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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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würde, dass er sie ausspioniert hatte, widmete er sich dem nächsten Raum. Im Schlafzimmer fand er zu seinem Erstaunen noch mehr Waffen. In einem Karton auf dem Kleiderschrank stieß er auf eine Flinte und ein Jagdmesser. Patronen für das Gewehr lagen nicht dabei, und Lorcan bezweifelte, dass es in diesem Haushalt welche gab. Der Staub auf der Pappbox ließ darauf schließen, dass sie seit einer Ewigkeit nicht mehr geöffnet worden war. Lächelnd schüttelte er den Kopf über die Blümchenfolie, die auf dem Karton klebte. Ihm kam der Gedanke, dass die Schachtel Amy ähnelte: außen lieblich, aber der Inhalt war heiß. Lächelnd stellte er sie wieder zurück.
    Amy und ihre Familie schienen um ein blütenreines Image bemüht zu sein. Wie passten da die Waffen ins Bild?
    Er kam sich reichlich dumm vor, als er an ihrer Unterwäsche schnupperte, aber er konnte nicht anders. Leider rochen die Slips und BHs lediglich nach Waschmittel und nicht nach ihr. Sie befanden sich ordentlich gefaltet in einem Drahtkorb in ihrem Kleiderschrank. Gleich darunter lagen ihre Socken in einem gefächerten Aufbewahrungsbehälter aus Leinen. Mit gerümpfter Nase betrachtete er zwei Paar genauer. Sie waren grobmaschig, das eine hautfarben und das andere bunt geringelt. Zog Amy diese scheußlichen Dinger vielleicht im Bett an? Oder behielt sie sie nur als Andenken an ihre Oma? Verständnislos, aber amüsiert packte Lorcan sie wieder weg und schloss den Kleiderschrank.
    Den Bettüberwurf hatte Amy glatt gezogen. Auf der Nachtkommode waren keine Glasabdrücke zu sehen. Nicht einmal Wollmäuse entdeckte er unter dem Bett. Das war alles zu perfekt für ihn. Daher zerwühlte er das Bett und drehte den Wecker auf der Kommode zur Wand hin. Zufrieden rieb er die Handflächen aneinander und schaute sich den Inhalt der Kommode näher an.
    Schon nach den ersten drei Fotos, die er aus der untersten Schublade nahm, wusste er, worauf er gestoßen war: Erinnerungen an vergangene Liebschaften. Zähneknirschend sah er sich die Typen an, die Amy im Arm hielten. Als er auf ein Bild stieß, auf dem sie einen Kerl küsste, zerdrückte er es beinahe. Schuldbewusst strich er es wieder glatt, aber die Falte, die mitten durch den Schnappschuss verlief und Amy und ihren Exlover trennte, blieb. Lorcan legte es zurück und konnte sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.
    „Pickelgesicht. Du bist doch noch gar nicht trocken hinter den Ohren. Grünschnabel“, beschimpfte er einen Expartner Amys nach dem anderen. Doch dann wurde ihm bewusst, dass er eifersüchtig auf einen Haufen Teenager reagierte, und schnaubte. Wie alt waren diese Fotografien? Acht bis zehn Jahre? Mit den meisten Jungen hatte Amy sicherlich gar keinen Kontakt mehr. Sie war inzwischen zu einer Frau gereift, und er hegte keinen Zweifel daran, dass er ihr mehr bieten konnte als jeder andere Mann in ihrem Leben. Zumindest sexuell.
    Einzig und allein sexuell, korrigierte er sich in Gedanken. Von einer Sekunde auf die andere fühlte er sich erschöpft. Nur sein Glied zuckte munter, als er mit dem Daumen über Amys Konterfei strich.
    Angesäuert - worauf, vermochte er nicht zu sagen oder wollte nicht näher darüber nachdenken - las er die Postkarten. Es waren Liebesschwüre, die ihre Freunde ihr geschickt hatten. Briefe aus Amys Feder fand er nicht, nur das, was sie auf der Rückseite der Aufnahmen notiert hatte.
    „David, ich bin für immer dein. “
    „ John Goodwave, meine erste große Liebe. “
    „ Michael Suiker & Amy Suiker, geborene LaBauve.“
    Auf einmal hatte er genug von dem emotionalen Mist. Lorcan warf Fotos und Karten in die Schublade und knallte sie zu. Schwungvoll erhob er sich. Er hatte auch einmal so ein sorgenfreies Leben geführt. Eine Nacht voller Begierde, strahlende Gesichter am Morgen, Frühstück im Bett und die Aussicht auf einen Spaziergang im Stadtgarten. Unschuldiges Vergnügen, das wegfiel, wenn man weder Freundin noch Bett besaß und im Park schlief. Das alles hatte sich Anfang des Jahres geändert.
    Obwohl er nicht glaubte, dort viel zu finden, arbeitete er sich durch die Küche. Überrascht weiteten sich seine Augen, als er auf einige Aktenordner stieß. Er vermutete, dass Amy den Tisch nutzte, um ihre Ablage und Korrespondenz zu erledigen, da die anderen Zimmer zu klein geschnitten waren, um eine Büroecke einzurichten.
    Ihren Kontoauszügen entnahm er, dass sie tatsächlich nicht viel besaß. Er hatte weder teuren Schmuck noch einen Safe entdeckt, und ihren

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