstellung bekam er eine Gänsehaut.
    Warum reagierte sein Schwanz bloß so heftig auf sie? Wenn er an die letzte Nacht dachte, in der er sie auf dem Badezimmerboden gevögelt hatte, wurde er schon wieder hart. Aber er hatte nicht für eine warme Mahlzeit und eine Nacht in einem richtigen Bett mit ihr

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