Flammenzungen
enger an sich, als ihr lieb war. Mit Lorcan im Haus saß sie auf einem Pulverfass.
„Hast du das Fluch der Karibik-Kissen noch?“, fragte er.
„Selbstverständlich“, antwortete sie und schob ihn etwas von sich weg, doch er hielt sie fest. Er hatte es ihr kurz nach Karneval geschenkt. Ein seltsames Andenken, hatte sie gedacht. Inzwischen steckte es in einer dunkelblauen Kissenhülle, weil sie generell nicht viel von Fanartikeln hielt, aber das musste sie ihm ja nicht unter die Nase reiben.
Skeptisch legte er die Stirn in Falten. „Im Wohnzimmer habe ich es nicht gesehen.“
„Es ist im Schlafzimmer.“ Da er seltsam aufgeregt strahlte, kamen ihr Bede nk en. Hoffentlich verstand er das nicht falsch. Sie nahm es keineswegs mit ins Bett, sondern es lag dort auf einem Stuhl, weil sie nicht wusste, wohin damit.
Er zwinkerte. „Da hast du doch etwas zum Kuscheln und brauchst Mr Testosteron überhaupt nicht.“
Das Gespräch wurde ihr unangenehm. Es ging in eine Richtung, die ihr nicht gefiel. Zu allem Übel kehrte Lorcan auch noch in die Küche zurück. Hatte er Nabils abfällige Bemerkung mitbekommen? Amy hielt die Luft an.
„Ich wollte mir nur etwas zu trinken holen.“ Steif wie ein Zinnsoldat schritt er an ihnen vorüber. „Lasst euch von mir nicht stören - bei was auch immer.“
Rasch machte sie sich von Nabil los. So finster, wie Lorcans Miene aussah, befürchtete sie, er könnte ihrem Freund jeden Moment eine verpassen. Glücklicherweise riss er sich zusammen. Doch als er den Kühlschrank öffnete, packte er den Griff so fest, als wollte er ihn abreißen. Er nahm den Plastikkanister mit dem Orangensaft heraus und schloss die Tür wieder. Mit der Schulter lehnte er sich dagegen, fixierte Nabil provokant und trank.
Amy konnte ein genervtes Seufzen gerade noch unterdrücken. Offensichtlich hatte Lorcan nicht vor, sie noch einmal mit Nabil allein zu lassen.
Nabil verlagerte mehrfach sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er fühlte sich sichtlich unwohl und verabschiedete sich schließlich verstimmt, vielleicht weil sie ihren neuen Mitbewohner nicht hinausgeschickt und sich somit nicht eindeutig für ihn entschieden hatte.
„Du brauchst mich nicht zum Auto zu begleiten, Amy. Pass lieber auf deine Sachen auf“, presste er hervor, hatte aber anscheinend nicht den Mut, Lorcan dabei anzuschauen, und flüchtete förmlich. Vermutlich befürchtete er, sein Kontrahent könnte ihm den Spruch mit einem kräftigen Kinnhaken heimzahlen.
Nachdem er die Haustür für ihren Geschmack etwas zu laut zugeschlagen hatte, stellte sie sich dicht vor Lorcan und stützte die Hände in die Hüften.
„Hast du ein generelles Problem mit Männern?“, fragte sie ihn in Anspielung darauf, dass er bereits mit dem Indianer und Seth aneinandergeraten war und auch Nabil offensichtlich nicht leiden konnte.
„Ich habe ein Problem damit, dich in anderen Armen als den meinen anzutreffen.“ Er drückte sie mit dem Rücken gegen den Kühlschrank, stellte den Saft auf die Anrichte und schmiegte sich an Amy, sodass sie seine Erektion spürte. Dann presste er ihre Hände über ihrem Kopf gegen den Schrank und gab ihr einen Sommerkuss - heiß, leidenschaftlich und mit einem spritzigen Orangenaroma.
Frauen stehen nun mal auf Bad Boys' ging es Amy durch den Kopf, während sich ihre Zungen umkreisten. Aber man schlief nur mit ihnen, man ließ sich nicht weiter mit ihnen ein, denn sie bedeuteten Ärger. Zu dumm nur, dass nicht nur ihre Spalte pulsierte, sondern auch ihr Herz aufgeregt pochte. Sie versuchte es dazu zu bringen, gelassener zu schlagen, doch es ließ sich nicht von ihrem Verstand beirren.
Noch nie hatte ein Mann sie dominiert. Wenn sie darüber nachdachte, war es unvernünftig, einem Fremden und Exhäftling eine derartige Macht über sich zu geben. Aber nun, da Lorcan sie so besitzergreifend und sehnsüchtig küsste, schmolz sie schon wieder dahin.
Ich bin schwach, gestand sie sich ein. Sie war es in diesem Moment gern.
Er löste seinen Mund von ihrem, zog sich jedoch nicht von ihr zurück. Sein Gesicht war dem ihren so nah, dass sein Atem ihre Oberlippe kitzelte. Seine blauen Augen funkelten belustigt. Er musste spüren, wie leicht sie rumzukriegen war. Das gefiel ihr nicht. Sie wollte nicht wie Wachs in den Händen eines Mannes sein. Nicht wegen Lorcans Hintergrund, sondern weil ihr Stolz es ihr verbot.
Aufmüpfig reckte sie ihr Kinn nach vorn. „Nabil kann sehr gefühlvoll sein.“
„Das kann ich auch.“
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